Szene
Gottfried Helnwein feiert seinen 75er in Wien
Der sonst in Irland lebende, gefeierte und gefürchtete Gottfried Helnwein präsentiert am Freitag sein größtes Kunstwerk und feiert dann Geburtstag.
Werksenthüllung, Ausstellungseröffnungen und die eine oder andere Geburtstagsfeier: Für andere Künstler sind solche Programmpunkte eher mühsam. Aber Gottfried Helnwein freut sich regelrecht auf die Reise aus seiner irischen Wahlheimat in seine Geburtsstadt Wien: "Sehr sogar. Denn es ist so: Die Arbeit eines Künstlers ist sehr einsam, man ist die ganze Zeit im Studio", erklärt Helnwein, "hier arbeite ich, ich sehe keinen und habe auch kein Feedback. Es ist nicht so wie bei Rockmusikern, wo das ganze Publikum tobt. Bei uns ist immer eine Totenstille…"
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Am Freitag präsentiert Helnwein das Kunstwerk "My Sister", das bereits seit einigen Tagen den Wiener Ringturm verhüllt. Darauf ist auf knapp 3000 Quadratmeter das Bild eines blutverschmierten Mädchens zu sehen. Damit will der Künstler ein Zeichen gegen die vielen Formen von Gewalt an Kindern setzen. Und diese Bilder sind schon lange eines von seinen Markenzeichen geworden. "In den frühen 70er Jahren, habe ich schon die verwundeten, bandagierten Kinder gemalt, für viele war dies unverständlich. Erst Jahrzehnte später hat die Gesellschaft plötzlich diese katastrophalen Zustände in Kinderheimen aufgearbeitet…"
„"In Amerika ist es unmöglich, so ein Bild im öffentlichen Raum zu zeigen!"“
"My Sister" ist bereits die zweite Ringturm-Verhüllung Helnweins und geht auf eine gemeinsame Initiative der im Ringturm beheimateten Wiener Städtischen Versicherung zurück. "Für jemanden der aus finanzieller Sicht denk, ist es auch ein Risiko, etwas Kritisches zu zeigen", fügt der Künstler an, ist aber gleichzeitig auch stolz, dass das Projekt überhaupt zu sehen ist: "Hier kann man mehr zeigen, hier ist mehr möglich als beispielsweise in Amerika, denn dort ist es unmöglich so ein Bild im öffentlichen Raum zu zeigen."
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Nach der Enthüllung des Kunstwerks steht am Sonntag der 75. Geburtstag von Gottfried Helnwein an. "Ich feier ihn insofern, dass ich meine ganze Familie in Wien zusammenbringe, denn alle Leben im Ausland, in Amerika und in Irland. Meine Enkel sind alle amerikanische und irische Staatbürger und alle kommen jetzt nach Wien." Ein Mitgrund dafür ist auch die Schau "Gottfried Helnwein", die ab dem 25. Oktober in der Albertina zu sehen sein wird. "Eine Ausstellung in einem Museum ist schon ein Höhepunkt und die Albertina ist für mich sowas wie eine Heimat", freut sich der Star auf seine Zeit in Wien.