Sportmix
Gold-Kiesenhofer: "Fliege heim, muss viel arbeiten"
Anna Kiesenhofer schrieb im Rad-Straßenrennen mit für Österreich Gold ein Olympiamärchen. Bereits morgen fliegt sie heim. "Ich habe viel zu arbeiten."
Anna Kiesenhofer sorgte für einen Traumstart bei den Olympischen Spiele in Tokio für Österreich.
Die Teilzeit-Sportlerin gewann am Sonntag mit einer Angriffstaktik Gold im Rad-Straßenrennen der Damen und sorgte für die erste rot-weiß-rote Goldene seit 17 Jahren bei Sommerspielen.
"Ich habe schlecht geschlafen", meinte die 30-jährige Mathematikerin am Tag danach bei einem Medientermin in Tokio. "Je härter ein Rennen ist, desto schlechter schlafe ich. Es war einfach noch viel Adrenalin im Blut."
Plötzlich Sportheld
Die Mathematikerin, die an der Universität Lausanne in der Schweiz beschäftigt ist, hat bisher nur wenigen Freunden auf die Glückwünsche geantwortet. Die Popularität ist für die fünffache Staatsmeisterin neu. Vor dem Olympiasieg hatte die Niederösterreicherin ein paar hundert Follower auf Instagram, über Nacht waren es plötzlich 25.000.
„"Einen Coach hatte ich nur ein paar Monate. Den Rest habe ich selbst gestaltet."“
Wie klappte der völlig überraschende Gold-Coup? "Es hat alles geklappt. Die Strecke passte zu meinen Stärken. Auch die Vorbereitung war perfekt. Ich habe das Ziel Olympia 2019 ins Auge gefasst. Einen Coach hatte ich nur ein paar Monate, den Rest habe ich selbst gestaltet –auch die Ernährung."
Am meisten bleibt Kiesenhofer das Finish in Erinnerung. "Diese Periode des Leidens war extrem. So eine Selbsterfahrung brennt sich ins Gedächtnis ein. Da war so viel Schmerz dabei."
„"Ich muss die nächsten Tage arbeiten. Es gibt viel aufzuarbeiten."“
Was hat sich geändert? "Die mediale Aufmerksamkeit ist jetzt groß. Was sich in Sachen Sponsoren tut, wird man sehen. Ich habe da keine Erfahrung."
Kiesenhofer wird auf der Straße in Tokio angesprochen. "Die Leute wollen die Goldmedaille angreifen."
Bereits morgen Nachmittag wird die Olympiasiegerin aber heimreisen. Die Familie in Niederkreuzstetten bereitet einen Empfang vor. "Ich hoffe, sie empfangen mich, mit dem Radkoffer habe ich nämlich viel Gepäck. Da ich in Lausanne lebe und arbeite, habe ich meine Familie seit Monaten nicht mehr gesehen. Die freuen sich auf Anna, denen ist ganz egal, ob eine Medaille um meinen Hals baumelt oder nicht."
Viel Zeit zum Feiern plant sie aber nicht ein. "Ich muss die nächsten Tage arbeiten. Es gibt viel aufzuarbeiten, ich muss mich auf die Vorlesungen im Herbst vorbereiten."
Nach dem Gold-Coup denkt sie nicht daran, Profisportlerin zu werden. "Ich bin in Lausanne seit vier Jahren glücklich, habe einen guten Job auf der Uni. Dieses Leben möchte ich nicht aufgeben. Ich genieße es, meine eigene Chefin zu sein. Ich werde auch künftig selbst entscheiden, an welchen Rennen ich teilnehme."