Spieletests
"Flight Simulator" im Test: Grenzenlose Freiheit
PC-Gamer werden mit einem der beeindruckendsten Spiele des Jahres verwöhnt. Der "Microsoft Flight Simulator" ist nahezu revolutionär.
Eine Schwemme an billig zusammengeschusterten Simulations-Games hat dem Genre in den vergangenen Jahren ein etwas angeschlagenes Image verpasst. Egal ob Feuerwehr-, Polizei- oder Bus-Simulator – zumeist handelte es sich um gerade mal funktionierende Software, die von Spielspaß weit entfernt war. Lichtblicke wie den enorm beliebten "Landwirtschafts-Simulator" einmal ausgenommen. Das absolute Gegenteil zur Trash-Schiene stellt nun die neueste Version des "Microsoft Flight Simulator" dar. Das Premium-Game gehört zu den faszinierendsten Spielen des Jahres.
Für Neulinge und Profis
Kein Spiel zuvor hat das Gefühl des Fliegens so authentisch umgesetzt wie der "Microsoft Flight Simulator". Die Cockpits der Maschinen sind voll funktionsfähig und bis ins kleinste Detail nachgebaut. Die Systeme sind so realitätsnah, dass man die Bedienungsanleitungen realer Geräte als Hilfe für das Spiel nutzen kann. Natürlich können nicht nur ausgebildete Piloten mit dem Spiel ihren Spaß haben. Je nach Bedürfnissen können mehr oder weniger Hilfen zugeschaltet werden. Und um zu sehen, wie die Landung nun wirklich funktioniert, übernimmt auf Wunsch sogar vollständig der Computer die Steuerung.
Die Simulation wird hier auf eine neue Stufe gehoben. Man muss nicht nur auf Winde achten, sondern auch auf andere Faktoren wie das umfangreiche Wettersystem. Die pedantischen Entwickler gingen sogar so weit, dass physische Objekte wie Häuser den Luftdruck – und damit das Flugverhalten – verändern. Bei der Auswahl der Strecke, die man fliegen will, können die Bedingungen wie Start und Ziel, Tageszeit, Wetter und andere Faktoren definiert werden. Reinhard Mey besang bereits die Freiheit über den Wolken. Man könnte fast meinen, er habe dieses Spiel gespielt.
Eine Frage des Preises
Bei der Preisgestaltung wird es unnötig kompliziert. Die Standardversion des Games kostet 69,99 Euro und enthält 20 Flugzeuge sowie 30 handgestaltete Airports, darunter auch den Flughafen in Innsbruck. Die Deluxe-Fassung ist für 89,99 Euro zu haben. Hier gibt es 35 Airports und 25 Maschinen. Mit der teuersten Fassung (Premium Deluxe Edition für 119,99 Euro) erhält man die meisten Inhalte – ganze 30 Flugzeuge und 40 Flughäfen, darunter etwa London-Heathrow oder der San Francisco International Airport.
Diese fehlen in den günstigeren Fassungen freilich nicht, sind aber wie 37.000 andere Flughäfen auch nicht per Hand gestaltet, sondern von einem Computer. Sie können angeflogen werden, sehen einfach ein bisschen weniger detailliert aus. Flugzeug-Liebhaber müssen die teuerste Variante kaufen, um etwa eine Boeing 787-10 Dreamliner zu steuern. Das klassische Lehrflugzeug Cessna 172 steht zum Glück allen Käufern zur Verfügung.
Unfassbarer Detailgrad
Die detaillierte Erde – von den Pyramiden von Gizeh über den Amazonas-Regenwald bis hin zu winzigen Tropeninseln – wurde aus zwei Petabytes (2.000 TB) an Satellitendaten generiert. Maßgeblich daran beteiligt war das Grazer Startup Blackshark.ai. Diese besonders detaillierten Daten werden während des Fliegens gestreamt. Dabei muss aber nicht immer eine aufrechte Internetverbindung vorhanden sein. Die erforderlichen Files können auch vorab gespeichert werden. Zusammen mit den tollen Wettereffekten und den volumetrischen Wolken sieht der "Microsoft Flight Simulator" oft beinahe fotorealistisch aus.
Das hat allerdings auch seinen Preis. Je nach Startflughafen können die Ladezeiten einige Minuten betragen, außerdem werden 150 oder noch besser 200 GB an freiem Speicherplatz benötigt. Auch die Hardware-Anforderungen sind nicht ohne: Es werden mindestens ein Ryzen 3 1200 beziehungsweise ein i5-4460 mit einer Radeon RX 570 oder Nvidia GTX 770 benötigt. Die Entwickler empfehlen eine Internetverbindung von 20 Mbit/s sowie einen Ryzen 5 1500X mit einer RX 590 oder GTX 970. 16 GB RAM sind empfohlen, 32 aber optimal.
Fazit
Der "Microsoft Flight Simulator" markiert den neuen Goldstandard unter den Flugsimulatoren. Neulinge, Enthusiasten und Profis werden ihre helle Freude mit den vielfältigen Möglichkeiten haben, noch dazu ist das optische Erlebnis – entsprechende PC-Hardware vorausgesetzt – unerreicht. Einziger Wermutstropfen: Der VR-Modus soll erst im Herbst nachgereicht werden. Die Konsolenfassung erscheint zudem nicht mehr für Xbox One, sondern erst für Xbox Series X.