Wien

"Fehler" – Hacker geht wegen Masken auf Minister los

Der Wiener Gesundheitsstadtrat kritisiert das plötzliche Aus der FFP2-Pflicht scharf: "Kaum dreht man sich zweimal um, gibt es wieder neue Maßnahmen".

Roman Palman
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Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker (links) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (rechts).
Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker (links) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (rechts).
apa/picturedesk

Die Stadt Wien wurde von dem plötzlichen Masken-Aus überrascht – und spielt da nicht (ganz) mit. Nach einer Beratung des Krisenstabs verkündete Bürgermeister Michael Ludwig am Dienstag seinen eigenen, strengeren Corona-Weg fortsetzen zu wollen. Die FFP2-Pflicht bleibt deshalb in der Hauptstadt etwa auch in den Öffis erhalten.

Für den zuständigen Gesundheitsstadtrat Peter Hacker kam die türkis-grüne Lockerung viel zu früh. Die Infektionszahlen seien immer noch zu hoch. "Wir sind ganz andere Zahlen gewohnt durch die Omikron-Welle, aber wir sind jetzt an der Spitze wo wir im April 2021 und im Winter 2020 waren", erinnert er im Gespräch mit dem ORF-Radio Ö1 am Mittwoch.

"Nebelgranaten"

Er geht von einer riesigen Dunkelziffer aus. "Wir haben in weiten Bereichen [Österreichs] leider das tägliche Testen schon aufgegeben. Wir sind nicht einverstanden, dass wir in allen Bereichen schon wieder sagen: 'Die Pandemie ist vorbei'. Das ist die falsche Botschaft", donnert er quer über den Ring in Richtung Kanzleramt.

Weil durch die Reduktion der Testungen in vielen Bundesländern auch viel weniger Fälle erkannt werden, wiege man sich nun in falscher Sicherheit. "Wir lieben es halt, Nebelbomben zu werfen und wundern uns dann, dass wir im Nebel nix sehen", kritisiert Hacker das Vorgehen der Bundesregierung.

"Kein Wort"

Der Wiener Stadtrat widerspricht auch der Beteuerung des Gesundheitsministers Johannes Rauch vom Dienstag, wonach dieser mit allen Landesvertretern das Masken-Aus akkordiert habe.

"Kein Wort" habe der Minister im Vorfeld zum Wegfall der Maskenpflicht in den Öffis gesagt. "Wir haben vergangene Woche viel gesprochen über das Thema Handel. Es ist kein Wort gefallen, bis gestern nicht", grantelt Hacker, der von einer spontanen Entscheidung ausgeht. "Oder es war vorbereitet und man wollte uns nur nichts sagen."

"Das ist schon irgendwie etwas Erstaunliches in diesem Land, dass es nicht und nicht möglich ist, zum Telefon zu greifen, und sich miteinander abzusprechen."

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    Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (VP) verkündeten am 24. Mai 2022 das vorläufige Aus der FFP2-Maskenpflicht in Österreich.
    Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (VP) verkündeten am 24. Mai 2022 das vorläufige Aus der FFP2-Maskenpflicht in Österreich.
    Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

    Die Corona-Pandemie verlange den Menschen viel ab. Deshalb spricht sich der Wiener Gesundheitsstadtrat gegen ein ständiges Maßnahmen-Jojo aus. "Kaum dreht man sich zweimal um, gibt es wieder neue Maßnahmen", kritisiert er und fordert Beständigkeit und Kontinuität ein.

    Impfung

    "Der Herbst ist die riesengroße Unbekannte", sagte Hacker auch in Richtung der Impfung. Noch immer seien 20 Prozent der Österreicher komplett ungeimpft – und wegen der geringen Auffrischungsimpfungen werde der Immunschutz der Bürger täglich schlechter.

    War das Aussetzen der Impfpflicht dahingehend ein Fehler? Da will Hacker differenzieren zwischen der Notwendigkeit eines Immunschutzes in der Bevölkerung und dem gesetzlichen Zwang dazu.

    Unter den Ungeimpften erst im Herbst mit der Stecherei anzufangen, sei jedenfalls "zu spät". "Wir wissen, dass wir im August einen wirklich großen Ruck durch die Bevölkerung brauchen, um die Immunität wieder zu retten". Gerade die Jugendlichen seien die Gruppe mit der schlechtesten Durchimpfungsrate. "Ich verstehe auch nicht, warum in der Schule mit dem Testen aufgehört wird. Da gibt es überhaupt gar keine Grundlage dafür".

    "Hopsala"

    Das Aussetzen der Impfpflicht sei "grundsätzlich ein Fehler": Allerdings für Hacker aus einem ganz anderen Grund, als viele annehmen würden. Man könne über die Sinnhaftigkeit einer Impfpflicht diskutieren, "aber wenn ich entscheide, etwas zu machen, dann finde ich es unlogisch, zu sagen: 'Hopsala, jetzt habe ich's entschieden, aber mach es einfach nicht'."

    Genau so ein Herumgeeiere wolle man beim Wiener Weg vermeiden. Ob Österreich wirklich auf die Pandemie-Welle in diesem Herbst besser vorbereitet ist, wie die Krisenkoordination des Bundes beschwört? "Im Augenblick höre ich die Predigen dazu, aber sehe nicht, dass auch etwas passiert."

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      Ferrigato Roland / Verlagsgruppe News / picturedesk.com