Wirtschaft

"Glaube an Wohlstand durch harte Arbeit geht verloren"

In einem Interview nahm eine Soziologin zu Problemen am Arbeitsmarkt Stellung: Immer weniger Beschäftigte schaffen es, echten Wohlstand zu generieren.

Christian Tomsits
Für immer mehr nur noch ein Traum: Eine junge Familie bezieht ihr Eigenheim, das sie allein durch eigene harte Arbeit finanzieren können.
Für immer mehr nur noch ein Traum: Eine junge Familie bezieht ihr Eigenheim, das sie allein durch eigene harte Arbeit finanzieren können.
Getty Images

Teuerung, Inflation und Energiekrise haben Europa fest im Griff:  Doch auch ohne diese dramatischen Entwicklungen liege am Arbeitsmarkt aktuell Einiges im Argen. Denn trotz guter Karrieren und solidem Lohn können immer weniger Österreicher Eigenheime leisten. Vielleicht wollen auch deswegen immer mehr Menschen immer weniger arbeiten, um mehr Zeit für Hobbys und Familie zu haben.

Die Soziologin Julia Brandl wurde vom "ORF Vorarlberg" zur aktuellen Situation am Arbeitsmarkt befragt und stellt eine These auf: Zu der immer weiter sinkenden Vollzeitquote bei Beschäftigen erklärt die Forscherin der Universität Innsbruck, dass der gesellschaftlichen Vertrag der Menschen mit dem Konzept Arbeit offenbar brüchig geworden ist.

Was damit gemeint ist: "Der Glaube daran, dass man durch lange und harte Arbeit Wohlstand und Sicherheit erwerben kann, geht verloren", warnt sie.

Bei vielen Menschen sei diese Vorstellung bereits völlig verschwunden: "Früher war es so: Wenn man sich anstrengt und einen großen Teil des Lebens mit Arbeit verbringt, hat man etwas davon, zum Beispiel in Form eines Eigenheims oder in Form von finanzieller Sicherheit. Darauf konnte man sich verlassen." Heute sei das offenbar nicht mehr so. Den entscheidenden Grund dafür sieht Brandl darin, dass die Gehälter nicht im gleichen Maße steigen, wie die Preise für Wohnungen und Häuser.

Dadurch können sich auch immer weniger Besserverdiener eigene Immobilien leisten – da helfe auch keine Inflationsanpassung beim Lohn um ein paar Prozente: "Solange das nicht ins Verhältnis gesetzt ist, sind kleinere Gehaltssprünge oder Entschädigungen keine wirklich sinnvolle Lösung in dieser Frage."

Zum aktuell im Land bezahlten Lohnniveau in verschiedenen Branchen fällt der Forscherin nur Folgendes ein: "Die Beschäftigten sehen ja, was sie mit ihrem Geld machen können, nämlich relativ wenig."