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Fifty Shades: Befreite Lust in unter einer Minute

Der Abschluss der SM-Saga um Millionär Christian und seiner Ana macht den Zuschauern den Abschied leicht.

Heute Redaktion
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Der Film beginnt mit einer kitschigen Hochzeit, die zwar nicht im Buch vorkommt, jedoch den Machern die Möglichkeit gibt, ein wunderschönes Kleid herzuzeigen. Knapp vier Minuten nach dem Start landen der peitschenschwingende Held und seine frischgebackene Ehefrau auch schon im Bett. Die Sexszene ist in wenigen Sekunden vorbei. Ein Muster, das sich fortsetzt.

Viel Blümchensex in kurzer Zeit

Der Traumliebhaber wird zum One-Minute-Wonder. Die acht angedeuteten oder wirklich gezeigten Sexszenen zeigen größtenteils Blümchensex, von Fesseln und Peitschen ist kaum mehr etwas zu sehen. Nackte Haut dagegen sieht man en masse. Ana (Dakota Johnson) und Christian (Jamie Dornan) lassen oft und gerne die Hüllen fallen. Dabei fällt auf, dass die beiden fast die gleiche Körbchengröße haben. Dornan ist bis zur Perfektion auftrainiert, Ana sehr penibel ganzkörper-haarbefreit. Damit sind auch schon die besten Punkte des Films besprochen.

Platt, platter, Fifty Shades

Der megaerfolgreichen Buchvorlage von E.L. James kann man vorwerfen, dass sie kaum Tiefgang hat. Doch die Original-Dialoge sind im Vergleich zu dem, was im Film davon übrig blieb fast pulitzerverdächtig. Christian: "Mrs. Grey", Ana: "Das bin ich", Christian: "Ja, das bist du" - dieses Zwiegespräch am Anfang des Filmes offenbart, was den Zuschauer in den kommenden zwei Stunden erwartet.

Die Emotionen, von denen das Buch lebt, kauft man den Schauspielern nicht ab. Die Darsteller spielen ihre Rollen blutleer und fade. Ana emanzipiert sich von ihrem Ehemann und nimmt zunehmend die Zügel in die Hand. Christian beginnt als unguter Macho, bei dem man nicht versteht, wieso sie ihn überhaupt geheiratet hat. Im Laufe des Films mutiert er zum trotzigen Kind.

Wo das Buch sich mit inneren Monologen behilft, um zu erklären, warum sich die Figuren benehmen, wie sie es tun, bleiben im Film nur Fragezeichen.

Sex-Checkliste ist abgearbeitet, aber der Film noch immer nicht aus

Alle Sex-Spielarten - genital, oral, anal - werden abgehandelt, dazwischen darf Erzfeind Jack für ein wenig Action sorgen. Jede Wendung im Plot ist absolut vorhersehbar, Spannung kommt keine auf.

... und es ist immer noch nicht aus

Spätestens als Christian ungefähr in der Mitte des Films zu Ana meint: "Ich hatte einen Traum. Du warst tot", wünscht man sich beim Zuschauen das Gleiche. Der Für die Produzenten kann man nur hoffen, dass das Product Placement von Audi den Streifen wenigstens halbwegs ausfinanziert. Es steht zu erwarten, dass die Ticketeinnahmen es nicht tun werden.

Favorit bei den Goldenen Himbeeren

Gespannt darf man sein, wie viele Goldene Himbeeren der Film 2019 bekommen wird. Der zweite Teil der Filmtrilogie liegt mit seinen Nominierungen 2018 als einer der Favoriten stark im Rennen (u.a. schlechteste Hauptdarstellerin, schlechtester Hauptdarsteller und schlechteste Screen-Combo - jede Kombination von zwei Charakteren, zwei Sextoys oder zwei Sexstellungen). Bis man mit der Fifty-Shades-Trilogie also endgültig abschließen kann, muss man noch ein weiteres Jahr warten. Bis dahin kann man ja noch einmal die Bücher lesen. Falls man darauf nach dem Film überhaupt noch Lust hat.

(lam)