Wien

Erdogan-Fans rufen zum Sturm auf Wien auf

Tausende Anhänger sind nach dem Sieg von Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan auf die Straßen gegangen. Nun ist ein verstörendes Video aufgetaucht.

André Wilding
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    Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan stürmten nach dessen Wahlsieg auf die Straßen.
    Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan stürmten nach dessen Wahlsieg auf die Straßen.
    Lesereporter

    Nach dem Wahlsieg von Recep Tayyip Erdogan herrschte regelrechter Ausnahmezustand – und zwar nicht nur in der Türkei selbst, sondern auch in Österreich! Tausende Erdogan-Anhänger stürmten am vergangenen Sonntag etwa mehrere Plätze in Wien-Favoriten. Ohrenbetäubendes Geschrei, Hupkonzerte, türkische Musik und tausende Menschen auf der Straße waren die Folge.

    Der 10. Bezirk wurde von den Fans des türkischen Amtsinhabers dabei vollkommen lahmgelegt – Dutzende Personen sammelten sich am Reumannplatz, lange Auto-Kolonnen mit Türkei-Fahnen sorgten auf den Straßen von Favoriten für einen Verkehrs-Kollaps. Für Öffis und Einsatzkräfte gab es kein Durchkommen mehr. Beobachter in den sozialen Medien meinten gar: "Reumannplatz eskaliert."

    Und auch in der Türkei gab es für die Erdogan-Anhänger nach dessen Sieg kein Halten mehr – auch hier gingen unzählige Fans auf die Straße und bejubelten den Wahl-Sieg. Innerhalb kürzester Zeit wimmelte es in den Sozialen Medien von Fotos und Videos aus der Türkei.

    "Es ist nur der Anfang"

    Die Twitter-Meldung eines jungen Türken aus Istanbul-Üsküdar sorgte dabei allerdings für mächtig Wirbel! "Ich rufe von hier aus der ganzen Welt zu: Wir werden bis vor die Tore von Wien gehen. Wir sind bereit, für Erdogan zu sterben. Es ist nur der Anfang!", ruft der junge Mann in die Kamera. Das Video wurde von einem Anhänger von Erdogans AKP gepostet.

    Ähnliche Botschaften sind neben Twitter dabei auch auf Instagram, Facebook oder auch TikTok zu finden – die Sozialen Medien sind voll mit solchen Nachrichten – die Rechtsextremen sind nach dem Wahlsieg von Erdogan im Freudentaumel und viele träumen offenbar von einer Eroberung Wiens.

    AKP und Graue Wölfe

    Laut dem Soziologen Kenan Güngör zeige dies das Problem der Symbiose zwischen AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi) und den Grauen Wölfen. "Das hat auch mit einer unkritischen Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu tun", erklärt Güngör gegenüber der "Kronen Zeitung".

    Die Grauen Wölfe wünschen sich ein großtürkischen Reich, das sich vom Balkan bis nach Zentralasien erstrecken soll – deren Anhänger sind dabei gegen Minderheiten wie Kurden oder Aleviten. Sich selbst bezeichnen sie als "Ülkücü"-Anhänger, was als "Idealismus" bzw. "idealistisch" übersetzt werden kann.

    Stimmenanteile Erdogan und Kilicdaroglu: So wählten Auslandstürken in der Stichwahl.
    Stimmenanteile Erdogan und Kilicdaroglu: So wählten Auslandstürken in der Stichwahl.
    APA-Grafik / picturedesk.com

    "Wolfsgruß" in Wien gezeigt

    Bei dem jungen Mann im Video (oben) handle es sich laut "Krone" dabei um einen Anhänger der Grauen Wölfe, deren Erkennungszeichen der mit fünf Fingern stilisierte "Wolfsgruß" ist. Das Zeichen ist in Österreich streng verboten und wurde von Erdogan-Fans auch vergangenen Sonntag in Wien gezeigt.

    Der Soziologe Kenan Güngör stellt in der Tageszeitung zudem weiter klar, dass die Türkei an der Entwicklung durchaus eine Mitschuld habe. In den letzten zehn bis zwölf Jahren sei nämlich eine regelrechte Verherrlichung des Osmanisches Reiches betrieben worden. Und besonders bei jungen Menschen würde das Kämpferische gut ankommen, heißt es weiter.

    Während Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Türken-Tumulte in Favoriten allerdings als "friedlich" bezeichnete, hat die FPÖ die Nase endgültig gestrichen voll. So zeigen die Ausschreitungen in Wien laut FPÖ-Chef Herbert Kickl das "Totalversagen von SPÖ und ÖVP beim Thema Integration."

    "Vollkommen unverständlich"

    "Es zeigt sich auch in voller Härte, wen SPÖ und ÖVP ins Land gelassen haben und wen Babler, Doskozil und Ludwig weiter fördern wollen - zehntausende, sofort organisierbare fanatische männliche Einwanderer. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Freiheit und Demokratie", warnte Kickl und weiter:

    "Es ist auch vollkommen unverständlich, warum ÖVP-Innenminister Karner den Urnengang zur türkischen Wahl in Österreich nicht zum Anlass genommen hat, die Wähler auf Doppelstaatsbürgerschaften, die im eigentlichen Sinn ja Scheinstaatsbürgerschaften sind, überprüfen zu lassen."

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      Der alte Neue: Recep Tayyip Erdogan, hier an der Seite seiner Frau Ermine, bleibt türkischer Präsident.
      REUTERS
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