Direktor will Ansage

Gebetsraum in Schule – "sowas gibt's bei uns nicht"

Radikalisierung an Schulen beschäftigte am Donnerstag die ORF-"ZIB2". Es traf ein Wiener Schuldirektor auf den ehemaligen Wiener Bildungsdirektor.

Newsdesk Heute
Gebetsraum in Schule – "sowas gibt's bei uns nicht"
Der Wiener Schuldirektor Christian Klar (ÖVP) und der Ex-Wiener-Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) in der "ZIB2".
Screenshot ORF

Lehrer schlagen seit längerer Zeit Alarm, denn der Islam sei in vielen Schulen allgegenwärtig und immer mehr Schüler würden sich radikalisieren – von verschleierten Mädchen bis hin zu Buben, die die Jause der Klassenkollegen oder die Freundschaften der Mitschüler als Sittenpolizei prüfen würden oder für den IS in den Krieg ziehen wollen. Wie man gegenhalten könne, das diskutierten am späten Donnerstagabend der Wiener Schuldirektor Christian Klar (ÖVP) und der ehemalige Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) in der ORF-"ZIB2".

Im Studio bei Moderatorin Margit Laufer erklärte Klar, der ein Buch mit Beispielen aus dem Schulalltag herausbringt, "der Islam nimmt einen großen Teil im Schulleben ein", er sei immer wieder Thema, nicht oft erfreuliches Thema. Das reiche vom Essen in der Schule bis zur Rolle der Frau, so Klar. Himmer sah "einiges zu tun", man sehe, "dass es Herausforderungen gibt". "Wir müssen alle Kinder schützen, vor Fundamentalisten und Extremisten", so Himmer. Dass Kinder ein glückliches Leben führen könnten, davon seien wir noch entfernt.

"Sowas gibt es bei uns einfach nicht"

Im Stich gelassen fühlte sich Klar wiederum nicht, es brauche aber mehr Selbstbestimmung an den Schulen. Ein Beispiel aus seinem Buch: Ein Kollege sei ratlos gewesen, als ein Gebetsraum in seiner Schule gefordert wurde. In solchen Fällen brauche es laut dem Direktor einfach mehr "Selbstbewusstsein für die eigene Tradition", nämlich zu sagen: "Sowas gibt es bei uns einfach nicht". Die "hohe Politik" solle sehr deutlich ausrichten: "In unseren Schulen gibt es eben keine Gebetsräume und vieles andere", so der Wiener Direktor.

"Wegzuschauen ist keine Lösung", so Himmer, es brauche ein Bildungssystem, in dem Kinder unabhängig von Herkunft und Religion eine Chance bekämen. "Wir wollen uns hier als Staat auch nicht einmischen, aber der Rechtsstaat muss immer an erster Stelle stehen", so Himmer mit Blick auf die Religionsfreiheit. Man habe Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse als Flüchtlinge in Klassen integriert und ihnen das Leben und die Werte in Österreich gezeigt, so Himmer – Dinge, für die es gar keine bildungspolitische Vorgabe gebe.

"Du verbietest es niemandem anderen"

"Da müssen wir uns weiterentwickeln", so Himmer, "da haben wir die veränderte Welt nicht wirklich wahrgenommen". Klar wiederum bekräftigte, dass es auch "ganz sicher viele Sanktionsmöglichkeiten" brauche, vor allem "mehr Opferschutz gegenüber dem Täterschutz". Der Direktor nannte wiederum ein Beispiel: Wenn jemand aufgrund seiner Verhaltens "wirklich nicht passt für eine Regelschule", habe man sich bisher gefragt, was man mit dem Schüler tun könne. Vielmehr müsse man sich fragen, warum alle anderen Schüler unter dem Buben oder Mädchen leiden müssten.

Und erneut forderte der Wiener Direktor, dass es mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit Radikalisierung brauche. So kenne er eine engagierte Lehrerin, die eine Deutschförderklasse übernommen und sich von ihren Schülern immer mit einem Handschlag verabschiedet habe, bis plötzlich ihre Schüler gefragt hatten, ob sie dies noch tun dürften, weil ein Mitschüler das verboten habe. Solchen Schülern müsse man sagen: "Ob du ihr die Hand gibst", sei die Entscheidung des Schülers, "aber du verbietest es niemandem anderen".

Auf den Punkt gebracht

  • In der ORF-"ZIB2" diskutierten der Wiener Schuldirektor Christian Klar und der ehemalige Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer über die zunehmende Radikalisierung an Schulen und die Herausforderungen, die der Islam im Schulalltag mit sich bringt
  • Klar forderte mehr Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung an Schulen, um gegen Fundamentalismus vorzugehen, während Himmer betonte, dass alle Kinder vor Extremisten geschützt werden müssen und ein Bildungssystem notwendig sei, das unabhängig von Herkunft und Religion Chancen bietet
red
Akt.
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