Wien
Forscher entdecken ungeahnten Schatz neben Öffi-Trassen
Wiener Forscher haben entlang des Öffi-Netzes einen Schatz entdeckt, der ihre kühnsten Träume übertrifft. Dabei geht es aber nicht um schnödes Gold.
Zwei Jahre lang wurden mehr als zwei Dutzend Grünflächen entlang der Gleiskörper von U- und Straßenbahn-Linien penibel durchkämmt. Die Mitarbeiter der Wiener Linien und das Forschungsteam der Universität für Bodenkultur (Boku) suchten dabei aber nicht nach materiellen Gütern, sondern nach Schätzen der Natur. Und sie wurden fündig!
Auf den insgesamt knapp 3,7 Hektar Untersuchungsflächen wurden insgesamt 378 Pflanzenarten, sowie 25 Heuschrecken-, 40 Tagfalter- und 155 Wildbienenarten nachgewiesen. Sogar sieben gefährdete Tagfaltern-Arten der Roten Liste haben sich hier angesiedelt.
"Wiener Linien Schrecke"
Zur Begeisterung des Forschungsteams fanden sich unter den zahlreichen erhobenen Arten auch einige Besonderheiten. So konnte die Grobpunktierte Schmalbiene nachgewiesen werden. "Von ihr sind aus Österreich bisher lediglich zwei Funde bekannt, wobei der jüngere bereits 48 Jahre zurückliegt", freut sich die Boku-Wildbienenspezialistin und Projektleiterin Bärbel Pachinger. Sie spricht von einer "kleinen Sensation".
Es haben sich auch einige Charaktertiere für die Flächen gezeigt, so etwa die wärmeliebende "Italienische Schönschrecke". "Entlang der Gleise fühlt sie sich anscheinend besonders wohl. Wir haben sie daher liebevoll 'Wiener Linien Schrecke' genannt", so Pachinger.
Wichtiger Beitrag
Was viele nicht wissen: Insekten, wie Wildbienen, sind extrem wichtig für die Bestäubung verschiedener Pflanzen, Obst- und Gemüsesorten. "Wildbienen sind für den Klimaschutz essenziell", erklärt Pachinger.
Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) fügt hinzu: "Die Grünflächen neben den Schienen bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen einen sicheren Lebensraum. Diese Studie zeigt, wie wichtig das für den Klimaschutz in unserer Stadt ist".
Schutzplan für Tiere
Um in Zukunft das Netz der Wiener Linien für Pflanzen und Tiere noch attraktiver zu gestalten, wurde jede Fläche einzeln unter die Lupe genommen. Das Forschungsteam und die Wiener Linien haben gemeinsam einen Pflegeplan für jede Fläche entwickelt.
Der sieht vor, dass auf den Flächen unter anderem seltener gemäht wird. Die Wiener Linien Biodiversitätsstrategie wird durch neues Ansäen von Blumenwiesen und Zurückdrängen von unerwünschten Pflanzenarten erweitert. So soll ein Naturparadies für Wildbienen & Co. erschaffen werden.
Netz der Biodiversität
"Dieses Kooperationsprojekt liegt uns besonders am Herzen", betont Wiener Linien Geschäftsführer Günter Steinbauer: "Die Insektenvielfalt ist durch fehlende Lebensräume und den Klimawandel in große Bedrängnis geraten. Die verbesserte Pflege der Wiener Linien Flächen kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um unseren Pflanzen und Tieren in der Stadt zu helfen. Das Netz des öffentlichen Verkehrs soll zum Netz der Biodiversität werden."