Wien

Fellner im TV: "Nuttig ist Kritik, die mir zusteht"

Eine TV-Moderatorin wirft ihrem Ex-Chef Wolfgang Fellner sexuelle Belästigung vor. Der Medienmanager zeigt in der ZiB kein Unrechtsbewusstsein.

Heute Redaktion
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Armin Wolf berichtet in der ZiB 2 über die Gerichtsverhandlung von Wolfgang Fellner.
Armin Wolf berichtet in der ZiB 2 über die Gerichtsverhandlung von Wolfgang Fellner.
Screenshot/ ORF

"Bad News" – so betitelte die ZiB 2 Mittwochabend einen Beitrag über die Gerichtsverhandlung von Wolfgang Fellner und Moderatorin Raphaela Scharf. Der 66-jährige Chef der Mediengruppe "Österreich" soll seine ehemalige Mitarbeiterin sexuell belästigt haben, der Verleger bestreitet den Vorwurf allerdings vehement (er spricht von einem "Racheakt") und klagt seinerseits die Moderatorin.

Schaf und Fellner sitzen sich daher aktuell – wie berichtet – in zwei unterschiedlichen Verfahren gegenüber. Im Prozess am Mittwoch ging Scharf dabei gegen ihre fristlose Entlassung durch den Medienmanager vor. In der zweiten Causa klagt Fellner auf Unterlassung der Behauptung, er habe die Moderatorin sexuell belästigt. Im Zentrum beider Prozesse stehen diese Vorwürfe.

Bei einem Fotoshooting soll Fellner seine damalige Mitarbeiterin am Hintern berührt haben, nach einem gemeinsamen Essen soll er zudem versucht haben, sie zu küssen. Der 66-Jährige bestreitet das und behauptet, die junge Journalistin habe mit ihm geflirtet. Er will darauf jedoch nicht reagiert haben. Später habe es in seinem Büro dann ein Gespräch gegeben, von dem es auch einen Audio-Mitschnitt gibt. Scharfs Anwalt Michael Rami hat die demütigenden Aussagen protokolliert und das Transkript vor Gericht vorgelegt.

Anwalt Michael Rami: "Ich finde das ein unmögliches Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin, noch dazu vor Kollegen."
Star-Anwalt Michael Rami vertrat Moderatorin Scharf vor Gericht.
Star-Anwalt Michael Rami vertrat Moderatorin Scharf vor Gericht.
Sabine Hertel

"Wir können nachweisen, dass Herr Fellner bei einem Gespräch mit meiner Mandantin vor anderen Kollegen verbal übergriffig wurde. Er hat ihr Aussehen – ich zitiere wörtlich – mit dem einer 'größten Nutte' verglichen. Ich finde das ein unmögliches Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin, noch dazu vor Kollegen. Das ist eine eigene Art von Herabwürdigung und Demütigung", erklärt Rechtsanwalt Rami (er vertritt auch "Heute" in Medienrechtsangelegenheiten) gegenüber der "Zeit im Bild 2".

Verleger Fellner: "Wenn ich sage, ich will nicht, dass Moderatoren Kleidung tragen, die aussieht, wie nuttig, dann ist das ja keine sexuelle Belästigung."

Diese Aussage bestreitet Fellner nicht; er erklärt aber, er habe sich auf die Kleidung der Moderatorin bezogen. "Wenn ich sage, ich will nicht, dass Moderatoren Kleidung tragen, die aussieht, wie nuttig, dann ist das ja keine sexuelle Belästigung bitte, sondern eine Kritik am Styling, die mir natürlich als Chef des Ganzen zusteht", sagt Wolfgang Fellner in einem Interview mit dem ORF zu den Vorwürfen.

Die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" hat am Dienstag prominent über den Fall berichtet. Doch Raphaela Scharf ist nicht die einzige, die Vorwürfe gegen Fellner erhebt. Laut dem Bericht sollen mehrere Frauen ähnliche Erfahrungen mit Fellner schildern, die anderen Betroffenen wollen jedoch anonym bleiben. Auch im Presseclub Concordia soll man diese Anschuldigungen kennen, berichtet die "Zeit im Bild 2".

"Es geht nicht um Sex, sondern um Macht"

"Es geht bei sexueller Belästigung ja nicht um Sex, sondern es geht um Macht. Und gerade die Mediengruppe 'Österreich' ist ja auch allgemein bekannt dafür, dass sie Macht sehr gezielt einsetzt und zwar sowohl nach innen als auch nach außen. Ich glaube, das ist das Bemerkenswerte an dem Fall und vielleicht muss man in dem Zusammenhang auch sehen, dass österreichische Medien den Namen nicht genannt haben und erst die deutsche Wochenzeitung 'Die Zeit' kommen musste, um zu benennen, um wen es sich hier handelt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass hier sehr viel Macht ausgelebt wird", erklärt Daniela Kraus vom Presseclub Concordia.

Wolf: "Nutte also als Stilkritik"

"Mächtig wirkt Fellner während seiner dreistündigen Verhandlung aber nicht – eingeschüchtert aber auch nicht", heißt es im TV-Beitrag. Das Verfahren geht im Herbst weiter, dann sitzt Schaf als Zeugin vor der Richterin. "Nutte also als Stilkritik", so ORF-Star Armin Wolf abschließend. "Wirklich kritisch", so bewirbt Fellner seine Talkshow. Offen, ob es das juristisch nun auch für ihn wird …

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