Österreich

Fall Kampusch: Polizist bekannte sich schuldig

Heute Redaktion
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In Wien hat sich am Montag ein Polizist, der illegal in einer niederösterreichischen Volksschule ermittelt haben soll, vor Gericht für schuldig bekannt. Er habe im Bezirk Mödling an die DNA eines Mädchens gelangen wollen, um zu überprüfen, ob es die leibliche Tochter von Natascha Kampusch ist. Der Prozess wurde auf August vertagt.

In Wien hat sich am Montag ein Polizist, der illegal in einer niederösterreichischen Volksschule „ermittelt“ haben soll, vor Gericht für schuldig bekannt. Er habe im Bezirk Mödling an die DNA eines Mädchens gelangen wollen, um zu überprüfen, ob es die leibliche Tochter von Natascha Kampusch ist. Der Prozess wurde auf August vertagt.

Der Polizist hat sich Montagfrüh am Wiener Straflandesgericht wegen Amtsmissbrauchs und Urkundenunterdrückung verantworten müssen. Der mittlerweile suspendierte Beamte bekannte sich des Missbrauchs der Amtsgewalt für schuldig.

„Ich habe den Fall Kampusch wie jeder andere Staatsbürger mitverfolgt“, sagte der 63-jährige Beschuldigte. „Wirklich tätig geworden“ sei er nach einem Vortrag eines FPÖ-Nationalratsabgeordneten, der dabei über zahlreiche Ungereimtheiten in dem Fall berichtete. Dabei war ihm auch zu Ohren gekommen, dass Kampusch ein Kind von Priklopil geboren habe, das nun an ihrer Stelle missbraucht werde. „In meinem Schädel war immer wieder, dass da ein Kind missbraucht wird“, sagte er vor Schöffensenatsvorsitzenden Elisabeth Reich.
Rzeszut sprach ihn auf der MaHü an

Nach mehreren Treffen mit Rzeszut, den er zufällig auf der Mariahilfer Straße traf und ansprach, dürfte der Polizist ebenfalls davon überzeugt gewesen sein. „Für mich war der die Koryphäe unter den Juristen“, sagte der 63-Jährige. Und der Bericht der Evaluierungskommission, der Rzeszut angehörte, zeigte „40 Seiten Fakten, nichts als Fakten“, so der Angeklagte. „Ich weiß, was Missbrauch in einem Menschen auslöst. Da hab ich mir gedacht, da musst du was machen“, sagte der Beschuldigte.

Polizist wollte "Mediengetöse" auslösen

Er zeigte sich vor der Richterin zwar nicht überzeugt, dass das Kind von Kampusch, aber dass der Vater Priklopil sei. Mit dem DNA-Beweis hätte er sich als „kleiner Inspektor“ einen Namen machen und ein „Mediengetöse“ auslösen wollen. Zunächst ermittelte er auf eigene Faust in einer Wiener Klinik, wo das Kind auf die Welt gekommen war.

"Kleiner Trick"

„Ich habe mich immer als Polizist ausgegeben“, erklärte der Angeklagte. Jedoch bediente er sich eines „kleinen Tricks“ und erklärte dem medizinischen Personal, dass es um eine Vaterschaftsstreitigkeit gehe, bei der er ermitteln müsste - und nicht um den Fall Kampusch. Nachdem er herausfand, dass Kampusch nicht die Mutter des Kindes sein konnte und ein Vater bei der Geburt nicht angegeben wurde, versuchte er, an die DNA des Kindes heranzukommen.

Prozess vertagt

Zur Befragung von Zeugen wurde die Verhandlung mittags auf August vertagt. Der Antrag von Verteidiger Dietmar Heck auf zeugenschaftlicher Befragung Rzeszuts wurde abgewiesen. Rzeszut selbst könnte in einem separaten Verfahren auch noch vor Gericht landen. Er hatte nämlich bestritten, den 63-jährigen Polizisten überhaupt zu kennen, weshalb gegen ihn von der Staatsanwaltschaft Linz wegen falscher Zeugenaussage ermittelt wird.

Ausgelöst dürften die Vorgänge Kontakte des 63-jährigen Beamten zum pensionierten Präsidenten des Obersten Gerichtshofs (OGH), , haben. Rzeszut war Mitglied einer vom Innenministerium eingesetzten Evaluierungskommission, die behördlichen Versäumnissen im Entführungsfall Kampusch nachgehen sollte. Dabei sorgte er für Irritationen, indem er in diversen Medien immer wieder die Theorie anzweifelte, Wolfgang Priklopil sei ein Einzeltäter gewesen, und Natascha Kampusch unterstellte, diese habe eine Schwangerschaft verheimlicht.

Zumindest von letzterem dürfte Rzeszut den Polizisten überzeugt haben. Dieser ging - "versorgt mit den Vermutungen Rzeszuts", wie in der Anklage zu lesen ist - dem Verdacht nach.

Vom Dienst suspendiert

Sein Vorhaben, sich die DNA des Mädchens zu schaffen, flog allerdings auf, der Beamte wurde im Februar 2012 vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelte eingehend, aus möglichen Befangenheitsgründen wurde die Verhandlung nach Wien verlegt.