Wien

Falle Spielsucht: "Ging auf Flohmarkt, um zu überleben"

Sophia war 25 Jahre lang spielsüchtig, lebte weit über ihre Verhältnisse. In Casinos und auf Online-Plattformen verspielte sie fast 100.000 Euro.

Yvonne Mresch
Die Spielsucht hatte Sophia 25 Jahre lang fest im Griff. Sie verlor ihr Geschäft und fast 100.000 Euro. 
Die Spielsucht hatte Sophia 25 Jahre lang fest im Griff. Sie verlor ihr Geschäft und fast 100.000 Euro. 
Verein Spielerhilfe

"Das letzte Mal war ich vergangenen September im Casino", erinnert sich Sophia. Die junge Frau möchte anonym bleiben, ihr Gesicht nicht zeigen. Sie ist spielsüchtig, sagt sie selbst. Und das seit 25 Jahren.

"Ich habe 100.000 Euro verspielt"

"Es gab immer wieder Pausen, aber insgesamt sind es 25 Jahre. Woher die Sucht kommt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, Süchtige sind arm dran." Sophia spielte in Casinos, aber auch online. So lange, bis die Selbstständige ihr Geschäft verlor: "Ich habe fast 100.000 Euro verspielt. Das war das Geschäftsgeld, denn privat kann sich das ja niemand leisten."

Anfangs verbrachte sie fast jede Woche im Casino. "Man ist zornig, wenn man verliert. Dann geht man wieder hin, denn man will das Geld ja zurück bekommen", sagt sie. Aus Verzweiflung ließ sie sich lebenslang sperren – doch nur mit mäßigem Erfolg. "Ich konnte trotzdem noch online spielen und ging nach sechs Monaten auch wieder ins Casino." Dort habe man von ihrem Problem gewusst: "Ich habe es den Mitarbeitern sogar gesagt, dass ich nicht mehr kann, süchtig bin und es mir auch nicht mehr leisten kann. Einmal habe ich sogar gedroht, die Gläser von der Bar zu schmeißen, wenn sie mich spielen lassen. Ich wünschte, ich hätte es getan, denn dann hätte ich heute Hausverbot."

90.000 Spielsüchtige in Österreich

Sophia lebte weit über ihre Verhältnisse, konnte die Miete nicht mehr bezahlen: "Ich ging am Flohmarkt einkaufen, um zu überleben", erinnert sie sich. "Niemand hilft dir, allen ist es egal. Dass ich trotz Sperre online weiterspielen konnte ist eine bodenlose Frechheit."

Sophias Geschichte ist kein Einzelfall: 90.000 Menschen in Österreich sind spielsüchtig – wir berichteten. Der Verein Spieler Hilfe fordert einen zentralen Sperrverbund, keinen Willkommens-Bonus oder laufende Gratis-Einsätze, frühzeitiges Offenlegen der Einkommensverhältnisse, kein Glücksspiel für Menschen, die Sozialleistungen beziehen, Reduktion der Werbungen auf ein Minimum sowie die Reduktion der Einsatzlimits auf maximal einen Euro, der Gewinnlimits auf 500 Euro und das Erhöhen der Spieldauer auf mindestens drei Sekunden pro Spiel. 

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