Steiermark
Grazer Koalition tauft historisch-belastete Straßen um
In Graz ist die Bevölkerung zwiegespalten, wenn es darum geht, dass einige Straßen und Plätze nun umbenannt werden.
Die Grazer Stadtregierung aus KPÖ, Grüne und SPÖ hat beschlossen, dass Straßen, die den Namen historisch-belasteter Personen tragen, umbenannt werden. Damit baut die Koalition, die seit November 2021 im Amt ist, die steirische Landeshauptstadt weiter um. Die Meinungen der Grazerinnen und Grazer gehen bezüglich der Maßnahme auseinander.
Stadt bezahlt alle Kosten
Fix einen neuen Namen soll die Max-Mell-Allee und die Kernstockgasse bekommen. Ziel sei es, die bedenklichsten Straßennamen umzubenennen. Die Kosten, die für die Anrainerinnen und Anrainer deshalb entstehen, sollen von der Stadt bezahlt werden.
Neben den genannten Straßen könnte es zu einer weitaus größeren Umbenennung kommen. Im Visier einer prüfenden Kommission ist nämlich auch die Conrad-von-Hötzendorf-Straße, die eine der Hauptverkehrsstraßen in Graz ist. Deren Namensgeber war Chef des Generalstabes im Ersten Weltkrieg und ein Hauptbefürworter für dessen Ausbruch.
Eine Historikerkommission unter der Leitung von Stefan Karner hatte vier Jahre lang die 1.630 Verkehrsflächen der steirischen Landeshauptstadt untersucht. Die Ergebnisse der Kommission zeigen, dass 82 Plätze und Straßen, die in Graz nach Personen benannt sind, historisch belastet sind. 20 Straßennamen wurden gar als "höchst bedenklich" eingestuft.
Die Liste der "höchst-bedenklichen" Grazer Straßennamen:
Alfred-Coßmann-Gasse, Ambrosigasse, Conrad-von-Hötzendorf-Straße, Dr.-Hans-Kloepfer-Straße, Dr.-Karl-Lueger-Straße, Dr.-Muck-Anlage, Dr.-Robert-Graf-Straße, Etrichgasse, Gustav-Hofer-Weg, Jahngasse, Jaritzweg, Kernstockgasse, Leo-Scheu-Gasse, Luigi-Kasimir-Gasse, Max-Mell-Allee, Nernstgasse, Pambergergasse, Pfitznergasse, Rudolf-List-Gasse und Walter-Semetkowski-Weg.
Die Vorgänger-Regierung aus ÖVP und FPÖ hatte sich entschieden, die Straßen nicht umzubenennen, sondern mittels Zusatztafel über dessen Namensgeber historisch einordnen zu können. Einige Passantinnen und Passanten fanden den Weg von schwarz-blau besser. "Der bürokratische Aufwand, der jetzt ausgelöst wird, steht einfach nicht dafür", sagt eine ältere Frau im Gespräch mit "Heute". Anders sieht es eine Gruppe von Studenten, die die Max-Mell-Allee zum Universität-Sport-Institut hinauf spaziert. "Man tut mit diesem Schritt keiner Person aktiv weh, außerdem ist die Intention dahinter eine gute", sagt einer von ihnen.