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Falscher Selenski fordert Kapitulation der Ukraine
In einem Clip erklärt scheinbar Wolodimir Selenski, Ukraines Präsident, die Kapitulation. Das Video ist gefälscht, es sorgt aber für Chaos.
"Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer!", so beginnt ein Video, das derzeit im Internet dir Runde macht. "Präsident zu sein, ist nicht so einfach gewesen", erklärt die Person, die aussieht wie Wolodimir Selenski weiter. Was dann folgt, passt so gar nicht zum Bild, das vom ukrainischen Präsidenten in den letzten Tagen gezeigt wurde. "Es gibt kein Morgen mehr. Jedenfalls nicht bei mir. Ich schlage vor, ihr packt eure Waffen ein und geht zurück zu euren Familien", heißt es im Video. Aus gutem Grund: Sowohl Bild und Ton sind gefälscht.
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Der Clip wurde über den Sender und die Social-Media-Kanäle von Ukraine 24 verbreitet. Der TV-Sender teilte im Anschluss eine entsprechende Warnung und gab bekannt, dass sie gehackt wurden. "Die Meldung über die Kapitulation ist falsch. Ein Fake. Wir wurden von feindlichen Hackern gehackt", heißt es in einer Mitteilung. Laut Vice.com hat bisher keine Gruppierung den Angriff auf den TV-Sender reklamiert.
Die Fake-Botschaft wirkt auf den ersten Blick durchaus überzeugend. Selenskis Kopf bewegt sich natürlich, die Stimme ist der des ukrainischen Präsidenten ähnlich und ebenso tief. Verräterisch wirkt aber das unnatürliche Blinzeln, ein falscher Akzent und dass der Kopf des Fake-Präsidenten so aussieht, als ob er einfach auf ein Foto des Körpers aufgesetzt wurde.
Selenski dementiert
Nachdem der Fake-Clip die Runde machte, teilte Ukraine 24 einen Clip des Präsidenten. Darin dementiert der echte Wolodimir Selenski die Behauptungen und versichert, dass die Ukraine nicht kapituliert hat. Offizielle Vertretende von Facebook, Youtube und Twitter erklärten, das Video sei von ihren Plattformen entfernt worden, weil es gegen die Richtlinien verstoße. In den russischen sozialen Medien, wie Vkontakte.ru, wurde das betrügerische Video hingegen hochgepusht. "Ich vermute, dass dieses Video nur die Spitze des Eisbergs ist", sagt Hany Farid, Professor an der University of California, gegenüber dem "National Public Radio". Farid ist Experte für digitale Medienforensik.
Warnung vor Deepfakes
Es ist noch nicht klar, wer das Deepfake erstellt hat. Die Ukraine warnt jedoch schon seit Wochen vor der Möglichkeit, dass Russland manipulierte Videos als Teil seiner Informationskriegsführung verbreiten könnte.
Bereits Anfang März hat der offizielle Kanal der Landstreitkräfte der Ukraine vor dem Einsatz der Technologie gewarnt. "Deepfake-Videos werden durch maschinelle Lernalgorithmen erstellt. Sie sind kaum von echten zu unterscheiden. Ziel dieser Botschaften ist es, Bürger zu desorientieren, Panik und Verzweiflung zu säen und unsere Truppen zur Kapitulation zu bewegen", heißt es in einem Facebook-Beitrag. Auch der ukrainische Verteidigungsnachrichtendienst warnte schon vor dem Einsatz.