Sportmix
Gold-Kiesenhofer: "Ausrechnen, was man treten muss"
Die Mathematikerin Anna Kiesenhofer holte sensationell Gold im Rad-Straßenrennen bei Olympia. Ihre Goldrechnung ging voll auf.
Sie hat sich zu Österreichs Sensationsgold bei den Olympischen Spielen in Tokio gerechnet.
Die Mathematikerin Anna Kiesenhofer gewann am Sonntag überraschend Gold im Rad-Straßenrennen der Damen. Mit einer geplanten und überfallsartigen Taktik düpierte die 30-jährige Niederösterreicherin die Konkurrenz und holte das erste rot-weiß-rote Gold bei Sommerspielen seit 17 Jahren.
Kiesenhofer hatte ihre Profi-Karriere eigentlich schon beendet, die Teilzeit-Sportlerin wäre in Tokio auch lieber im Zeitfahren gestartet - und dann das. Die Karriere der Olympiasiegerin war aber auch schon vor ihrem großen Triumph weit entfernt vom Mainstream.
Erst mit 22 Jahren konzentriert sich die Triathletin auf den Radsport. Die Liebe zur Wissenschaft und Mathematik kam da schon viel früher - in der Schule. "Über die Physik", erzählt die Niederkreuzstettenerin im Ö1-Morgenjournal. "Ich wollte wissen, wie die Welt funktioniert. Da ist Mathematik das Werkzeug, die Grundlage und die Sprache, um die Physik zu beschreiben."
Natürlich profitiere sie im Radsport von der Mathematik. "Das ist eigentlich wirklich lustig. Man kann sich das ausrechnen, was man treten muss, um Luftwiderstand und Gravitation zu überwinden. Das summiert man und ist die Gesamtkraft, die man überwinden muss", erklärt die fünffache Staatsmeisterin.
Beide Disziplinen seien eine gute Kombination und erfordern einen ganz ähnlichen Charakter: "Vor allem viel Willenskraft. In der Mathematik grübelt man oft tage- oder wochenlang herum. Man muss sich auch voll auf eine Sache konzentrieren können. Beim Radsport muss man extrem geduldig sein. Tage, Wochen und Jahre arbeiten, um erfolgreich zu sein", erzählt Kiesenhofer, die als Postdoc an der technischen Universität Lausanne in der Schweiz beschäftigt ist.
Ihre Gold-Rechnung in Tokio ging voll auf.