Klimakrise – Energie, Armut

"Große Bedrohung für alle!" Ministerin lässt aufhorchen

"Die Klimakrise und ihre verheerenden Auswirkungen sind eine große Bedrohung für uns alle", stellt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler klar.

André Wilding
"Große Bedrohung für alle!" Ministerin lässt aufhorchen
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler spricht ein Machtwort.
picturedesk.com; iStock

Die Klimakrise ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Die Folgen und Auswirkungen sind bereits heute in Österreich und weltweit spürbar. Gerade Armutsbetroffene sind davon stärker betroffen als andere Gesellschaftsgruppen – auch in Österreich.

17,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung waren 2022 armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, das sind 1,5 Millionen Menschen. Oft fehlen ihnen Ressourcen, um Schutzmaßnahmen setzen zu können, während hohe Preise die bereits finanziell prekäre Situation weiter belasten.

Um gezielt einen stärkeren Fokus auf einkommensschwache Haushalte zu richten, hat die Volkshilfe im Auftrag des Klimaschutzministeriums in einer Studie untersucht, die Möglichkeiten armutsbetroffene Menschen haben, auf die Klimakrise zu reagieren.

Das Ziel der Studie: Armutsbetroffenen im öffentlichen Diskurs zur Klimakrise eine Stimme verschaffen, Erfahrungen und Bedürfnisse ausmachen und die Entwicklung von Kommunikationsformaten für Armutsbetroffene im Umgang mit der Klimakrise.

Zentrale Studienergebnisse

- Mehr als Dreiviertel (77 Prozent) der insgesamt 100 befragten Armutsbetroffenen geben an, besorgt oder sehr besorgt über die Klimakrise zu sein.

- Nahezu alle Befragten empfinden die Klimakrise als ernstes, oder sogar sehr ernstes gesellschaftliches Problem.

- Beinahe 80 Prozent der Befragten spüren die Auswirkungen der Klimakrise stark oder sehr stark in ihrem eigenen Leben.

- Für die politischen Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise zeigen sich hohe Zustimmungswerte, etwa dafür, mehr leistbare und gut isolierte Wohnungen zu errichten (89 Prozent) oder mehr finanzielle Unterstützung für einen Heizungstausch zur Verfügung zu stellen (84 Prozent).

- Die meisten Befragten benötigen eine bessere Isolierung der Wohnung, brauchen mehr Möglichkeiten, sich während Hitzeperioden kostenlos abkühlen zu können und wünschen sich mehr Grünflächen in der Nähe der Wohnung

- Fast 70 Prozent der Befragten waren schon einmal in der Situation, ihre Energierechnung nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen zu können

- Fast 70 Prozent der Befragten waren schon einmal in der Situation, ihre Energierechnung nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen zu können

Vorgeschlagene klimasoziale Maßnahmen

- Fokus sollte auf nachhaltigen Wohnbau, bessere Isolierung und ökologische Sanierung gelegt werden (allg.: Verbesserung von Wohnbedingungen Armutsbetroffener)

- Weitere Empfehlungen u.a. Schaffung klimafitter und konsumfreier Bereiche in öffentlichen Räumen; zielgruppengerechter, verbesserter Zugang zu regionalen und biologischen Lebensmitteln, finanzielle Unterstützung bei Bewältigung der Folgen durch die Klimakrise

"Die Klimakrise und ihre verheerenden Auswirkungen sind eine große Bedrohung für uns alle. Leider treffen auch in Österreich die Folgen der Klimakrise Haushalte mit wenig Einkommen sehr viel stärker als den Rest unserer Gesellschaft. Die Studie zeigt, um wie viel stärker die Klimakrise armutsbetroffene Menschen trifft und was wir als Gesellschaft und in der Politik dagegen tun können", so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Gesetzte Maßnahmen gegen Energiearmut

Die soziale und umverteilungspolitische Dimension ist ein zentraler Bestandteil vieler Klimaschutzmaßnahmen. So stellt etwas der Klimabonus eine Umverteilung von höheren zu niedrigeren Einkommen dar. Zusätzlich hat die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, um von Energiearmut betroffene Menschen gezielt zu unterstützen:

- Einrichtung einer Koordinierungsstelle und einer Kommission zur Bekämpfung von Energiearmut im Klima- und Energiefonds

