Welt
Femizid: Ein ganzer Kontinent jagt einen Polizisten
María Belén Bernal verschwand vor zehn Tagen, am Mittwoch wurde ihre Leiche gefunden. Ihr Mann, ein Polizist wird nun von sämtlichen Menschen gejagt.
Der Femizid an María Belén Bernal in Quito veranlasste in Ecuador eine groß angelegte Fahndung nach ihrem Ehemann – dem mutmaßlichen Täter. Die Leiche der 34-jährigen Anwältin war am Mittwoch aufgetaucht, nachdem die Frau zehn Tagen lang verschwunden gewesen war. Bernal hatte in der Nacht des 11. September ihren Mann Germán Cáceres in den Räumlichkeiten der Polizeischule General Enríquez Gallo im Norden der ecuadorianischen Hauptstadt besucht. Seither hatte sie niemand mehr lebend gesehen.
Der ganze Kontinent demonstriert lautstark
Cáceres meldete seine Frau erst zwei Tage später als vermisst – und tauchte dann unter. Für die Ermittler und Ermittlerinnen gilt der Polizeileutnant als Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit Bernals Verschwinden. Nicht nur, weil es in der Aussage des Mannes viele Ungereimtheiten gab, auch, weil in der Zwischenzeit einige Augenzeugen von "Schlägen, Fußtritten und Hilfeschreien" aus Cáceres’ Büro im Schulungszentrum berichteten.
Zwei Zeugen und ein komplizenhaftes Schweigen
Wie das Portal "El Comercio" berichtet, soll eine Zeugin, Kadettin Jocelyn Sánchez, gegenüber der Staatsanwaltschaft gesagt haben, dass Polizeileutnant Cáceres seine Ehefrau in sein Zimmer eingesperrt habe. Danach habe sie während 20 Minuten gehört, wie Bernal geschlagen wurde. Aufgrund der Einschüchterung durch Cáceres, mit dem Sánchez eine Affäre gehabt haben soll, habe sie geschwiegen. Die Kadettin wurde mittlerweile festgenommen, wie CNN Español berichtet.
Ein weiterer Zeuge sagte aus, er habe "gewusst, dass in Cáceres’ Zimmer etwas Ungewöhnliches vor sich ging". Der Mann, ebenfalls Polizeileutnant, sei in jener Nacht von seinem Schlafzimmer im dritten Stock in Cáceres’ Zimmer im vierten Stock hinaufgegangen und habe die Tür geöffnet. Zwei Personen lagen auf dem Bett, eine davon sei Cáceres gewesen. Der Zeuge sagte, der Polizist habe «einen rötlichen Fleck auf der Hand" gehabt. "Wir vermuten, dass es Blut war", sagt der Anwalt von Familie Bernal. Der Zeuge verließ den Raum und schwieg über das, was er gesehen hatte.
Den Ermittlungen zufolge wurde die Einfahrt von María Belén Bernal in die Polizeischule aufgezeichnet, nicht jedoch ihre Ausfahrt. Germán Cáceres verließ die Anlage einige Zeit später in seinem Fahrzeug mit getönten Scheiben, das in dem Moment nicht durchsucht wurde. Nach Angaben der Behörden wurde Bernals Leiche auf einem Hügel fünf Kilometer von der Ausbildungsstätte entfernt gefunden.
Wo ist Germán Cáceres?
Seit Tagen nun ist Germán Cáceres auf der Flucht. Die ecuadorianische Regierung hat den Einsatz aller Polizeikräfte angeordnet, um den Mann zu finden, und eine Belohnung von bis zu 20.000 Dollar für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des mutmaßlichen Täters führen. Das Foto mit seinem Gesicht wird auf allen Social-Media-Kanälen geteilt.