Wien

Wiener Teuerungsopfer Georg hat nichts – teilt trotzdem

Durch Rekordinflation und Teuerungen sind immer mehr Wiener auf Hilfe der Caritas angewiesen. Die Hemmschwelle bleibt hoch, berichtet ein Betroffener.

Yvonne Mresch
Georg (59) ist seit vier Wochen Kunde bei der Lebensmittelausgabe der Caritas in Floridsdorf.
Georg (59) ist seit vier Wochen Kunde bei der Lebensmittelausgabe der Caritas in Floridsdorf.
Sabine Hertel

Dass er einmal hier einkaufen würde, damit hätte Georg wohl nie gerechnet. "Heute" trifft den 59-jährigen in der Lebensmittelausgabe "Le+O" der Caritas in Floridsdorf. Einmal in der Woche können sich Bedürftige hier Nahrungsmittel zu günstigen Preisen abholen – der Andrang ist groß. Wurden vor einem Jahr noch 17 Tonnen wöchentlich ausgegeben, stieg die Zahl mittlerweile auf 26 Tonnen. Die Caritas schlägt in Anbetracht der aktuellen Situation Alarm – wir berichteten.

Bedürftig trotz Arbeitsplatz

Die Not sei in der Mittelschicht angekommen, betont Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner. Auch Menschen, die zuvor nicht auf Unterstützung angewiesen waren, melden sich nun bei den Sozialberatungsstellen oder holen sich Lebensmittelpakete – auch wenn die Hemmschwelle nach wie vor hoch ist.

Georg kauft seit vier Wochen bei "Le+O" ein. Anfangs war die Scham da, gibt er zu. "Da gab es eine Hürde. Aber mein Verdienst ist einfach zu gering, deshalb bin ich auf die Hilfe angewiesen", erzählt er. Die Preise im Supermarkt würden ihn schrecken, alles werde teurer. Der Wiener arbeitet als Sekretär, seine Frau ist ausgebildete Kinderbetreuerin. "Sie findet leider keine Arbeit aufgrund des Alters", so der Vater einer 18-jährigen Tochter. 

"Ich bete für unsere Jugend"

Trotz der schwierigen Situation setzt Georg sein Schicksal in Relation: "Mir geht es ja noch gut. Ich habe einen Freund, der drei Mal die Woche fastet weil er sich die Lebensmittel einfach nicht mehr leisten kann". Auch deshalb ist es ihm wichtig, die Unterstützung nicht nur für sich zu behalten. "Wenn ich hier etwas hole, dann gebe ich einen kleinen Teil davon weiter – an Menschen, die es noch schlechter haben als ich", sagt er. Wie die Zukunft aussieht, weiß auch Georg nicht: "Ich bete einfach für unsere Jugend. Dass es besser wird."

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