Wien

Gemeindebau-Mieter leben seit neun Jahren auf Baustelle

Seit neun Jahren leben die Mieter eines Floridsdorfer Gemeindebaus zwischen Bauschutt, Lärm und Dreck. Ein Ende der Arbeiten ist nicht in Sicht.

Heute Redaktion
Artur Pavlasek lebt im Jedleseer Gemeindebau. Seit neun Jahren wird dort saniert, die Mängel sind immer noch groß. "Man müsste handeln", sagt er.
Artur Pavlasek lebt im Jedleseer Gemeindebau. Seit neun Jahren wird dort saniert, die Mängel sind immer noch groß. "Man müsste handeln", sagt er.
Heute/Dominik Kaltenböck

Auf den ersten Blick sieht der Jedleseer Gemeindebau in Floridsdorf aus wie ein ganz normales Wohn-Grätzel. Doch der Teufel liegt im Detail. Seit neun Jahren wird hier saniert, doch bis heute sind die Arbeiten nicht vollständig abgeschlossen. Die Leidenden sind die Mieter.

Balkon-Attrappen und fehlende Rampen

Die Liste der Probleme ist lang, wie Bewohner Artur Pavlasek bei einem "Heute"-Besuch zeigt. So führt etwa eine behindertengerechte Rampe bis zum Hauseingang, doch dort ist Schluss. Um zum Lift zu kommen müssen die Bewohner Stufen steigen. Bei der Isolierung scheint sichtlich gespart worden zu sein, "Balkon-Attrappen", die keinen Boden haben und somit nicht betreten werden können, werfen Fragen auf.

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    Balkone, die nicht betreten werden können
    Balkone, die nicht betreten werden können
    Heute

    Aussicht Fehlanzeige!

    Ähnliche Fragen wirft das Thema Licht auf. Während die Stiegenhaus-Beleuchtung einem OP-Saal gleicht, wurde außen ein Aufzugschacht direkt gegenüber der Küchen- und Wohnzimmerfenster gebaut. Aussicht Fehlanzeige! Aber damit nicht genug: In den Häusern sieht es nicht besser aus. Kabel hängen aus den Wänden, Lampen wurden nur provisorisch montiert. "Hier ist Gefahr in Verzug", ärgert sich Pavlasek. Es gehe schließlich um die Sicherheit der Mieter: "Hier kommen auch Kinder und Jugendliche vorbei. Das ist gefährlich."

    Düsteres Bild im Keller

    Im Keller bietet sich ein ähnliches Bild: Rohre werden von losen Ziegeln gestützt, seltsame Winkelkonstruktionen engen die Kopffreiheit ein, Kabel verlaufen im Nichts und hängen herum. Laut Mieter herrscht dieser Zustand bereits seit Jahren. Besonders kurios: Damit sich eine Kellertür öffnet, musste ein Teil herausgeschnitten werden. Er fühle sich unsicher, hier zu wohnen, sagt Pavlasek.

    Wiener Wohnen: "Sanierung bringt viele Vorteile"

    Unterstützung erhalten die Mieter von der FPÖ Wien, die eine Mietminderung fordert. Die Aussichten seien trüb: "Ich glaube, das wird noch viele Jahre dauern, bis dieser Pfusch am Bau endlich bereinigt ist", so Klubobmann Dominik Nepp.

    Wiener Wohnen teilt auf Anfrage mit, dass die Sanierungsarbeiten in geordneten Bauabschnitten abgewickelt werden. "Es konnten bereits mehr als 80 Prozent der geplanten Arbeiten abgeschlossen werden", heißt es. Die Sanierung bringe zahlreiche Vorteile, wie etwa die Verbesserung des Brandschutzes, die Erneuerung der Haus-Steigleitungen, Heizkostenersparnis durch zeitgemäße Wärmedämmung, neue Fenster und Türen, Balkone, neue Wohnungen, Liftanlagen, Müllplätze und Radabstelllagen. Die Außenbeleuchtung werden ebenso erneuert wie die Wege und Grünanlagen. Man wolle die Mieter noch "gesondert informieren".