"Ich liebe sie!"

Fünf Mal täglich! Stalker verfolgt Wienerin pausenlos

Ein 22-Jähriger lauerte einer jungen Frau vor dem Haus auf, verfolgte sie im Park. "Ich hatte das Gefühl, er ist immer da", so das verängstigte Opfer.

Thomas Peterthalner
Fünf Mal täglich! Stalker verfolgt Wienerin pausenlos
Stalking-Vorwürfe in Wien: Verteidiger mit seinem Mandanten vor Gericht.
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Zum Abschluss seiner Lehre hatte ein 22-Jähriger "keine Zeit", wie er Dienstag der Richterin bescheinigte. Viel Zeit hatte der junge Mann dafür angeblich, um eine Frau aus der Nachbarschaft zu stalken. Bis zu fünf Mal pro Tag soll der junge Mann am Fenster der Erdgeschosswohnung seines Opfers in Wien-Simmering aufgetaucht sein. Er beobachtete die junge Bewohnerin und ließ sich auch von der Polizei nicht davon abbringen.

"Er klopfte an Schlafzimmer-Fenster"

"Es hat alles am 4. Juni begonnen", berichtet das Opfer (23) im Zeugenstand. "Er hat an das Schlafzimmer-Fenster geklopft, geredet hat er nichts." Von früh bis spät am Abend um 23 Uhr sei der 22-Jährige immer wieder vor der Wohnung auf und ab gegangen. "Ich liebe diese Frau", soll er zu einschreitenden Polizisten gesagt haben. Er sei zufällig am Weg zur U-Bahn an der Wohnung vorbei gekommen und habe sich "verliebt".

"Hatte das Gefühl, er ist immer da"

Nach ein paar Tagen Pause stand er wieder vor dem Fenster des Opfers. "Er kam immer nur dann, wenn ich alleine war." Die eingeschüchterte Frau filmte den vermeintlichen Stalker mit dem Handy. "Ich habe Angst gehabt vor ihm und mich sehr verfolgt gefühlt. Ich hatte das Gefühl, er ist immer da." Der Verdächtige wusste angeblich, wenn der Ehemann des Opfers nicht daheim war.

Nachts im Park verfolgt

Der 22-jährige Wiener mit türkischen Wurzeln sei ihr auch nachts im Park "zufällig" begegnet. "Sogar im Bus war er, als ich mit dem 15A gefahren bin." Im Stiegenhaus habe er ebenfalls auf sie gewartet und etwas aus seiner Hosentasche geholt. Sie habe große Angst gehabt. "Es wird nie wieder passieren, es tut ihm leid", so der Verteidiger des Angeklagten.

120 Stunden gemeinnützige Arbeit

Als kleine Wiedergutmachung gab der Anwalt dem Ehemann des Opfers im Saal 300 Euro in bar. Die Richterin schlug eine Diversion vor – der arbeitslose Angeklagte soll 120 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten – nicht rechtskräftig. Für das Opfer ist das Drama nicht vorbei. "Ich will sein Geld nicht. Ich will umziehen, ich kann nicht mehr in dieser Wohnung sein", erklärt sie im Saal, den Tränen nahe. Den Angeklagten will sie nicht sehen, er wird in ein Nebenzimmer gebracht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 22-jähriger Mann aus Wien-Simmering soll eine Frau aus der Nachbarschaft bis zu fünf Mal täglich gestalkt haben, indem er vor ihrer Wohnung auf und ab ging, sie im Park und im Bus verfolgte und sogar vor ihrem Schlafzimmerfenster auftauchte
    • Trotz einer vorgeschlagenen Diversion von 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer Entschuldigung des Angeklagten fühlt sich das Opfer weiterhin bedroht und möchte umziehen
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