Neue Studie
Führen Ozempic und Wegovy zu schwerem Sehverlust?
Laut einer neuen Studie könnte ein Stoff, der in Ozempic und WeGovy steckt, das Risiko für eine Augenerkrankung erhöhen.
Viele Diabetiker brauchen ihn, viele Übergewichtige wollen ihn: Den Stoff Semaglutid, der in Ozempic und WeGovy steckt. Nun zeigt eine Studie von Forschenden aus den USA, dass Semaglutid möglicherweise mehr Nebenwirkungen haben könnte, als bislang bekannt.
Sehverlust auf einem Auge
Im vergangenen Sommer stellten die Ärzte der Augenklinik der Harvard Medical School im eine ungewöhnlich hohe Zahl von Patienten mit nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (Naion) fest. Dabei handelt es sich um eine eigentlich relativ seltene Erkrankung.
Diabetikerinnen und Diabetiker haben für die Erkrankung ein erhöhtes Risiko. In der Regel führt Naion zu einem plötzlichen und potenziell dauerhaften Sehverlust auf einem Auge, weil der Blutfluss zum Sehnerv unterbrochen wird. In der Gesamtbevölkerung können bis zu zehn von 100.000 Menschen davon betroffen sein.
Doch die Ärzte registrierten plötzlich drei Fälle innerhalb einer Woche - und alle Patienten nutzten Semaglutid.
Höheres Risiko
Daraufhin wertete das Team um Jimena Tatiana Hathaway von der Harvard T.H. Chan School of Public Health und der Harvard Medical School in Boston die Daten von insgesamt 16.827 Patientinnen und Patienten aus. Personen, die zwischen 1. Dezember 2017 und 30. November 2023 entweder mit Semaglutid oder einem anderen Medikament behandelt worden waren. Von diesen hatten 710 die Diagnose Typ-2-Diabetes. 979 Personen hatten Übergewicht oder Adipositas.
In der im Fachjournal "Jama Ophthalmology" veröffentlichten Studie stellte man schließlich fest: Das Naion-Risiko bei Personen mit Diabetes lag bei 8,9 Prozent, wenn sie Semaglutid einnahmen, und bei 1,8 Prozent mit einem anderen Medikament. Bei den Personen mit Adipositas lag das Risiko bei 6,7 Prozent in der Semaglutid-Gruppe und bei 0,8 Prozent in der Gruppe, die andere Medikamente einnahm.
Diabetiker-Spritze Ozempic vergriffen
Was bedeutet das jetzt?
Die Studie liefert zunächst einmal nur Hinweise, wie die Forschenden schreiben: "Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Semaglutid und Naion hin. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, sind weitere Studien erforderlich, um den Kausalzusammenhang zu beurteilen."
Dafür spricht sich auch Graham McGeown von der Queen's University Belfast, der nicht an der Studie beteiligt war, in einem vom Science Media Center (SMC) publizierten Kommentar aus: Weitere Untersuchungen seien notwendig, vor allem "angesichts des raschen Anstiegs der Verwendung von Semaglutid und seiner möglichen Zulassung für eine Reihe anderer Probleme als Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes".
Das sagt der Hersteller
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, der sowohl Ozempic als auch WeGovy herstellt, zeigt sich von der Studie bislang unbeeindruckt. Er betonte, dass die Daten der neuen Studie nicht ausreichen, um einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Semaglutid-Medikamenten und Naion herzustellen. Das Unternehmen nehme jedoch "alle Berichte über unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Verwendung unserer Medikamente sehr ernst", heißt es in einer Mail an CNN.