Wohnen
Weihnachtsbrauch: Schmuserei durch Mistelzweig
Unzählige Legenden ranken sich um das immergrüne Gewächs das hoch über den Köpfen zur Weihnachtszeit zum Küssen auffordern soll. Was steckt dahinter?
In beinahe jedem Weihnachtslied gibt es eine Zeile über ihn. Miraculix der Gallier sammelt sie wie verrückt für seinen Zaubertrank und die alten Griechen und Germanen hängten sie schon in die Türschwelle um böse Geister zu vertreiben: Den Mistelzweig. Doch wie kam es zu der versöhnlichen Tradition des eigentlich giftigen Halbparasiten?
Die Weihnachtstradition gibt es schon sehr lange. Vermutlich hat sich die Mistel auch hier persönlich einen Gefallen getan, da erst im Herbst die Beeren reifen und sie durch den Blattverlust des Wirt-Baumes im Winter gut sichtbar ist. Die seltsame Pflanze fasziniert die Menschheit seit jeher und man sagte ihr entweder Heilkräfte oder Schutz vor bösen Geistern nach. Deshalb wurde sie gerne auf Türen gehängt oder sogar von Frauen mit Kinderwunsch um den Hals getragen.
Streitschlichter
Zudem war das Immergrün immer ein gutes Omen für Frieden und Versöhnung. Unter der Mistel wurden Waffenstillstände erklärt oder streitende Ehepaare mit einem Kuss wieder versöhnt. Die Engländer des 18. Jahrhunderts nannten die Beeren des Mistelzweiges dann schlussendlich "Kuss-Kugeln" und der Weihnachtsbrauch war geboren.
Zwischen 01. Dezember und 06. Jänner müssen sich Personen unter dem Mistelzweig küssen. Eine junge Frau darf den Kuss auch nicht ablehnen, sonst wird sie auch im kommenden Jahr - oh weh - eine alte Jungfer bleiben. Einem sich küssenden Pärchen verspricht der Kuss unter dem Zweig Glück und ein langes, gemeinsames Leben. Damit es zur Hochzeit der Küssenden kommt muss der Mistelzweig am zwölften Tag verbrannt werden.
Tja, unter normalen Umständen würden wir ja gerne abschließend die Worte: "es g'hört mehr g'schmust", verwenden, aber in Corona-Zeiten beschränken wir uns auf: "Bitte nur Personen aus dem eigenen Haushalt abbusseln!"