MeToo-Prozess
Gerichts-Knaller: Urteil gegen Weinstein aufgehoben
Die Verurteilung von Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung 2020 wurde von einem Berufungsgericht aufgehoben. Er sei damals benachteiligt worden.
Wende im Prozess! Harvey Weinsteins (72) Verurteilung wegen Vergewaltigung aus dem Jahr 2020 wurde vom höchsten Gericht in New York aufgehoben. Der Grund? Der Richter im berühmten MeToo-Prozess soll den Ex-Filmmogul mit unzulässigen Urteilen benachteiligt haben.
Knappe Entscheidung
Wie aus einem Bericht der "New York Times" hervorgeht, stimmten vier der sieben Richter des höchsten Gerichts dafür, das Urteil aufzuheben. Sie kritisierten einen schwerwiegenden Fehler im Verfahren: Der Richter von damals soll der Staatsanwaltschaft erlaubt haben, Frauen als Zeuginnen aufzurufen, deren Unterstellungen nicht Teil der ursprünglichen Anklage waren. Diese Aussagen hätten die Geschworenen eindeutig beeinflusst, was bedeutet, dass das Verfahren gegen Weinstein nicht fair war.
"Wir kommen zu dem Schluss, dass das erstinstanzliche Gericht fälschlicherweise Zeugenaussagen über nicht angeklagte, mutmaßliche frühere sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden Straftaten zugelassen hat", so der zuständige Richter.
Frauen erhoben schwere Vorwürfe
Im Fall Weinstein ging es um sexuellen Missbrauch und Machtmissbrauch durch einen der einflussreichsten Filmemacher. Im Jahr 2017 begannen sich die Anschuldigungen gegen Weinstein zu häufen. Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow (51), Salma Hayek (57) und Angelina Jolie (48) erhoben schwere Vorwürfe gegen den 72-Jährigen.
Der ehemalige Filmemacher galt bereits vor seiner Verurteilung als schuldig in der öffentlichen Meinung. Als einer der einflussreichsten Männer in Hollywood wurde er von über 100 Frauen beschuldigt, sie sexuell missbraucht oder vergewaltigt zu haben. Rechtsexperten sagten jedoch bereits kurz nach seiner Verurteilung voraus, dass Weinstein gute Chancen hätte, das Urteil anzufechten.
Die Verurteilungen
2020 wurde der Hollywood-Mogul im US-Bundesstaat New York schlussendlich wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Zwei Jahre später wurde er ihn einem weiteren Prozess wegen Sexualverbrechen in Los Angeles schuldig gesprochen. Er wurde in drei Anklagepunkten für schuldig befunden, darunter Vergewaltigung. In einem Punkt wurde er freigesprochen, in drei weiteren Punkten kam es zu keiner Einigung. Das Strafmaß: 16 Jahre Haft.
Weinstein bleibt nach wie vor in Haft
Nun soll es eine neue Verhandlung geben. Für die mutigen Frauen, die gegen Weinstein aussagten, bedeutet das möglicherweise, dass sie erneut ihre schrecklichen Erfahrungen vor Gericht schildern müssen. Für den 72-Jährigen ändert sich erst mal nicht viel: Aufgrund seiner Verurteilung in Kalifornien bleibt er in Haft.
Jetzt liegt es an Alvin Bragg, dem Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, zu entscheiden, ob der Fall Weinstein erneut vor Gericht kommt. Doch für Bragg kommt diese Entscheidung zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Er ist derzeit mit einem anderen aufsehenerregenden Fall beschäftigt –der Anklage gegen Ex-US-Präsident Donald Trump. Trump wird vorgeworfen, der Pornodarstellerin Stormy Daniels Schweigegeld gezahlt zu haben, um seine Chancen im Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu verbessern.