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Giger, Mozart, CGI: Ridley Scott im "Alien"-Interview

Am 18. Mai startet "Alien: Covenant" in den österreichischen Kinos. "Heute" traf Regisseur Ridley Scott vorab zum Interview.

Heute Redaktion
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Ridley Scott am Set von "Alien: Covenant"
Ridley Scott am Set von "Alien: Covenant"
Bild: 2017 Twentieth Century Fox

Ein Hotelzimmer in Berlin. Ridley Scott sitzt im legeren Outfit vor einer Horde wissbegieriger Journalisten und nippt entspannt an seiner Kaffeetasse. Bevor er über seinen neuen Film plaudert, stehen Anekdoten aus dem "Alien"-Universum auf dem Programm.

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Der Erfolg des ersten Films, meint Scott gleich zu Beginn des Gesprächs, sei auf HR Giger zurückzuführen - jenen Schweizer Künstler, der die Aliens designte. "Ich denke, der eigentliche Grund, warum Alien ein solcher Erfolg wurde, war die Originalität seiner Kreatur", so der Regisseur. "Keine Frage. Ich hatte einen fantastischen Cast, und die Sets waren großartig, aber ich wusste, wenn ich kein starkes Monster habe, habe ich gar nichts."

Die Zusammenarbeit gestaltete sich anfangs schwierig. "Er wollte nicht fliegen. Er war sehr nervös. Also flog ich nach Zürich und wir trafen uns in seinem Haus. Danach brachten wir ihn per Zug nach London. Per Zug! Ich fragte ihn 'Welches Hotel soll ich für dich buchen' und war mir sicher, er würde so etwas wie das Dorchester [ein Luxushotel, Anm.] vorschlagen. Aber er übernachtete im Zimmer über einem Pub in Shepperton Village. Ein netter Kerl. Seltsam, aber nett."

Parallele zu "Blade Runner"

Neben "Alien" (1979) entstand auch ein anderer Sci-Fi-Klassiker unter Scotts Ägide, der ebenfalls heuer einen weiteren Teil bekommt. Einen Satz ("That's the Spirit") borgt sich David (Michael Fassbender) in "Covenant" von seinem Androiden-Kollegen Roy Batty (Rutger Hauer) aus "Blade Runner" (1982).

"Ich habe einen guten Satz gebraucht", meint Ridley Scott dazu und schweift ein wenig ab: "Rutger hat den letzten Monolog [von ‚Blade Runner'] geschrieben. 'Ich hab Dinge gesehen, die ihr nie sehen werdet.' Das stammt alles von Rutger. Es war ein Uhr in der Früh, es war mein letzter Tag und ich wollte schon den Stecker ziehen. Aber ich musste noch zu Rutger in den Trailer. Er sagte 'Ich hab den Monolog geschrieben… hör es dir an'. Er hat ihn vorgelesen und ich dachte mir: 'verdammt, das ist es!'"

Die Vorteile von CGI

Damals wurde bei den Dreharbeiten noch mit Miniaturen und Schauspielerin in Monster-Kostümen gearbeitet. Die CGI-losen Zeiten vermisst der Regisseur nicht: "Das war absolut schrecklich. Mit einem Typen in einem Plastikanzug zu arbeiten ist absolut schrecklich. Obwohl er toll und sehr geduldig war."

Heutzutage entsteht der komplette Look des Films zunächst im Computer. "Ich zeichne die Vorlagen und treffe mich dann mit den Digital Artists. Sie entwickeln das weiter […] bevor wir mit zwei-, drei-, vierhundert Leuten rangehen. Die digitalen Bilder sind wie Fotgrafien: sie sind perfekt. Und sie dienen dann als Vorlage." Das habe einen entscheidenden Grund: "So überzieht man sein Budget nicht. ["Alien: Covenant"] wurde in 74 Tagen gemacht, nicht in 120 und hat knapp über 100 Millionen Dollar gekostet, nicht 200 oder 250 . Das wäre lächerlich. Ich fühle mich schon bei 100 Millionen schuldig."

Virale Clips

Gespart wird auch bei der Werbung. "Ich habe eine neue Art der Werbung entwickelt", erklärt Scott. "Man gibt so viel Geld für Werbung im Fernsehen aus und viele schalten bei der Werbung einfach weg. Man könnte bei einem Film leicht über 100 Millionen für globale Werbung im Fernsehen bezahlen. Und ich dachte mir, das Internet ist kostenlos. Kostenlos! Das einzige, wofür du bezahlen musst, sind die Produktionskosten."

Nebenbei drehte der Regisseur daher gleich zwei kurze Extraszenen, die nicht im Film zu finden, dafür aber seit Wochen auf YouTube und Twitter zu finden sind.

"Als ich das das erste Mal gemacht habe, bei Prometheus [dem ersten Alien-Prequel aus dem Jahr 2012, Anm.], habe ich den Namen des Films nicht erwähnt. Und die Leute haben sich gefragt, was zum Teufel ist das? Und dann gehen Sie auf Twitter - benutzen Sie Twitter? - und fragen Habt ihr das gesehen? Ich benutze Twitter, um den Film zu bewerben."

"Ohne Mozart hätten wir nicht die Rolling Stones"

Anschließend werden noch Grundsatzfragen des Sci-Fi-Genres diskutiert. Glaubt Ridley Scott an außerirdisches Leben? "Ja, definitiv"? Wie fortschrittlich und human ist die moderne Gesellschaft? "Haben wir irgendetwas seit dem Mittelalter gelernt? Nicht wirklich. Jetzt gerade geht es in Aleppo so brutal zu wie im Mittelalter."

Was ist für Scott die Schlüsselszene aus "Alien: Covenant"? "Die im Landeschiff, als auf der Medizinstation die Dinge außer Kontrolle geraten und Amy und Carmen völlig ausrasten. Das ist scheußlich. Ein böser Moment (lacht)."

Auch über den Soundtrack des Films plaudert der Regisseur am Ende noch: Obwohl David Wagner am Klavier spiele, könne Scott Bach und Mozart mehr abgewinnen. "Wenn ich meine zwei Lieblingskomponisten benennen müsste, wären das immer und immer wieder Mozart und Bach. Wagner ist größer, pompöser. Das Werk - ‚Die Schöpfung' - das ich benutzt habe, ist umwerfend. Aber ohne Mozart hätten wir nicht die Rolling Stones."

(lfd)