Nach Messerangriff

Falschmeldungen mobilisieren zu Krawallen in England

Bei antimuslimischen Auseinandersetzungen wurden in mehreren britischen Städten schwere Schäden angerichtet. Der Grund sollen Falschmeldungen sein.

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Falschmeldungen mobilisieren zu Krawallen in England
Vor dem Holiday Inn Express in Manvers kommt es zu Zusammenstössen zwischen der Bereitschaftspolizei und Demonstranten, die gegen die Einwanderung protestieren.
AFP

Bei antimuslimischen Krawallen wurden in mehreren britischen Städten schwere Schäden angerichtet und Polizisten verletzt. Der neue Premierminister Keir Starmer kündigte ein hartes Durchgreifen an. An die Randalierer gewandt, sagte er: "Ihr werdet es bereuen." Es handele sich nicht um Proteste, sondern um rechtsextremes Banditentum ohne jede Rechtfertigung.

Landesweit wurden Dutzende Menschen festgenommen. Die Behörden rüsten sich für weitere Ausschreitungen, die als Reaktion auf eine Bluttat mit drei erstochenen Mädchen vor einer Woche gelten.

Mobilisation durch Falschmeldungen

Die antimuslimischen Krawalle dauern bereits seit Tagen an. Ursache sind vor allem Falschmeldungen in sozialen Medien über die Identität eines Messerangreifers, der am Montag in der nordwestenglischen Stadt Southport drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen hatte. Das Motiv ist unklar.

Die Polizei betont, der 17 Jahre alte Tatverdächtige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda. In sozialen Medien wird jedoch behauptet, es handle sich um einen muslimischen Asylbewerber. Auch der rechtspopulistische Abgeordnete Nigel Farage, spekulierte, ob die Behörden die Wahrheit verschwiegen. Kritiker werfen ihm vor, die Randale damit anzuheizen.

Während den Protesten kam es zu diversen weiteren viralen Falschmeldungen. Die Polizei warnte vor Falschnachrichten, mit denen in Chatgruppen, für die Teilnahme an den Protesten geworben werde. So musste die Behörde zum Beispiel Berichte zurückweisen, dass zwei Teilnehmer eines antimuslimischen Marsches niedergestochen worden seien. In Wahrheit seien die zwei Männer von stumpfen Gegenständen leicht verletzt worden.

Gezielte Angriffe auf Geschäfte von Muslimen

Zu den Protesten – oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum – aufgerufen hatte unter anderem der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist.

Sie zielen vor allem auf Muslime ab. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein Café und ein Supermarkt aus, die von Muslimen betrieben werden. Mehrere Autos wurden angezündet. In Liverpool gab es nach Angaben der Polizei Brandschäden an einer Gemeindebibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient.

Der Lord Mayor von Liverpool, Richard Kemp, machte im Sender Sky News drei Motive aus: "Manche Leute sind verärgert – nicht aus den richtigen Gründen, aber sie sind es –, manche wollen sich einfach nur prügeln und einige wollen lediglich Zigaretten und Geld aus der Kasse klauen."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Antimuslimische Krawalle in britischen Städten, die zu schweren Schäden und Verletzungen führten, wurden durch Falschmeldungen in sozialen Medien über die Identität eines Messerangreifers motiviert
    • Der neue Premierminister Keir Starmer kündigte ein hartes Durchgreifen an und betonte, dass es sich um rechtsextremes Banditentum ohne Rechtfertigung handelt
    • Die Behörden haben Dutzende Menschen festgenommen und rüsten sich für weitere Ausschreitungen als Reaktion auf eine Bluttat mit drei erstochenen Mädchen vor einer Woche
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