Wien

Teichtmeister-Prozess – jetzt spricht sein Ex-Chef

"Es war ein fein gestricktes Lügennetz": Burgtheater-Direktor Martin Kušej nimmt jetzt gegenüber dem ORF ausführlich Stellung zum Fall Teichtmeister.

Carolin Rothmüller
Florian Teichtmeister - hier auf einem Foto aus dem Jahr 2016, dem Jahr der Dreharbeiten zu "Life Guidance".
Florian Teichtmeister - hier auf einem Foto aus dem Jahr 2016, dem Jahr der Dreharbeiten zu "Life Guidance".
Sabine Hertel

Florian Teichtmeister muss sich am Mittwoch, 08. Februar 2023, vor dem Wiener Straflandesgericht wegen des Besitzes von 58.000 Dateien mit der Darstellung von Kindesmissbrauch verantworten. Nun spricht sein ehemaliger Chef und Burgtheater-Direktor Martin Kušej über die Vorfälle und den angeklagten Ex-Burgschauspieler.

"Gedanken mache ich mir darüber, warum ich diesem Menschen vertraut habe."

Schon 2021 wurden die ersten Vorwürfe intern bekannt, doch Teichtmeister habe stets beteuert, dass sich die Sache auf "gutem Wege" befinde und die Vorwürfe falsch seien. "Es war ein sehr fein gestricktes Lügennetz, auf das ich hereingefallen bin", erklärte Kušej.

Unschuldsvermutung

Fehler aus Sicht des Burgtheaters sieht Kušej indes keine. Man sei aus arbeitsrechtlicher Sicht stets richtig mit den Vorwürfen umgegangen:"Es ist für jeden Arbeitgeber wichtig, dass er ein Grundvertrauen in die Menschen hat, mit denen er arbeitet. (…) Es gibt die Unschuldsvermutung, an die ich mich zu halten hatte.“ Deshalb habe man Teichtmeisters Vertrag 2022 auch verlängert. 

"Wir sind als Geschäftsführer verpflichtet, den Schaden in irgendeiner Form einzuklagen - und das werden wir auch tun."

Der Vorfall brachte große finanzielle Verluste mit sich, und auch das Image des Burgtheaters leidet enorm. Deshalb müsse man diesen Schaden in irgendeiner Form einklagen, so der Burgtheater-Direktor. Um wie viel Schadenersatz es sich handeln soll, ist derzeit noch unklar, doch eines stehe für ihn nicht zur Debatte: "Wir lassen (...) auf keinen Fall zu, dass ein verbrecherischer Mensch die Arbeit von 500 Personen, die hier arbeiten, diskreditiert und beschädigt." Teichtmeister wurde inzwischen fristlos entlassen - mehr dazu hier.

Die letzte Bühne

Am Mittwoch um 10 Uhr wird Teichtmeister der Prozess in Wien gemacht. Laut Gerichtssprecherin Christina Salzborn wird ein großer Ansturm auf seinen vermutlich letzten Auftritt auf einer etwas anderen Bühne erwartet. Wegen seines umfassenden Geständnisses des bislang Unbescholtenen sei kein detailliertes Beweisverfahren vonnöten. Zeugen sind nicht geladen. 

Fotos: Die vielen Rollen des Florian Teichtmeisters

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    Florian Teichtmeister war ab der Saison 2019/20 im Ensemble des Burgtheaters.
    Florian Teichtmeister war ab der Saison 2019/20 im Ensemble des Burgtheaters.
    HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com