Wirtschaft
Gehalt: Österreichs Frauen hinken EU-Staaten hinterher
Am 8. März ist Weltfrauentag. Neue Zahlen der Statistik Austria zum Gender-Pay-Gap füttern die Forderungen nach mehr Lohn-Gerechtigkeit in Österreich.
Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema. Der sogenannte Gender-Pay-Gap vergleicht die durchschnittlichen Bruttogehälter von Frauen und Männern. Nun gibt es, kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März, neue Zahlen von der Statistik Austria.
Zuerst die erfreulichen Nachrichten: Zwischen 2011 und 2021 ist der beobachtete Lohnunterschied von 23,5 Prozent auf 18,8 Prozent gesunken. Das war es aber auch schon wieder: Mit 18,8 Prozent liegt Österreich im EU-Vergleich weit oben – der Schnitt liegt bei 12,7 Prozent. Doch woran liegt das? Warum verdienen Österreichs Frauen verglichen mit ihren männlichen Mitbürgern so viel weniger als in anderen Ländern?
An der Ausbildung liegt es nicht
Zu einem Drittel erklärt sich die besonders hohe Lohndifferenz in Österreich laut Statistik Austria aus geschlechtsspezifischen Unterschieden am Arbeitsmarkt. Frauen arbeiten beispielsweise überproportional oft in schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen, im allgemeinen häufiger in Branchen mit schlechteren Verdienstmöglichkeiten. Männer hingegen arbeiten deutlich öfter in besser bezahlten technischen Branchen und kommen eher in Führungspositionen als Frauen.
Da zur Berechnung des Unterschiedes der stündliche Verdienst herangezogen wird, haben Unterschiede in der Arbeitszeit keinen Einfluss auf die Statistik. Teilzeit wird durchschnittlich jedoch auch pro Stunde geringer entlohnt – dies betrifft Frauen deutlich stärker als Männer. Außerdem seien Frauen im Schnitt kürzer im jeweiligen Unternehmen beschäftigt. Auf schlechtere Qualifikationen lässt sich das Ganze jedoch nicht herunterbrechen: Geht es nur nach dem Ausbildungsgrad, müssten Frauen hierzulande bereits mehr verdienen als Männer.
Teilzeit, Kinderbetreuung
Österreich weist eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen auf: Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen lag 2021 bei 68,1 Prozent (Männer 76,7 Prozent) und damit über dem EU-Schnitt von 63,4 Prozent (Männer 73,3 Prozent). Demgegenüber steht allerdings eine besonders hohe Teilzeitquote bei den Frauen. Fast fünf Mal so viele Frauen wie Männer sind in einem Teilzeit-Arbeitsverhältnis – während die Hälfte der Frauen nur Teilzeit arbeitet, sind es bei den Männern lediglich 11,6 Prozent.
Somit sind acht von zehn Teilzeitbeschäftigten in Österreich weiblich. Erneut stellt Österreich im EU-Vergleich hier einen Ausreißer dar: Die EU-weite Teilzeitquote bei Frauen liegt bei 29,5 Prozent. Den Hauptgrund dafür stellen Kinderbetreuungspflichten dar – hier scheint Österreich im Vergleich besonders stark traditionellen Rollenverteilungen anzuhängen. Die Teilzeitquote bei Männern mit Kindern unter 15 Jahren lag 2021 bei 6,8 Prozent, die der 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren hingegen bei 72,8 Prozent – ein Unterschied von Welten.
Luxemburg einsame Spitze
Im Vergleich der EU-Staaten weist nur Estland mit 20,5 Prozent Lohnunterschied einen höheren Wert auf als Österreich. Auch Deutschland steht mit 17,6 Prozent nicht sonderlich gut da, ebenso unsere ungarischen und slowakischen Nachbarn mit 17,3 und 16,6 Prozent. Einsame Spitze ist hingegen der Kleinstaat Luxemburg: Hier verdienen Frauen sogar um 0,2 Prozent mehr als Männer.
900 Euro mehr Pension
Unterschiedliche Gehälter während der Erwerbszeit wirken sich auch auf die Zeit des Ruhestands aus. Bei den Pensionen zeigt sich ein noch drastischerer Unterschied zwischen Frauen und Männern: Laut dem Dachverband der Sozialversicherungsträger betrug die durchschnittliche Alterspension der Frauen 2021 1.264 Euro, jene der Männer 2.164 Euro.
Dementsprechend sind Frauen auch deutlich häufiger von Armut betroffen: Laut Daten aus der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen EU-SILC 2021 war jede vierte alleinlebende Pensionistin armutsgefährdet, jedoch nur etwa jeder siebte alleinstehende Pensionist. Das höchste Armutsrisiko weisen mit 36 Prozent Alleinerziehende auf, wovon fast ausschließlich Frauen betroffen sind.