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Globuli und guter Glaube

Land: D, Genre: Dokumentation

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Rund die Hälfte aller Deutschen hat laut einer Umfrage bereits Homöopathie ausprobiert. Auch Ärzte und Krankenhäuser setzen auf Globuli, ergänzend oder alternativ zur Schulmedizin. Obwohl ihre Wirksamkeit umstritten ist, greifen immer mehr Patienten zu den Globuli. Laut IQVIA ist der Jahresabsatz homöopathischer Arzneien von rund 46 Millionen Packungen im Jahr 2012 auf 53 Millionen Packungen im Jahr 2017 gestiegen. Nach wie vor fehlt der wissenschaftliche Beweis, wie und ob sie überhaupt wirken. "Wer heilt, hat recht", ist ein häufiges Argument der Befürworter der Homöopathie und anderer alternativer Heilverfahren. Und trotz ausstehenden Wirksamkeitsnachweises werden die Globuli oftmals von den Krankenkassen erstattet. "ZDFzoom" fragt: Warum gelten in Deutschland für die Homöopathie besondere Regeln? Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen seit 2011 homöopathische Arzneien als freiwillige Satzungsleistung bezahlen, und die meisten tun dies auch. Der Grund: die hohe Nachfrage und der Wettbewerb der Kassen untereinander. Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer, ist einer der wenigen Vertreter der Ärzteschaft, die die Sonderbehandlung der Homöopathie offen kritisieren: "Es gibt auf die Homöopathie eine enorme Nachfrage seitens der Patientinnen und Patienten, und das zieht sich durch auch bis in allerhöchste politische Kreise, in denen hoher Druck aufgebaut wird, an dieser Pseudomedizin als solcher festzuhalten." Josef Hecken, der Präsident des Gemeinsamen Bundesausschusses, geht noch weiter: Er fordert, "dass Krankenkassen verboten wird, als Satzungsleistung Dinge zu bezahlen, deren Evidenz nicht nachgewiesen ist". Kritiker wie Edzard Ernst, der als junger Arzt selbst homöopathisch behandelte, wenden ein, es sei allein der Placebo-Effekt, der Heilungsprozesse mit eigentlich unwirksamen Medikamenten befördere. Dennoch verschreiben rund 5500 Ärzte in Deutschland Globuli, ergänzend, aber auch alternativ zur Schulmedizin. Grundlage dafür ist eine Zusatz-Weiterbildung, die 1937 von den Ärztekammern mit der damaligen Berufsordnung eingeführt wurde. Die Bundesärztekammer begründet diese Weiterbildung heute mit "Gründen der Patientensicherheit". Nur der Arzt - so das Argument - verfüge über die Kompetenzen, auch die Grenzen alternativmedizinischer Verfahren zu erkennen. Dass die Patientensicherheit nicht immer gewährleistet ist, wenn Ärzte bei schweren Erkrankungen ausschließlich auf Globuli vertrauen, zeigen die Recherchen von "ZDFzoom"-Reporter Oliver Matthes. Unterm Strich bleibt jedoch festzuhalten: Viele Patienten wollen Globuli, mit oder ohne Evidenz, weil sie sich von homöopathischen Ärzten ernst genommen fühlen.