Anzeige erstattet
Frau beschwert sich über Klo, wird als N*tte beschimpft
Nachdem sich eine Wienerin über Diskriminierung beschwert, erhält sie viele Antworten. Eine davon führte sie zur Polizei, wie sie "Heute" berichtet.
Eine Wienerin wollte beim Film-Festival am Wiener Rathausplatz eine Toilette aufsuchen. Dort musste sie im Gegensatz zu den männliche Besuchern ihre Geldbörse zücken – "Heute" berichtete.
Am Damen-WC waren für Frauen nämlich 50 Cent Benutzungsgebühr fällig, Männer können hingegen gratis auf's Pissoir gehen. Auf der Social-Media-Plattform "Threads" macht sie ihrem Ärger Luft.
Sie finde die Gebühr diskriminierend, da sie als Frau kein Pissoir benutzen kann. "Entweder zahlen alle was oder keiner", so die Wienerin in ihrem Online-Beitrag.
Social-Media-Streit entfacht
Mittlerweile zählt der Post über 820 Likes und knapp 290 Kommentare. Manche User zeigten sich solidarisch mit ihr, andere kritisierten ihre Empörung. "Während die meisten Frauen das Problem so wie ich gesehen haben, sind vorrangig von Männern Kommentare eingetrudelt, die mich zunächst verdutzt, aber nicht sonderlich verwundert haben", sagt die Erstellerin.
Bei einem Kommentar fiel ihr beinahe das Handy aus der Hand: "Heul n*tte", schrieb ein User. Es sei ihr peinlich, öffentlich und für alle sichtbar, so bezeichnet zu werden. Nach langem Nachdenken, viel Unterstützung durch enge Freundinnen und einem "sehr ermutigenden Beratungsgespräch" bei "ZARA" (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit), habe sie schlussendlich den Schritt gewagt und bei der Polizei Anzeige erstattet, erzählt die Betroffene.
Kein rechtsfreier Raum
Sie sehe es nicht ein, warum sie sich "als Frau beschimpfen und beleidigen lassen muss, nur weil ich es gewagt habe, ein Thema anzusprechen, das anderen nicht passt", sagt sie gegenüber "Heute". Das Internet sei kein rechtsfreier Raum und es werde sich "nichts ändern, wenn wir immer alles einfach runterschlucken."
Im konkreten Fall ist der Täter unbekannt, er muss zunächst ausgeforscht werden. Laut der Einschätzung von ZARA handelt es sich um eine "qualifizierte Beleidigung". Die Konsequenzen für den Ersteller des Kommentars hängen vom weiteren Ablauf des Strafverfahrens ab. Neben rechtlichen Konsequenzen sei die Löschung des Kommentars oder eine Löschung des Profils der kommentierenden Person möglich.
Bei weitem kein Einzelfall
Klickt man auf das Profil des Beschuldigten (mittlerweile gelöscht), fanden sich einige solcher Kommentare, die er im Netz verbreitete. Auch für den Verein ZARA ist es einer von vielen Fällen. In dem 6. Beratungsjahr gingen insgesamt 1.824 Meldungen von Hass im Netz bei ihnen ein. 12 Prozent davon waren sexistisch motiviert.
841 Mal stuften Beraterinnen und Berater der Organisation Online-Hass-Meldungen als strafrechtlich relevant ein. Davon waren 30 Prozent Beleidigungen. ZARA dokumentiert diese Fälle und kann rechtliche als auch nicht-rechtliche Maßnahmen, wie die Löschung von Hasskommentaren, anbieten. Hass im Netz-Vorfälle können von Betroffenen als auch von Zeugen gemeldet werden – dies kann auch anonym erfolgen.
Betroffene unwissend
Der Verein gilt bei gewissen Social-Media-Plattformen als "Trusted Partner" und hat problematische oder rechtswidrige Inhalte an das jeweilige soziale Netzwerk zu melden. Diese Meldungen werden vorrangig und gründlich untersucht, was zu schnelleren Reaktionen sowie höheren Löscherfolgen führe.
"Unserer Erfahrung nach wissen Betroffene oft nicht darüber Bescheid, dass es Möglichkeiten gibt, gegen Fälle von Hass im Netz vorzugehen. Auch Täter*innen ist es oft nicht bewusst, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und ihr Handeln rechtliche Konsequenzen haben kann", erklärt ZARA gegenüber "Heute". Daher brauche es auch vermehrt Präventionsmaßnahmen und Informationskampagnen, die darauf hinweisen.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Wienerin erstattet Anzeige, nachdem sie sich über die Diskriminierung einer Toilettengebühr beschwert und einen beleidigenden Kommentar erhalten hat
- Dem Beschuldigten wird Beleidigung vorgeworfen
- Der Verein ZARA unterstützt Betroffene bei Hass-im-Netz-Vorfällen, so wie auch in diesem Fall