Wien
Gratis-Lebensmittel sorgen für Chaos bei Sozialverein
Wer sich eine der 350 begehrten MUT-Karten geholt hat, bekommt nun Gratis-Lebensmittel. Die Warteliste für die Karten ist lang. "Heute" war vor Ort.
15 Leute holen sich während dem knapp einstündigen Besuch von "Heute" beim Gratis-Sozialgreissler Lebensmittel ab. Weitere fünf Personen wollen eine Karte haben. Denn nur mit dieser bekommt man die begehrten Gratis-Lebensmittel. Projektleiter Alex Maier verkündet stolz: "Ich glaube wir sind eins der letzten Projekte, das wirklich komplett gratis ist. Fast überall anders zahlt man schon einen kleinen Mitgliedsbeitrag."
"Es kommt, wer braucht"
"Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen verlangen wir keinen Einkommensnachweis. Wir gehen davon aus, dass die Leute, die hierher kommen, es auch wirklich brauchen", erklärt Alex. Seit einer Woche läuft ein neues System. Vor der Umstellung sind die Leute zum Teil schon um halb acht vor der Tür gestanden. Und das, obwohl erst um zehn Uhr geöffnet wird. "Das war Irre, da standen zum Teil 40 bis 50 Leute", erzählt ein Mitarbeiter aus dem Sozialgreissler. Und Alex ergänzt: "Da kommt oft so eine Art Neid auf. Zweimal hatten wir die Polizei hier, weil die Leute sich um den Platz in der Schlange eine Schlägerei geliefert haben." Wegen diesem Andrang wurde das System umgestellt. Es gibt jetzt Timeslots, um ein Gedränge zu vermeiden. So läuft es auch für die großteils freiwilligen Mitarbeiter entspannter ab.
Lebensmittelspenden ermöglichen Gratis-Verteilung
Menschen mit MUT-Karte können zweimal in der Woche kommen, um sich Lebensmittel, Hygieneprodukte und Babyartikel abzuholen. Fast alle ausgegebenen Sachen sind Spenden. Der Verein MUT hat Kooperationen mit Supermärkten und Kleinhändlern, welche die Lebensmittel bereitstellen. So werden nicht nur Bedürftige unterstützt, sondern auch Lebensmittel gerettet. Einige der Lebensmittel kommt aber auch von privaten Spendern. Das Gemüse baut der Verein selbst an und erntet - im Vorjahr insgesamt 1,5 Tonnen Bio-Gemüse. Was davon nicht gebraucht wird, wird an andere Einrichtungen für Bedürftige gespendet.
Bunt gemischte Kundschaft
Die Kunden sind bunt durchgemischt. Hinter einer jungen Frau steht ein alter Herr aus der Ukraine. Mindestpensionisten aus Österreich kommen genauso wie Flüchtlingsfamilien aus Syrien. Die "Werbung" für den Sozialgreissler funktioniert viel über Mundpropaganda in den gut vernetzten Communities. So hat auch Nesa (45) vom Gratis-Greissler gehört: "Eine Freundin hat mich mitgenommen. Jetzt komme ich seit drei Monaten hierher. Das Projekt ist sehr gut und eine große Hilfe für arme Leute. Ich bin dankbar, dass ich herkommen kann."