Zuerst fremd, dann angekommen

Geflüchtete (15) meistert Leben in Wien – dank Patin

Sediqa flüchtete mit 12 Jahren aus Afghanistan nach Wien. Ihre Patin half ihr, kulturelle und sprachliche Barrieren zu überwinden.

Hannah  Maier
Geflüchtete (15) meistert Leben in Wien – dank Patin
Patentochter Sediqa und Patin Ingrid Farag.
Sabine Hertel

Fremde Menschen, fremde Umgebung, fremde Sprache – für Sediqa war ihre Ankunft in Wien alles andere als einfach. Mit zwölf Jahren flüchtete sie gemeinsam mit ihrer Mutter und einem ihrer beiden Brüder aus Afghanistan aufgrund der Gewalt und der Verfolgung durch die Taliban. Der älteste Bruder schaffte es bereits im Jahr 2015 als 15-Jähriger nach Wien zu fliehen.

"Ich hatte anfangs eine Art Depression, weil ich auch in der Schule keine Freundinnen hatte. Ich konnte kein Deutsch sprechen und fand daher keinen Anschluss", erinnert sich die 15-jährige Sediqa an die schwierige Zeit vor rund drei Jahren. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet: Sie hat viele Freunde gefunden, geht gerne in die Schule und hat kürzlich sogar bei einem österreichweiten Rede-Wettbewerb gewonnen. All das wäre ohne die Unterstützung von Ingrid Farag nicht möglich gewesen, die im Jahr 2022 die Patenschaft für Sediqa übernahm.

"Fremd zu sein, ist nicht einfach"

"Für mich geht es ganz stark um Integration – nicht um das Ankommen, sondern um die Zeit danach. Es gibt so vieles zu lernen; die Sprache, aber auch die Kultur. Mit einem Kurs ist das nicht zu schaffen. Dafür gibt es kein Buch. Das lernt man nebenbei im Alltag und miteinander. Dabei wollte ich helfen", erzählt Farag.

2022 übernahm Farag die Patenschaft für Sediqa.
2022 übernahm Farag die Patenschaft für Sediqa.
Sabine Hertel

Die 71-Jährige weiß, wovon sie spricht. Ursprünglich stammt sie aus Ägypten; mit 17 Jahren kam sie nach Wien. "Ich kann mich erinnern, dass fremd zu sein nicht einfach ist", sagt sie. Die Psychotherapeutin erfuhr durch einen Fernsehbeitrag vom Verein "PatInnen für alle", dessen Ziel es ist, Kindern, Jugendlichen und jungen Frauen eine Patenschaft zu vermitteln.

Begleitung in einer schweren Zeit

"Ich wollte die Kultur und die Sprache lernen und neue Menschen kennenlernen", erzählt Sediqa. Als ihr Bruder den Vorschlag für die Patenschaft machte, war sie der Idee gegenüber aufgeschlossen. Nach dem ersten gemeinsamen Treffen von Sediqas Familie und Farag war klar, dass die Chemie stimmt.

Während Farag Sediqa anfangs vor allem die Stadt näher zeigte, gelegentlich auch bei Hausaufgaben half und besonders dabei unterstützte, dass sie die deutsche Sprache lernte, braucht die 15-Jährige diese Unterstützung nun nicht mehr. "Jetzt machen wir coole Sachen", erzählt Sediqa. Die beiden gehen gemeinsam ins Kino oder machen Ausflüge.

Eine Patenschaft für die Zukunft

"Sie hat sich in den zweieinhalb Jahren sehr entwickelt", merkt die Patin voller Stolz an. Und auch Sediqa selbst ist froh über die Patenschaft: "Ich war früher sehr schüchtern. Durch Ingrid habe ich gelernt, stark und selbstbewusst zu sein." Die beiden sind nur ein Beispiel von insgesamt 180 erfolgreich vermittelten Patenschaften des Vereins "PatInnen für alle". Gegründet wurde dieser 2016.

Die Tätigkeit ist freiwillig und an keine finanziellen oder rechtlichen Verpflichtungen gebunden. Für die Paten gibt es Einführungskurse und begleitende Gesprächsrunden. "Jeder, der Interesse hat, ein Kind oder einen Jugendlichen zu unterstützen, ist herzlich willkommen. Man braucht keine Vorkenntnisse. Offen, neugierig und mutig zu sein, reicht vollkommen aus", so die Vereinsobfrau Erika Kudweis. Die Patenschaften des Vereins sind im Gegensatz zu ähnlichen Projekten nicht zeitlich begrenzt. Und auch für Sediqa und Farag steht fest: "Wir machen das sicher noch ganz lange!"

Zum Verein "PatInnen für alle":
Der Verein sucht laufend nach Patinnen und Paten. Interessierte können sich online informieren oder zu einem der Info-Abende kommen. Infos auf patinnenfueralle.at

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Verein "PatInnen für alle" hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geflüchtete in Wien zu unterstützen
    • Die 15-jährige Sediqa aus Afghanistan fand dank ihrer Patin Ingrid Farag Anschluss in der Schule und gewann sogar einen Rede-Wettbewerb
    • Die Patenschaft hat Sediqa geholfen, selbstbewusster zu werden, und ist nur ein Beispiel von insgesamt 180 erfolgreich vermittelten Patenschaften des Vereins
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