Große Vorurteile
Frau als Firmengründerin in Dubai nicht ernst genommen
Die Schweizerin Anja (30) hat in Dubai ihren Traum verwirklicht und einen eigenen Shop eröffnet. Der Weg dorthin war jedoch alles andere als leicht.
"Der Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, war immer da", erzählt die Ostschweizerin. Nachdem sie zwei Jahre in der Tourismusbranche in Dubai gearbeitet hatte, entschied sie sich, hier den Schritt zu wagen: "Die Idee entstand eher zufällig, als ich von verfügbaren Shops direkt am Strand hörte." Die Fotos seien schlecht gewesen, vor Ort überzeugte die Lage aber die 30-Jährige und ihren Geschäftspartner: "Direkt am Kite Beach, dem größten Strand Dubais – besser geht es nicht."
Spontaner Entschluss
Es sei spannend und herausfordernd zugleich, als junge Frau ein Business in einem arabischen Land zu starten. Sie betont, dass Dubai eine sehr moderne Stadt sei und viele Vorurteile, die in Europa existieren, nicht zuträfen und man immer sehr zuvorkommend gegenüber ihr sei.
Trotzdem gab es Situationen, bei denen die Einheimischen etwas überfordert waren: "Beispielsweise wenn sie mich tagelang auf Whatsapp mit 'Sir' anschrieben und dann überrascht waren, einer jungen, blonden Frau gegenüberzustehen." Als Anja eine Handelslizenz beantragen wollte, widerfuhr ihr Ähnliches: "Da die Mitarbeiter mir als Frau nicht glaubten und jeweils annahmen, dass ich einen Führerschein beantragen wollte, bin ich fünfmal hintereinander an die falschen Ämter weiterverwiesen worden."
Lizenz kostete über 5.000 Euro
Die junge Frau übernahm alle Formalitäten selbst, um Kosten zu sparen und das System zu verstehen. Der Shop sei zudem vollständig eigenfinanziert. Die beiden Partner haben ihre Ersparnisse in das Projekt investiert – und das sei nicht wenig gewesen. "Je länger ich am Projekt beteiligt war, desto mehr habe ich gemerkt, wie viel da zusammenkommt." Allein eine sogenannte "Trade License" für den kleinen Shop habe umgerechnet rund 5.300 Euro gekostet.
Kein Stromanschluss
Die Eröffnung des Shops verzögerte sich um sechs Monate, da viele Prozesse in Dubai intransparent seien. Am meisten Kopfschmerzen bereitete Anja der fehlende Stromanschluss. Weder der Vermieter noch die benachbarten Shopbetreiber hätten ihr geholfen, sodass sie gezwungen war, das Problem auf eigene Faust mit einem Elektriker zu lösen.
"Er fand heraus, dass die Stromverteilung in den angrenzenden Shops falsch eingestellt war und musste alle Stromkästen neu konfigurieren." Zudem habe kurz vor der Inspektion ein Shopnachbar wichtige Stromteile aus ihrem Kasten gestohlen, um selbst durch die Prüfung zu kommen. Erst das Eingreifen der Polizei habe die Situation schließlich geklärt: "Es war ein richtiges Drama. So etwas wünsche ich wirklich niemandem", meint die 30-Jährige.
Jetzt läuft das Geschäft
Sie beschäftigt derzeit vier Vollzeitkräfte aus Asien und Afrika. Seit der Eröffnung im November laufe das Geschäft gut. Mit ihrer Lage direkt am Strand spreche ihr "healthy food" gezielt die gesundheitsbewusste Community an: "Wir arbeiten mit Yoga- und Laufgruppen zusammen, die nach dem Sport bei uns frühstücken."
Expansionspläne
"Die Golfstaaten sind ein wachsender Markt. Ich träume davon, weitere Standorte zu eröffnen – in Dubai und darüber hinaus." Rückblickend bereut die 30-Jährige nichts: "Es war ein verrücktes und nervenaufreibendes Abenteuer, aber ich habe so viel gelernt – über mich selbst, die Geschäftswelt und Dubai. Wenn ihr von einem eigenen Business träumt, macht es einfach. Man wächst mit den Herausforderungen."
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Auf den Punkt gebracht
- Die Schweizerin Anja hat in Dubai ihren Traum verwirklicht und einen eigenen Shop eröffnet, obwohl sie auf viele Herausforderungen stieß, insbesondere aufgrund von Vorurteilen gegenüber Frauen als Firmengründerinnen.
- Trotz bürokratischer Hürden und technischer Probleme läuft ihr Geschäft nun erfolgreich, und sie plant, weiter zu expandieren.