Niederösterreich
"Gefährlich" – Ärzte-Kritik an politischer Impf-Skepsis
Mit dem schwarz-blauen Pakt in NÖ und dem damit verbundenen Corona-Fonds werden alte Wunden wieder aufgerissen. Im Mittelpunkt: Die Impfung.
Bereits vor der Wahl kündigte Udo Landbauer an, dass man die Corona-Politik der ÖVP nicht vergessen werde, sparte nicht mit Kritik an der damals noch absolut herrschenden Mikl-VP. Die während der Pandemie unter viel Wirbel beschlossene Impfpflicht, die zumindest für die Allgemeinheit dann doch niemals in Kraft trat, sorgte vor allem im ländlichen Bereich für nachtragenden Unmut.
Das zeigte sich bei der Wahl Ende Jänner wie ein Bumerang: Impfskeptische Gemeinden, in denen zuvor traditionell Schwarz gewählt worden war, färbten sich tiefblau. Die Impf-Politik von Johanna Mikl-Leitner kostete sie also einige Stimmen.
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Ärzte-Kritik
Im nun beschlossenen Arbeitsübereinkommen zwischen der Landeshauptfrau und der Landbauer-FPÖ wurde auch ein Corona-Entschädigungs-Fonds festgeschrieben – alles dazu hier. 30 Millionen Euro befinden sich im Topf, zudem soll die Impfung nicht mehr beworben werden. Mikl-Leitner bezeichnete die Impfpflicht öffentlich bereits als Fehler – mehr dazu hier.
„"Im Zuge der Corona-Pandemie wurde monatelang darüber zum Teil losgelöst von jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen diskutiert und bis heute äußern sich Politiker, die keine medizinische oder sonstige entsprechende wissenschaftliche Ausbildung haben, dazu in der Öffentlichkeit."“
Richtig sauer macht das wiederum die Ärzteschaft. In einer Presseaussendung macht Ärztekammer NÖ-Präsident Harald Schlögel seinem Ärger nun Luft. "Im Zuge der Corona-Pandemie wurde monatelang darüber zum Teil losgelöst von jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen diskutiert und bis heute äußern sich Politiker, die keine medizinische oder sonstige entsprechende wissenschaftliche Ausbildung haben, dazu in der Öffentlichkeit", heißt es in der Aussendung.
Impfen aus rein politischen Gründen generell in Frage zu stellen, halte er für "fahrlässig, ja sogar gefährlich". Insbesondere Babys, kleine Kinder und immungeschwächte Personen seien auf eine hohe Durchimpfungsrate angewiesen, um selbst nicht zu erkranken.
"Verdrehte Fakten"
"Mangelndes Wissen über Impfungen führt häufig zu Irrtümern, die oftmals Impfskeptiker:innen zu Impfgegner:innen machen. Eine der Hauptursachen dafür ist die Verbreitung verdrehter Fakten, nicht korrekt interpretierter Studien und gezielter Falschinformationen über das Internet", so Schlögel.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Ärzteschaft sei es jetzt, das Bewusstsein dafür durch Aufklärungsarbeit zu stärken.