Niederösterreich

Freisprechverbot für Busfahrer? – Gewerkschaft sauer

Eine Busunternehmerin äußerte gegenüber "Heute" den Wunsch nach einem Verbot von Freisprechanlagen. Die Gewerkschaft steigt nun auf die Barrikaden.
Isabella Nittner
28.09.2023, 14:09

Ablenkung ist in Österreich Unfallursache Nummer Eins. 10.176 Verkehrs-Unfälle wurden laut einer ÖAMTC-Studie im Jahr 2022 durch Ablenkung ausgelöst. 

Die Klosterneuburger Busunternehmerin Sabine Zuklin äußerte deshalb gegenüber "Heute" den Wunsch eines allgemeinen Verbots von Freisprecheinrichtungen für Buslenker. Denn: Auch Chauffeure im Linienbetrieb seien durch das Telefonieren am Steuer abgelenkt und könnten sich so weniger auf den Verkehr konzentrieren. Es handle sich dabei um ein wichtiges Sicherheitsthema. Neben geschäftlichen Gesprächen beobachte Zuklin zudem auch vermehrt die Nutzung der Freisprecheinrichtung für private Telefonate – alles dazu hier.

Verbindung mit Dispo

Mit ihrer Forderung gegenüber dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) zog sie sich aber den Ärger der Gewerkschaft auf sich. Denn:  Nur wenige Tage nach dem "Heute"-Bericht verfasste die Gewerkschaft "vida Niederösterreich" einen offenen Brief an die Firmenchefin. 

Thomas Stiller ist Sprecher des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft
Thomas Stiller ist Sprecher des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft "vida", Sabine Zuklin ist Busunternehmerin aus Klosterneuburg.
Gewerkschaft vida, NLK

"Ja, es ist sicherlich nicht in Ordnung, während der Fahrt mit einer Bluetooth-Einrichtung privat zu telefonieren. Ich warne aber dennoch vor einem Verbot von Freisprecheinrichtungen in Linienbussen, da wir Lenkerinnen und Lenker immer in Verbindung mit der Dispo bleiben müssen bezüglich Verkehrsaufkommen, Verzögerungen, unerwarteter Krankheitsfälle, eventueller Übergriffe sowie Zwischen- und Notfällen jeglicher Art", schreibt darin Thomas Stiller, Sprecher des Fachbereichs Straße, und erlaubte sich sogleich einen Seitenhieb: Busunternehmen sollten sich lieber auf die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten konzentrieren und sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Fahrer einsetzen.

"Sonst ist zu befürchten, dass bald niemand mehr am Lenkerplatz in den Bussen sitzen wird und die Fahrgäste als Leidtragende im Stich gelassen werden", so Stiller erzürnt.

Schuld bei Unfall?

Die Bus-Chefin will sich die Vorwürfe nicht gefallen lassen. Dass die Arbeitsbedingungen für Buslenker "nicht mehr passen" sieht auch die Unternehmerin und nimmt erneut den VOR in die Pflicht. Die Taktungen seien mit dem Personalstand der Betriebe nicht zu bewältigen, betont sie in ihrem Antwortschreiben. "Meine Forderung nach einem Verbot von Freisprecheinrichtungen halte ich aufrecht, sie soll auch unsere Fahrer schützen, die eben nicht während der Fahrt mit dem Büro sprechen sollen, damit sie nicht abgelenkt werden. Kommt es zu einem Unfall mit Personenschaden und hat der Fahrer während der Fahrt telefoniert wird im Normalfall von einem Mitverschulden des Fahrers am Unfall ausgegangen." Die Strafrechtsprozesse wolle sie ihren Angestellten ersparen, so Zuklin.

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