Freiheitliche in Graz
Finanzskandal – Razzia bei totem FPÖ-Mitarbeiter
Mehrere Wochen nach dem Suizid des ehemaligen Büroleiters von Ex-Vizebürgermeister Eustacchio, wurden seine Datenträger sichergestellt.
Ende April nahm sich der Vertragsbedienstete der Stadt Graz und ehemaliger Büroleiter von Ex-Vizebürgermeister Mario Eustacchio das Leben. Das gerichtsmedizinische mündliche Kurzgutachten geht zumindest von einem Suizid aus, ein schriftliches Gutachten ist noch nicht vorhanden. Der Mann war einst selbst FPÖ-Funktionär und Mitarbeiter im Landtagsklub.
Nun wurde bekannt, dass die Behörden ihn Wochen später unter die Lupen nahmen. Am 18. Mai wurde eine Hausdurchsuchung an mehreren Adressen durchgeführt, wie "der Standard" und die "Kleine Zeitung" berichten. Neben seiner eigenen Wohnung in Graz war laut Staatsanwaltschaft auch sein Elternhaus betroffen.
1,8 Millionen Euro Steuergeld
"Es ging um Beweismittelsicherstellung, mehrere Datenträger wurden mitgenommen und werden gerade ausgewertet", wird Markus Kitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft, zitiert. Fest steht allerdings, dass es sich nicht um Ermittlungen gegen den toten Mann handelt.
Die Razzia fand im Zusammenhang mit dem "Stammakt des FPÖ-Finanzverfahrens" statt. Zehn Personen wird Betrug und die Veruntreuung von 1,8 Millionen Euro vorgeworfen, seit Herbst 2021 wird ermittelt. Einer der Hauptbeschuldigten ist Eustacchio selbst, der regelmäßig ungewöhnlich hohe Beträge zusätzlich zu seinem Gehalt aus der freiheitlichen Klubkasse ausbezahlt bekam. Der seit April freie Mandatar im Gemeindarat weist seit Beginn alle Vorwürfe zurück. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
Nach Selbstanzeige: "Wer glaubt das?"
Der ehemalige Klubsekretär der Grazer FPÖ, Matthias Eder, hat die gesamte Schuld per Selbstanzeige auf sich genommen. Er habe demnach 700.000 Euro veruntreut. Im November 2021 hat er jene Summe als Schadenwiedergutmachung bei der Staatsanwaltschaft hinterlegt. In einer Tonaufnahme, die bei einem nächtlichen Gespräch bei einem Grazer Würstelstand widerspricht er dem allerdings: "Natürlich war ich es nicht alleine! Wie soll ich alleine 700.000 Euro gefladert haben? Wer glaubt das?", sagt Eder.
An den Abend könne er sich aufgrund seiner hohen Alkoholisierung nicht erinnern, sagt Eder und bleibt bei seiner Behauptung laut Selbstanzeige. Die Staatsanwaltschaft dürfte zweifeln – in einem ersten Finanzgutachten eines Wirtschaftsprüfers geht man nicht von einem Einzeltäter aus. Es sei "jedenfalls das Mitwirken einer zweiten Person" notwendig gewesen, da "die Abhebungen vom Konto des FPÖ-Gemeinderatsclubs Graz nur mit zwei Unterschriften möglich waren".
Ob und gegen wen Anklage erhoben wird, steht noch nicht fest. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt dauern mittlerweile zweieinhalb Jahre an.
Auf den Punkt gebracht
- Bei einer Razzia in Graz wurden Datenträger des verstorbenen FPÖ-Mitarbeiters sichergestellt
- Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Betrug und der Veruntreuung von 1,8 Millionen Euro dauern seit Herbst 2021 an, wobei zehn Personen beschuldigt werden
- Einer der Hauptbeschuldigten ist der ehemalige Vizebürgermeister Mario Eustacchio, der alle Vorwürfe bestreitet
- Der ehemalige Klubsekretär Matthias Eder hat die gesamte Schuld per Selbstanzeige auf sich genommen