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Fritz Karl im Interview zum Film "Life Guidance"

Heute Redaktion
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Im Zukunfts-Thriller „Life Guidance" will eine gleichnamige Agentur Fritz Karl zu einem „besseren" Menschen machen. Im echten Leben ist er es längst.

Der neue Sci-Fi-Thriller "Life Guidance", unter der Regie von Ruth Mader, spielt in der nahen Zukunft, die jedoch näher zu sein scheint, als uns erst bewußt ist. Die sogenannten Leistungsträger dominieren die Gesellschaft, Menschen einer transparenten, perfekt funktionierenden Mittelschichtwelt. Hier zählt nur der Erfolg. Wer diesem Druck nicht gewachsen ist, kommt in sogenannte Schlafbuchten und wird mit Musik und Psychopharmaka ruhig gestellt. Ein Alptraum-Szenario.

Im dystopisch-kühlen Film will eine Agentur namens "Life Guidance" den Finanzexperten Alexander Dworsky (Fritz Karl) aufgrund einer "falschen" Aussage zu einem "besseren" und effektiveren Menschen machen.

Im "Heute"-Talk zeigt uns Schauspieler Fritz Karl seine zutiefst menschliche Seite: Denn dieser Mann kämpft nicht nur im Film für soziale Gerechtigkeit.

HEUTE: Wie sehr ähnelt "Life Guidance" unserer heutigen (auch politischen) Situation?

FRITZ KARL: Der Film ist natürlich so konzipiert, dass man drinnen sitzt und immer mehr draufkommt, dass es viele Dinge gibt in unserem Leben und in unserer Gesellschaft, die schon sehr ähnlich sind oder in der wir uns bereits befinden. Wir befinden uns hier in einer total orientierten Leistungsgesellschaft, in der alles optimierter sein muss. Wir haben natürlich auch viele Leute, die diesem Druck nicht gewachsen sind und die da nicht mitmachen, so etwas gibt es ja schon. Wir haben bereits seit Jahren eine unglaubliche Rate an Erkrankungen, wie zum Beispiel Burnout oder Depression, die zurückzuführen sind auf diesen unglaublichen Druck, der auf die Leute ausgeübt wird, immer noch besser zu sein, noch effizienter zu arbeiten.

So etwas haben wir ja bereits in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite haben wir die Spitzenverdiener, die Abfertigungen bekommen, die für andere Menschen überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen sind und wir haben die, die da nicht mehr mitkommen finanziell. Wir geben ja auch mittlerweile alle unsere Daten her und dadurch werden wir natürlich transparenter. Auch diese Meldung „Wenn man nichts zu verheimlichen hat, kann man das ja hergeben", das ist leider nur begrenzt wahr und nur eine Sicht der Dinge. Das ist dann die Frage: Wie viel opfert man von seiner persönlichen Freiheit?

HEUTE: Was passiert dann im Film mit diesen Menschen, die diesem Druck nicht gewachsen sind?

FRITZ KARL: Die werden aussortiert. Das sind dann Minimumbezieher, wie das so schön heißt. "Working Poor", das sind Leute, die zwar arbeiten, aber gerade mal über dem Existenzminimum leben und sich dadurch nicht mehr viel leisten können. Oder sie werden aussortiert und kommen in die „Schlafbuchten" und werden mit Musik und Psychopharmaka ruhig gestellt.

HEUTE: Was glauben Sie, wie könnte man diesem „Supergau" der Manipulation und totalen Überwachung entgegenwirken?

FRITZ KARL: Naja, man muss sich dessen einfach bewußt sein! Man muß bewußter leben, aufwachen und nicht nur sagen „Da kann ich alleine oder als einzelner nicht viel tun". Es gibt ja schon viele, viele Menschen, die sich zusammentun und Initiativen gründen und im Kleinen anfangen. Die sagen, wir machen unser Gemüse selber, wir züchten Bienen, versuchen sparsamer zu sein und versuchen weitestgehend auf unnötige Dinge zu verzichten.

Die darauf achten, was sie einkaufen, darauf achten weniger Fleisch zu essen. Es gibt sehr, sehr viele Dinge, die jeder einzelne dazu beitragen kann, damit sich etwas ändern kann, damit zumindest Industrien oder große Interessensgemeinschaften reagieren müssen oder können. Man muss wirklich nicht jeden Konsumscheiß mitmachen.

