"Heute"-Umfrage in Wien

Flüchtling erklärt: "Brauchen 4.000 Euro zum Leben"

Nach dem Sozialhilfe-Aufreger der letzten Tage meldet sich nun eine 6-köpfige Flüchtlingsfamilie aus Syrien. Wie viel Geld braucht man wirklich?

Newsdesk Heute
Flüchtling erklärt: "Brauchen 4.000 Euro zum Leben"
Familienvater erklärt, wie viel Sozialhilfe man wirklich bräuchte
heute.at

Nächstes Kapitel in der heftigen Polit-Debatte zum Thema "Sozialhilfe in Österreich". 
Zur Erinnerung: Für große Aufregung sorgt der Fall einer Flüchtlingsfamilie (sieben Kinder), die 4.600 Euro Mindestsicherung pro Monat bekommt.

Für FPÖ-Clubchef Herbert Kickl ist es eine "Schande", während Wiens SPÖ-Stadtrat Peter Hacker die Mindestsicherung verteidigt, "jedes Kind braucht etwas zum Essen, Schulsachen und Kleidung." Laut Volkshilfe ist die neun-köpfige Familie trotz der hohen Summe armutsgefährdet.

Jetzt meldet sich ein Flüchtling zu Wort, der selbst Vater von vier Kindern ist. Er rechnet vor, wie viel Geld man tatsächlich zum Leben braucht. "Heute" hat ihn interviewt.

"Kaufen nur Second Hand-Kleidung"

Hmado (35) ist mit seiner Frau und seinen vier Kindern aus Syrien geflüchtet und lebt nun in Wien. Arbeiten darf der Familienvater noch nicht, aber er hat bereits einen positiven Asylbescheid. Jetzt muss er Deutsch lernen. Mittlerweile hat er schon das Niveau B2 erreicht.

In seiner Heimat war er Krankenpfleger, diesen Beruf würde er auch gerne in Österreich ausüben. Davor muss er jedoch seine Qualifikation zertifizieren lassen. Hmado gibt sich viel Mühe, die Sprache schnellstmöglich zu erlernen, um sich vollständig integrieren und arbeiten zu können.

So viel Geld bekommt die Familie

Bis er arbeiten darf, bekommt Hmado Unterstützung vom AMS. Für ihn und seine Frau sind das jeweils 850 Euro (alle Summen: laut seinen Angaben), für die Kinder kommen etwa 750 Euro Familienbeihilfe dazu. Insgesamt hat die 6-köpfige Familie nun 2.450 Euro zur Verfügung.

Was Hmado nicht sagt – ihm wohl aber zusätzlich überwiesen wird – sind zusätzliche 312,08 Euro für jedes Kind aus dem Topf der Mindestsicherung. Diese Summe bekommt man in Wien. Somit erhöht sich das Familieneinkommen auf knapp 3.700 Euro.

Dennoch sagt er uns: "Wenn ich Kleidung für die Kinder kaufen will, geht sich das manchmal nicht aus, wir kaufen nur Second Hand-Kleidung" erzählt er uns.

Ich habe vier Kinder und wir bekommen 750 Euro Kinderbeihilfe. Wenn ich Kleidung oder Essen für sie besorgen will, geht sich das manchmal nicht aus. Wir kaufen nur Second-Hand Kleidung.
Hmado, 35
hat vier Kinder zuhause

"Arbeiten hart daran, arbeiten zu dürfen"

Vom Fall der neun-köpfigen Familie, die 4.600 Euro Mindestsicherung bezieht, hat er in der Zeitung gelesen. Als Familienvater weiß er, wie schwierig es sein kann, sein Leben mit mehreren Kindern zu managen. Er selbst denkt, dass die Summe für die Familie zu niedrig ist.

Auch seine Familie bräuchte eigentlich mehr Geld: "Wir bräuchten 2.000 Euro für die Kinder und 2.000 Euro für mich und meine Frau, damit wir das Leben gut managen könnten" erzählt er uns. Das wären insgesamt 4.000 Euro für eine 6-köpfige Familie. "Es ist schwierig, aber wir arbeiten hart daran, so schnell wie möglich arbeiten zu dürfen" bekräftigt der Familienvater.

Laut Schuldenberatung bräuchte eine sechs-köpfige Familie (Paar mit 4 Kindern) sogar 5.858 Euro monatlich für einen bescheidenen Lebensstil. Übrigens: In Österreich haben nur 41.000 Familien 4 oder mehr Kinder. Das sind 3 Prozent der Familien (Statistik Austria).

Auf den Punkt gebracht

  • Der Fall einer Flüchtlingsfamilie, die 4.600 Euro Mindestsicherung pro Monat bekommt, führte zu einer heftigen Debatte über die Sozialhilfe in Österreich
  • Nun Meldet sich ein Flüchtling zu Wort, der selbst Vater von vier Kindern ist und erklärt, wie viel Geld man tatsächlich zum Leben braucht
red
Akt.
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