Vermieter vor Gericht

Flüchtlinge hausten in AMS-Büro – Hintermann taucht ab

Im Bürogebäude, das 38 Flüchtlingsfamilien illegal als Wohnung diente, gehörte einst dem AMS. Der aktuelle Hausbesitzer schwänzte den Betrugs-Prozess.

Christian Tomsits
Flüchtlinge hausten in AMS-Büro – Hintermann taucht ab
Der angeklagte Vermieter (m.) vor Gericht – der mutmaßliche Hintermann (l., Symbol) ließ sich entschuldigen: er weilt derzeit im Urlaub.
Sabine Hertel/iStock

Die Anklage hat es in sich: insgesamt 320.850 Euro soll ein 29-jähriger Iraker mit Mieten und Strompauschalen von verzweifelten Flüchtlingsfamilien erbeutet haben – wir berichteten.

Wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Entziehung von Energie (Stromdiebstahl) stand Gaith A. (29) am Dienstag vor Gericht. Der 29-Jährige vermittelte Flüchtlingen die Wohnungen im besagten Horror-Haus und stellte die Mietverträge aus. Laut Staatsanwalt habe er nur vorgespiegelt, dass sich die verzweifelten Familien in dem ehemaligen AMS-Gebäude in der Dresdner Straße in Wien-Brigittenau wirkliche Wohnungen mieten können. Diese waren aber aber zum Leben gänzlich ungeeignet und nicht dafür gewidmet, so die Anklage.

Anwalt Wissam Barbar vertrat den Vermieter, der alle Vorwürfe von sich wies.
Anwalt Wissam Barbar vertrat den Vermieter, der alle Vorwürfe von sich wies.
Sabine Hertel

Dass die Objekte "keine Premiumprodukte" waren, musste sogar Verteidiger Wissam Barbar vor Gericht einräumen. Jedoch habe sein Mandant viel in Umbau und Einbau aller Sanitäranlagen investiert und sei davon ausgegangen, dass die Umwidmung zum Wohnraum zeitnah erfolgen soll. Das habe ihm der Besitzer des heruntergekommenen Hauses – ein offenbar schwerrreicher Geschäftsmann – immer wieder versichert.

Der mysteriöse Hintermann, gegen den ebenfalls ein Verfahren läuft, tauchte vor Gericht für seine Zeugenaussage jedoch nicht auf. Er befinde sich gerade "im Urlaub", ließ er der Richterin kurz vor der Verhandlung ausrichten. Wo genau, blieb unklar. Die Verhandlung wurde vertagt. Die Unschuldsvermutung gilt.

Miet-Betrug in Wien, Flüchtlinge müssen in Bruchbude leben

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    Das baufällige Bürohaus wurde illegal vermietet, die Vermieter sitzen in Haft.
    Das baufällige Bürohaus wurde illegal vermietet, die Vermieter sitzen in Haft.
    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 29-jähriger Iraker steht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Entziehung von Energie vor Gericht, nachdem er 320.850 Euro mit Mieten und Strompauschalen von Flüchtlingsfamilien erbeutet haben soll, die illegal in einem ehemaligen AMS-Gebäude in Wien-Brigittenau wohnten
    • Der Besitzer des Gebäudes schwänzte den Betrugs-Prozess, während sein Verteidiger angab, dass er davon ausging, dass die Umwidmung erfolgen soll
    • Der mysteriöse Hintermann, gegen den ebenfalls ein Verfahren läuft, tauchte vor Gericht nicht auf und ließ ausrichten, dass er sich "im Urlaub" befinde
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