HEUTE: Und gegen die totale Überwachung?

FRITZ KARL: Naja, man kann aufpassen, welche Daten man von sich hergibt. Das fängt schon bei der Bankomatkarte an. Dem kann man entgegenwirken und sagen „Nein, ich will auf meiner Karte keine persönlichen Daten haben!" Natürlich werden wir immer transparenter, vor allem was das Netz betrifft. Wir können uns natürlich nicht zurück deportieren in die Steinzeit oder in das Alter vor dem Computer. Dieses Rad wird man nicht mehr zurückdrehen können. Man muss daher wachsam sein.

Die Frage ist, braucht man wirklich ein Alexa zu Hause? Nur aus Bequemlichkeit? Ich meine, da fließen ja richtig viele Daten. Es ist nicht nur so, dass man damit überwacht wird, das ganze ist ja noch viel subtiler. Es geht doch bei den meisten dieser Sachen nur noch um Konditionierung. Egal ob bei Netflix oder bei Google.

HEUTE: Wie sähe denn für sie persönlich eine „perfekte" Gesellschaft aus?

FRITZ KARL: Naja, eine perfekte Gesellschaft wird sich sicher durch eine gewisse Ausgewogenheit auszeichnen, nicht?

Wo es nicht allein um den Wettbewerb geht, so nach dem Motto: „Wer ist der Beste, wer ist der Schnellste"? Sondern dass auch andere Werte zählen. Es kann doch nicht sein, dass unsere Gesellschaft die Leute, die karitative Berufe, wie Krankenschwester, Sozialarbeiterin oder Kindergärtnerin ausüben, also Sozialberufe, die unserer Gesellschaft dienen, dass diese auf der finanziell untersten Sprosse stehen.

Das ist von dem her eigentlich ein Wahnsinn. Das wäre sicher in einer Gesellschaft und auch für mich in erster Linie wichtig, dass Berufe, die zum Allgemeinwohl beitragen (und da zählen jetzt nicht Steuerberater, Rechtsanwälte und Banker dazu!), sondern wirklich Berufe, die dem Allgemeinwohl dienen, dass die zumindest eine gerechte oder gleiche Entlohnung bekommen.

HEUTE: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

FRITZ KARL: Genau das!

HEUTE: Das sind wir auch schon bei den Emotionen. Im Film sind Emotionen ja tabu. Zu Weinen bedeutet quasi den gesellschaftlichen Absturz. Wie wichtig sind Emotionen denn generell, für den Menschen, für die Gesellschaft?

FRITZ KARL: Naja, Emotionen sind natürlich auch großer Bestandteil meiner Arbeit. Wenn jemand heute öffentlich weint sind die anderen unangenehm berührt. Und es gibt viele Leute, die dann hilflos sind und wissen nicht, wie man damit umgeht. Diese Emotionen sind aber total wichtig, denn die machen uns ja erst aus. Emotionen sind ja in uns, die charakterisieren doch einen jeden Menschen. Und wenn man alle Emotionen ausschaltet, dann sind wir alle gleich. Das ist ja dann völlig uninteressant. So etwas kann ja nicht in unserem Sinn sein oder das Ziel sein, alle Emotionen auszuschalten.

Denn gerade das ist ja das Schöne im Leben. Was wären wir denn ohne Freude, ohne Liebe, ohne Trauer und ohne Zorn? Ich glaube, Emotionen sind wirklich lebensnotwendig. Die Frage ist, wie weit lernen wir, oder werden gezwungen, diese Emotionen öffentlich zu unterdrücken? Aber auch hier arbeiten wir ja schon in eine Richtung, dass wir uns mittlerweile zu Hause verbarrikadieren und ein Leben im Computer oder virtuellen Welt führen und dann dort unsere Emotionen ausleben.

HEUTE: Was bringt einen Fritz Karl eigentlich zum Weinen?

FRITZ KARL: Ich kann leider nicht mehr in Walt Disney Filme gehen, die bringen mich immer zum Weinen. Meine Kinder wollen mit mir schon gar nicht mehr in irgendwelche Walt Disney-Filme gehen. Mit meinen Großen war ich mal in König der Löwen und sie haben mir gesagt, sie gehen mit mir nie wieder ins Kino, denn es ist so peinlich mit mir.

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