"Für Propaganda missbraucht"
FP kritisiert Konkurrenz & Migranten in Kinderbuch hart
Ein Buch für Kinder, erstellt von der Freiheitlichen Jugend, lässt in Kärnten die Wogen hochgehen. Landes-Chef Kaiser fordert eine Entschuldigung.
Nach der Liederbuch-Affäre nun die Kinderbuch-Affäre. Am Freitagnachmittag lud die FPÖ zum großen Familientag ins Hüpfburgenland Pörtschach am Wörthersee, 150 Besucher kamen. Verteilt wurden dabei kleine "Danke"-Sackerl, gefüllt mit allerhand Info- und Werbematerial. Da es sich um ein Familienevent handelte, wurde auch ein Buch für Kinder ausgegeben. Dessen Inhalt hat es in sich, berichtet die "Kleine Zeitung".
Denn gestaltet wurde das Kinderbuch von der FPÖ-Jugend, die nicht selten über das Ziel hinausschießt. Erst während der EM wurde ein Video gepostet, in dem nicht-weiße Fußball-Nationalspieler kritisiert wurden. Letztlich wurde der Clip sogar gelöscht.
Böse Windräder und "Wüstengeier"
Im nun verteilten Kinderbuch geht es zwar um Vögel, für die Personifizierung muss man aber nicht einmal zwischen den Zeilen lesen. Die Vogelkinder hungern darin, weil die Mutter schwer von einem Windrad verletzt wurde. Schuld daran sei die "diebische Gewelster", die selber nicht wisse, wofür Windräder überhaupt gut seien.
Ein weiteres, den Kindern servierte Feindbild ist der SPÖ-Chef in Form der "leicht übergewichtigen Ente Andreas Quakler". Ihm wird der Satz in den Mund gelegt "die Wüstengeier sind eine Bereicherung". Die Lösung für alle Probleme habe ein Politiker, dessen Name mit Herbert beginnen dürfte: "Herbi Steinadler", der gemeinsam mit anderen Vögeln Windräder niederreißt.
Die FPÖ wollte damit einen "Gegenpol zu Dragqueen-Lesungen in Kindergärten" darstellen, argumentiert man gegenüber der "Kleinen Zeitung". Laut Florian Pacher, Chef der Pörtschacher FPÖ, habe es nur positive Rückmeldungen gegeben. Im Gemeinderat sollen hingegen einige Beschwerden gelandet sein.
"Kinder für Propaganda missbraucht"
"Zutiefst empört" über diese "Grenzüberschreitung" ist auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Er fordert von Parteichef Kickl und Landesparteiobmann Angerer, solche Aktionen zu unterlassen. "Mit derartigen jenseitigen politischen Menschenverhöhnungen in Form dümmlicher Comics Kinder für politische Propaganda zu missbrauchen, ist auf das Allerschärfste zu verurteilen."
Die FPÖ überschreite immer mehr Grenzen, im Interesse der Kinder müsse man sich dagegen wehren. Der Landes-Chef schließt mit einem Jonathan-Swift-Zitat: "Hat man erst eine Demütigung schweigend hingenommen, wird man künftig mit weiteren rechnen müssen. Die Verachtung wächst, und die Skrupel unserer Widersacher schwinden dahin."
Plakate zerstört
Ebenfalls in Pörtschach wurden am selben Wochenende übrigens Wahlplakate der Grünen zerstört und Ständer gestohlen. Bildern zufolge blieben direkt daneben stehende FPÖ-Plakate unversehrt.
Auf den Punkt gebracht
- Die FPÖ hat bei einem Familientag in Pörtschach ein Kinderbuch verteilt, das Migranten und politische Gegner diffamiert, was zu heftiger Kritik führte
- Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser verurteilte die Aktion scharf und forderte ein Ende solcher Propaganda, während im Gemeinderat Beschwerden eingingen und Wahlplakate der Grünen zerstört wurden