Herzstillstand

Für diese Personen können Energydrinks tödlich sein

Eine neue Studie untersuchte die potenziellen Gefahren von Energydrinks in einer Kohorte von Überlebenden eines plötzlichen Herzstillstands.

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Für diese Personen können Energydrinks tödlich sein
Energydrinks enthalten neben Koffein noch andere aufputschende Inhaltsstoffe.
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Energydrinks sind der Definition nach "alkoholfreie, funktionelle Getränke mit einem anregenden Effekt und einer besonderen Kombination aus charakteristischen Inhaltsstoffen wie Koffein, Taurin, Vitaminen oder anderen Stoffen", so die Erklärung der EDE (Energy Drinks Europe). Also Getränke, die aufputschend wirken, wenn man sich müde fühlt. In Österreich fallen sie unter keinen besonderen Schutz, also sind sie für jedermann im Handel erhältlich. Dennoch sind sie mit Vorsicht zu genießen, denn ein übermäßiger Konsum tut dem Körper nicht gut. Viele Studien und Vorfälle lassen diesen Schluss zu.

Nun hat eine neue Studie einen weiteren Effekt dieser Getränke unter die Lupe genommen. Sie untersuchte die potenziellen Gefahren des Konsums von Energydrinks für Patienten mit genetisch bedingten Herzerkrankungen.

Energydrinks enthalten Koffein in einer Menge von 80 bis 300 mg pro Dose, verglichen mit 100 mg in einer 230 ml Tasse gebrühtem Kaffee. Die meisten dieser Energydrinks enthalten jedoch neben Koffein auch andere stimulierende Inhaltsstoffe, wie etwa Taurin und Guarana. Es wird angenommen, dass die stark stimulierenden und unregulierten Inhaltsstoffe Herzfrequenz, Blutdruck, Kontraktion und Schlagrhythmus verändern.

Fallbeispiele

Studienleiter und US-Herzspezialist Michael Ackerman untersuchte die Krankenakten von 5.000 Patienten, die zwischen den Jahren 2000 und 2023 an der Windland Smith Rice Genetic Heart Rhythm Clinic wegen Herzrhythmusstörungen behandelt wurden. 144 Personen davon hatten einen plötzlichen Herzstillstand überlebt, von denen sieben Patienten (5 Prozent) in unmittelbarer Nähe ihres Herzereignisses einen oder mehrere Energydrinks konsumiert hatten.

In der Studie wurden die einzelnen Fallbeispiele aufgelistet. So erlitt eine 32-jährige Frau einen Herzstillstand elf Wochen nach der Geburt eines Kindes. Sie hatte vor einem Sporttraining einen Energydrink zu sich genommen und erlitt den Herzstillstand, als sie sich später ausruhte. Nach Einschätzung des Studienleiters Ackerman könnte sie noch von der Geburt geschwächt gewesen sein, litt außerdem unter Schlafmangel und war möglicherweise unterernährt. Diese Kombination könnte der "Nährboden" für den Stillstand gewesen sein. Der Frau wurde ein Defi (ICD - Implantable Cardioverter Defibrillator) implantiert, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.

Ein anderer Fall ist der eines 20-jährigen Mannes, der schon aus Gewohnheit vor dem Sport immer einen Energydrink zu sich nahm. Er brach beim Sprint zusammen und musste wiederbelebt werden. Auch in diesem Fall wurde keine offenbare, organische Ursache für den Herzstillstand gefunden. Eine genetische Untersuchung zeigte aber Veränderungen im Gen ALPK3.

Auch dem Zusammenbruch einer zweiten Frau dürfte eine genetische Veränderung zugrunde gelegen haben. Die Ärzte diagnostizierten eine Variante im Gen RYR2, durch die eines von Stresshormonen abhängiges Herzrasen ausgelöst wurde, das schließlich zum lebensgefährlichen Kammerflimmern führte. Auch sie erhielt einen Herzschrittmacher mit Defi-Funktion.

Gewissenhaft konsumieren

Wenn man so will, hatten die Herzstillstände auch etwas Gutes, denn keiner der Überlebenden griff danach je wieder zu einem Energydrink. Der Facharzt rät allen Personen mit genetischen Herzerkrankungen dazu, die Vorteile und Risiken des Konsums solcher Getränke gewissenhaft abzuwägen oder bestenfalls ganz zu vermeiden.

"Dies alles beweist nicht, dass Energydrinks für gesunde junge Menschen gefährlich sind. Zumindest bei Patienten mit angeborenen Herzerkrankungen könnte jedoch Vorsicht geboten sein", schrieb das Deutsche Ärzteblatt.

Steigender Konsum unter Jugendlichen

Man sieht immer wieder Kinder, die Energydrinks trinken. Die langfristigen schädlichen Auswirkungen dieser Getränke sind Gegenstand vieler Studien. Vor allem unter jungen Menschen steigt der Konsum. Vor allem durch die sozialen Medien hat diese Getränkeart an Popularität beim jungen Publikum gewonnen. Einer Studie zufolge trinkt bis zur Hälfte der Kinder weltweit wöchentlich oder monatlich solche Getränke. Mediziner in vielen Ländern warnen jedoch seit langem, dass es immer mehr Hinweise auf gesundheitliche Risiken für junge Menschen im Zusammenhang mit ihrem Konsum gibt.

red
Akt.
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