- Ausbildung von über 200 sozialen Energieberater

- Förderung "Sauber Heizen für Alle" mit bis zu 100 Prozent Unterstützung für den Tausch einer klimafreundlichen Heizung für Haushalte im untersten Einkommensdrittel, dafür stehen im Budget 1,6 Milliarden Euro bis 2030 bereit

- Soziale Energiesparberatung mit Gerätetausch (Abwicklung in Kooperation mit Caritas und Volkshilfe Wien; 120 Millionen Euro bis 2026)

- Förderung für die Sanierung von Gebäuden für Schutzbedürftige (45 Millionen Euro bis 2026 in der Umweltförderung)

- Förderung für die Sanierung von Gebäuden für Schutzbedürftige (45 Millionen Euro bis 2026 in der Umweltförderung)

- Übernahme der Kostensteigerung der Stromentgeltnetze

- Wohn- und Heizkostenzuschuss durch den Bund an die Länder (675 Millionen Euro)

- Aufstockung Wohnschirm um weitere 60 Millionen Euro. Er übernimmt offene Miet- und Energiekosten. Bis Ende 2026 stehen somit insgesamt 224 Millionen Euro zur Verfügung.

- Wohnraum-Bau-Offensive (390 Millionen Euro für leistbare Wohnungen, 220 Millionen Euro für Sanierungen)

- Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen, 500 Millionen Euro für armutsgefährdete Familien mit Kindern

"Besonderes Anliegen"

"Gerade, weil armutsbetroffene Menschen die Klimakrise stärker trifft als andere Teile unserer Gesellschaft, ist es mir ein besonderes Anliegen, hier gezielt zu unterstützen. Wir haben bereits eine Reihe von Initiativen zur Unterstützung von einkommensschwachen Haushalten ins Leben gerufen. Die eigens eingerichtete Kommission zur Bekämpfung von Energiearmut und eine eigene Koordinierungsstelle sind zwei wesentliche Instrumente davon, um dieses wichtige Thema weiter anzugehen. Weil Energiearmut ein Querschnittsthema ist, sind auch die Länder und die Energieversorger gefordert. Die Studie zeigt aber auch, dass es oft schwierig ist, armutsbetroffene Menschen zu erreichen. Hier braucht es neben zielgerichteter Unterstützung auch neue Kommunikationsformate und die Ansprache über geeignete Kanäle", so Gewessler.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

"Klimkrise darf nicht zu sozialer Krise werden"

Und Sozialminister Johannes Rauch ergänzt: "Extremwetterereignisse, steigende Wohn- und Energiekosten und hohe Lebensmittelpreise treffen armutsgefährdete Menschen besonders stark. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Klimakrise nicht zu einer sozialen Krise wird. Als Bundesregierung haben wir bereits viele Maßnahmen gesetzt, um armutsgefährdete Familien bestmöglich zu entlasten. In den nächsten Jahren schaffen wir mit unserem großen Wohnbaupaket mehr sozialen und leistbaren Wohnraum. Unsere Investitionen in Sanierungsmaßnahmen sind dabei auch eine klare Investition in den Klimaschutz, in den Wohnkomfort und gleichzeitig sinken die Betriebskosten für diese Wohnungen. Mit dem Wohnschirm stellen wir sicher, dass niemand seine Wohnung verliert, weil er Energierechnungen oder Miete nicht mehr zahlen kann. Für mich ist klar: Wir müssen Sozialpolitik und Klimapolitik gemeinsam denken. Nur so können wir verhindern, dass die Folgen der Klimakrise soziale Ungleichheiten verschärfen."

Sozialminister Johannes Rauch
Sozialminister Johannes Rauch
Denise Auer

Gesundheitliche Probleme

Volkshilfe Bundesgeschäftsführer Erich Fenninger ergänzt: "Bei der Frage nach den Belastungen durch die Klimakrise, nennen armutsbetroffene Menschen allen voran gesundheitliche Probleme. Sie berichten etwa von einer stärkeren Belastung bei bestehenden Atemwegserkrankungen oder Arthrose, aber auch durch Schimmel. Alle Befragten in unserer Studie gaben an, entweder aktuell oder in der Vergangenheit Probleme mit Schimmel in der eigenen Wohnung gehabt zu haben. Wenn wir hier nicht ausreichend gegensteuern, machen wir diese Menschen nachhaltig krank."

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