Gesundheit
Virus-Forscher wollen Menschen absichtlich infizieren
Britische Wissenschaftler wollen die Suche nach einem Impfstoff mit sogenannten «Human Challenge Trials» beschleunigen. Die Methode ist umstritten.
Wissenschaftler des Londoner Imperial College wollen im nächsten Jahr gesunde Erwachsene unter kontrollierten Quarantäne-Bedingungen absichtlich mit dem Coronavirus infizieren. Das berichtet die «Financial Times». Die Hochschule wolle nächste Woche Details zur geplanten Studie bekanntgeben.
Die freiwilligen Testpersonen sollen einige Wochen zuvor einen potenziellen Impfstoff verabreicht bekommen. Mit dem Testverfahren am Menschen könne man die Wirksamkeit eines Impfstoffes unmittelbar feststellen. Es soll sich um den weltweit ersten solchen Test unter klinischen Bedingungen handeln.
Online haben sich schon unzählige Menschen gemeldet, die sich als freiwillige Testpersonen zur Verfügung stellen. Der US-Organisation 1DaySooner liegen derzeit Daten von 38.048 Freiwilligen aus 166 Ländern vor.
Sogenannte «Human Challenge Trials» sind aber auch umstritten: Wissenschaftler äußern ethische Bedenken wegen der gesundheitlichen Risiken, die die Infektion mit einem unvollständig erforschten Erreger wie Covid-19 haben könnte.
Die Bioethikerin Samia Hurst von der Universität Genf argumentiert etwa laut der NZZ, Tests seien auch bei Freiwilligen nur zulässig, wenn das betreffende Experiment die Forschung voranbringe, einen klaren Nutzen für zukünftige Patienten habe und ein annehmbares Nutzen-Risiko-Verhältnis vorliege. Ob ein solches Verhältnis vorliegt, ist unter wissenschaftlichen Kriterien nur schwer zu beurteilen.