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Färöer töten hunderte Wale für den Winter

Heute Redaktion
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Jeden Sommer werden auf den Färöer-Inseln Wale gejagt und geschlachtet. Für die Bevölkerung seit Jahrhunderten ein wichtiger Wintervorrat. Tierschützer sind empört.

Der beschauliche Ort Sandavágur auf den Färöer-Inseln liegt abgelegen im Atlantik, irgendwo zwischen Island und Norwegen. Dort, wie auf dem gesamten dänischen Archipel, spielt sich jedes Jahr ein bizarres Ritual ab, das das Meer blutrot verfärbt – und die ganze Bevölkerung auf den Plan ruft.

Um die kargen und unwirschen Wintermonate zu überstehen, brauchen die Menschen Vorräte. Dazu werden auf den Färöern jeden Sommer hunderte Wale gejagt. Etwa 180 dürften es in Sandavágur sein, die in Herden zusammengetrommelt und dann im seichten Wasser der Bucht mit Messern und Lanzen geschlachtet werden. Weil keine Schusswaffen verwendet werden dürfen, müssen die Fischer mit jedem einzelnen Tier im eiskalten Wasser kämpfen. Jeder packt mit an, vom kleinen Jungen bis zu den Erwachsenen. Diese Jahrhunderte alte Praxis nennt sich "Grindadráp" und kann auf einen Außenstehenden durchaus grausam und schockierend wirken.

Mehrere hundert Kilo Fleisch liefert jedes Tier, wertvolle Nahrung, die die Bewohner der kleinen Insel sonst importieren müsste. So wird das Fleisch gesalzen und konserviert oder gleich als Steak gegessen.

"Das Kreischen war entsetzlich"

Tierschützer kritisieren die Schlachtung als grausam und unnötig. Und auch Touristen reagieren irritiert. "Ich konnte kaum glauben, wie viele Wale dort waren. Die Leute haben die Tiere mit ihren Rudern in die Bucht getrieben. Plötzlich rannte das ganze Dorf ins Meer und begann, auf die Tiere einzuhacken. Auch Kinder waren beteiligt, sie zogen an den Seilen und sprangen auf den Kadavern rum", sagt ein 22-jähriger Student aus England zur "Daily Mail". "Wir sassen einfach nur da, sprachlos und auch ein bisschen verärgert. Das Kreischen der Wale war entsetzlich."

Die lokale Regierung sieht in dem Prozedere kein Problem. Für sie ist die Jagd nicht nur nachhaltig, sondern vor allem Garant dafür, dass sich die Insel, welche sonst in der Landwirtschaft wenig Möglichkeiten hat, selbst versorgen kann. (bee/20 Minuten)