Zwei Jahre Krieg mit Russland

"Für die Ukraine ist es ein Wettlauf mit der Zeit"

Am kommenden Samstag jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine bereits zum zweiten Mal. Die Lage ist angespannter denn je.

Newsdesk Heute
"Für die Ukraine ist es ein Wettlauf mit der Zeit"
Sorgenfalten bei Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski: Seine Truppen geraten im Süden und Osten zunehmend in Bedrängnis.
HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Russische Truppen versuchen seit Oktober 2023 unter hohen Verlusten, Awdijiwka zu erobern. Die ehemalige Industriestadt war seit 2014 Vorposten der Ukraine in unmittelbarer Nähe zu Donezk, der russisch beherrschten Hauptstadt des Kohle- und Stahlreviers Donbass.

Eine Eroberung der Stadt durch russische Truppen sei zwar strategisch nicht bedeutend, sie lasse sich aber vom Kreml propagandistisch ausschlachten vor der russischen Präsidentenwahl im März, schrieben die Experten des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien. Zuletzt hatte die Ukraine im Frühjahr 2023 die ebenfalls monatelang umkämpfte Stadt Bachmut aufgeben müssen.

In den vergangenen Tagen war die Lage für die ukrainischen Verteidiger in der Stadt immer schwieriger geworden. Die ukrainischen Verteidiger wehrten sich unter "unmenschlichen Bedingungen", schrieb der Pressedienst der in Awdijiwka eingesetzten 110. Brigade der ukrainischen Armee am Freitag auf Facebook.

"Heute wirft der Feind enorme Kräfte in Form von Personal, gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen in Richtung Awdijiwka."

Russische Truppen seien von mehreren Seiten vorgerückt, analysierten die ISW-Experten in ihrem Tagesbericht für Donnerstag. Durch Fotos sei belegt, dass russische Truppen von Norden her an der grossen Kokerei von Awdijiwka vordringen. Im Süden der Stadt sei eine wichtige befestigte Verteidigungsanlage der Ukrainer erobert worden.

Wettlauf mit der Zeit

"Krieg ist keine exakte Wissenschaft wie die Mathematik. Aber nach derzeitigem Stand ist die Ukraine drauf und dran im Süden das zu verlieren, was sie mühsam in der Sommer-Offensive erkämpft hat. Und natürlich ist sie in Afidijevka, der Vorstadt von Donezk, massiv unter Druck", so ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz im Ö1-"Morgen-Journal".

BILDERSTRECKE: Kreml-Kritker tot: Weltweit gedenken Menschen Alexej Nawalny

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    <strong>In St. Petersburg</strong> wendet sich eine 83-Jährige an die Menschen, die sich zum Gedenken an Alexej Nawalny versammelt habe.&nbsp;
    In St. Petersburg wendet sich eine 83-Jährige an die Menschen, die sich zum Gedenken an Alexej Nawalny versammelt habe.
    Dmitri Lovetsky / AP / picturedesk.com

    "Ihr fehlt einfach Waffen. Ihr fehlt genügend Soldaten. Und es ist ein Wettlauf mit der Zeit, wann die westliche Unterstützung kommt. Kurz gefasst: vor einem Jahr hätten wir gesagt, es geht darum, ob die Ukraine gewinnt, wenn die Sommer-Offensive beginnt, wenn der Westen sie unterstützt – jetzt muss der Westen massiv unterstützen, dass die Ukraine nicht sehr stark in die Bedrängnis gerät".

    Friedliche Lösung wohl nicht vor November

    Am kommenden Samstag jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine bereits zum zweiten Mal. Der Widerstandswille bzw. der Hass auf alles, das russisch ist, sei nach wie vor massiv da, so Wehrschütz. "Wo man sich schwer tut ist, genügend Rekruten zu finden. Einerseits, jene die kämpfen wollten, kämpfen wahrscheinlich schon. Zweitens, gibt es eine große Flucht ins Ausland. Und drittens braucht die Ukraine auch für ihre Wirtschaft einfach Menschen, die z.B. in der Landwirtschaft arbeiten." 

    Wie hoch sind die Chancen für eine friedliche Lösung des Konflikts oder eine Feuerpause?

    "Ob konkret sondiert wird, weiß ich nicht. Nach den Positionen die da sind, sind die Gegensätze zu groß zwischen den Aussagen der Ukraine, das gesamte Territorium befreien und die Grenzen von 1991 wiederherzustellen und Russland, welches keine Anstalten macht, annektierte Gebiete wieder herzugeben. Lösung ist derzeit keine in Sicht – und vor den US-Wahlen im November wird man wohl auch nicht damit rechnen können", so Wehrschütz.

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    red
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