Wirtschaft

Vier-Tage-Woche – warum es sie in Österreich nicht gibt

Spanien testet die 4-Tage-Woche auf nationaler Ebene. Auch in Österreich erfreut sich dieses Modell zunehmender Beliebtheit. Ein Lokalaugenschein.

Jochen Dobnik
Vier Tage pro Woche arbeiten und gleich viel verdienen? Eine Vision mit vielen Hürden.
Vier Tage pro Woche arbeiten und gleich viel verdienen? Eine Vision mit vielen Hürden.
Getty Images/iStockphoto

Vier Tage pro Woche arbeiten und gleich viel verdienen: Das wird in Spanien zur Realität. Die Regierung hat einem Antrag der linken Partei Más País zugestimmt. Demnach sollen etwa 200 Unternehmen finanziell dabei unterstützt werden, die Arbeitszeit ihrer Angestellten auf 32 Wochenstunden zu reduzieren. Das Pilotprojekt soll frühestens im Oktober starten und drei Jahre dauern. Ziel ist es, die Produktivität zu steigern. Spanien könnte damit weltweiter Vorreiter beim Thema der 4-Tage-Woche werden.

Auch hierzulande plädiert einer der drei Kandidaten für den SPÖ-Chefsessel, Andreas Babler, für eine Verkürzung der Arbeitszeit. Auch aus Sicht vieler Experten sei ein derartiges Modell jedoch nicht flächendeckend umsetzbar. Dennoch bieten bereits jetzt immer mehr Unternehmen von sich aus verringerte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich an.

"... und ich hab Freitag Vormittag abgeschafft"

So hat der Osttiroler Kosmetikhersteller "Unterweger" bereits vor fünf Jahren eine 4-Tage-Woche (34 Stunden) eingeführt. Die Idee, die Arbeitszeit zu reduzieren, sei auf ein Gespräch mit seinem Vater zurückzuführen, erzählt Firmenchef Stefan Unterweger im Ö1-"Morgenjournal". Dieser habe gesagt, "als ich in die Firma gekommen bin, haben wir noch Samstag vormittags gearbeitet. Das war das Erste, was er abgeschafft hat, dann hat er Freitag Nachmittag abgeschafft – und ich hab Freitag Vormittag abgeschafft." Der Firma geht es gut. Schwierigkeiten, an Personal zu kommen, gibt es nicht.

"Wenn wir eine freie Stelle haben, haben wir immer schon jemanden, der sich angemeldet hat, dass er gerne bei uns arbeiten würde", so Unterweger. Sogar hochqualifizierte Fachkräfte würden nach Osttirol kommen, etwa Chemiker. "Der letzte ist aus Wien zu uns gekommen und ist jetzt seit zwei Jahren da", erklärt der Osttiroler Firmenchef. Die Arbeitszeit von 34 auf 32 Wochenstunden zu reduzieren, wie von Babler gefordert, sei "nicht das größte Problem".

32-Stunden-Woche "radikaler Schritt"

Für eine generelle 35-Stunden-Woche plädiert Markus Koblmüller, CEO beim Linzer Software-Entwickler "Team Echo". Das Feedback darauf in seinem Unternehmen sei bislang durchwegs positiv, die Produktivität sei gleich geblieben, die Mitarbeiterzufriedenheit hoch. Die Arbeitszeit auf 32 Stunden zu reduzieren, sehe der Oberösterreicher "im ersten Moment als schwierig, weil es ein recht radikaler Schritt ist. Ich würd es eher schrittweise machen".

Der Traiskirchner Bürgermeister <strong>Andreas Babler</strong> plädiert für eine 32-Stunden-Arbeitswoche.
Der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler plädiert für eine 32-Stunden-Arbeitswoche.
Helmut Graf

Noch zwei Argumente sprechen derzeit gegen eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden, erklärt Christian Allesch vom Klagenfurter Elektro-Unternehmen "Jerabek" im ORF-Interview. Seine Beschäftigten arbeiten seit einem Jahr statt 38,5 Stunden nur noch 36 Stunden. Weniger sei zwar theoretisch möglich, jedoch "haben wir derzeit wenig Fachpersonal. Für weniger Stunden brauche ich mehr Personal. Und, zweitens, wird es für den Kunden schlussendlich teurer", bedeute doch mehr Personal auch mehr Kosten.

Laut Experten könne zudem eine verkürzte Arbeitswoche nicht in jeder Branche eingeführt werden: Im Verkauf oder bei der Polizei herrschen andere Arbeitsbedingungen.

Was noch dagegen sprechen könnte

Nur weil die Produktivität der Arbeiter steige, wachse die Wertschöpfung der Firma insgesamt nicht zwingend, gab auch die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich im Rahmen der Berichterstattung über die 4-Tage-Woche bei Microsoft in Japan zu bedenken.

Denn je mehr Stunden ein Unternehmen produzieren kann, desto mehr Ertrag entsteht. Das heißt: Schlussendlich zählt die Anzahl der Arbeitsstunden. Um Kosten zu senken, könnten Firmen dann Arbeitskräfte mit Maschinen ersetzen oder neue Standorte im Ausland aufbauen.

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