Fussball
Bayern-Kehrtwende nach Trainings-Test von Boateng
Das kommt überraschend. Ex-Weltmeister Jerome Boateng trainierte eine Woche lang bei den Bayern. Der Innenverteidiger bekommt aber keinen Vertrag.
Am vergangenen Sonntag sickerte durch, dass ein prominenter Trainingsgast seine Zelte in München aufgeschlagen hat: Jerome Boateng, einer der Weltmeister von 2014. Der 35-Jährige spielte seither um einen Vertrag beim deutschen Serienmeister vor. Nachdem sein Kontrakt bei Olympique Lyon nicht verlängert wurde, ist der Abwehrspieler vereinslos. Boateng verließ Bayern im Sommer 2021.
Nach einer Trainingswoche in München soll laut "Bild" nun aber die Entscheidung gefallen sein. Und zwar gegen Boateng. Deutschlands Titelträger wird den aktuell vereinslosen Spieler nicht unter Vertrag nehmen.
Prozess als Grund
Hauptverantwortlich dafür soll vor allem das anhängige Strafverfahren gegen den Fußballer wegen des Verdachts der Körperverletzung sein. Boateng soll seine Freundin geschlagen haben. Ein Urteilsspruch wurde wegen Formalfehlern aufgehoben, das Verfahren am Münchner Landgericht wird neu aufgerollt. Dass die Bayern nun tatsächlich überlegten, Boateng unter Vertrag zu nehmen, schlug hohe Wellen – und sorgte sogar bei den eigenen Fans für Unmut. Laut "tz" plante der harte Kern des Bayern-Anhangs sogar eine Protestaktion im kommenden Heimspiel gegen Freiburg (Sonntag, 17.30 Uhr). Demnach hätten sich die Fans der Südkurve mit Bannern gegen den Ex-Weltmeister stellen wollen.
Freund meinte zu Wochenbeginn noch, das Verfahren sei "seine private Geschichte". Am Dienstag ruderte der ehemalige Salzburg-Boss bereits zurück, betonte, dass für Boateng die Unschuldsvermutung gelte, man nach einem Urteilsspruch die Lage aber neu bewerten müsse.
Mit dem Boateng-Test wollten die Münchner kurzfristig auf die Personalnot in der Abwehr reagieren. Nach den Abgängen von Benjamin Pavard und Josip Stanisic konnte kein Ersatz unter Vertrag genommen werden. Darüber hinaus fehlten Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt zuletzt verletzt. Deshalb mussten etwa im Pokal-Duell gegen Preußen Münster mit Leon Goretzka und Noussair Mazraoui zwei Aushilfs-Innenverteidiger ran. Bayerns Bosse gestanden durch den Boateng-Test eine haarsträubende Kader-Fehlplanung im Sommer ein. Damals war noch die sogenannte "Transfer-Taskforce", der auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß angehörte, am Ruder.