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Fake-Millionär lebte wie ein König, war aber mittellos

Ein 68-Jähriger steht vor Gericht, weil er jahrelang Dutzende von Opfern ausgenutzt haben soll. Er gab stets an, ein wohlhabender Mann zu sein.

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    Ein heute 68-Jähriger soll jahrelang als Betrüger durchs Leben gegangen sein.
    Ein heute 68-Jähriger soll jahrelang als Betrüger durchs Leben gegangen sein.
    LAB Marc Dahinden

    Er hatte Schulden, keinen Job und seine Dreizimmerwohnung wurde ihm gekündigt, weil er die Miete nicht bezahlte. Und trotzdem beschloss der Beschuldigte 2006 eine Luxuswohnung im Wert von fast drei Millionen, inklusive zwei Autoeinstellplätzen für insgesamt 104.000 Franken (ca. 106.000 Euro), in einem schicken Basler Quartier zu kaufen.

    Für die Eigentumswohnung im Haus mit der barocken Fassade im Stadtpalais scheute der heute 68-Jährige keine Müh und unterschrieb den Kaufvertrag, wohlwissentlich, dass er nicht über das Geld verfügte. Als dies die Gegenseite realisierte, löste sie den Vertrag auf und stellte ihm für Planungs- und Vorarbeiten eine Rechnung von rund 20’700 Franken (rd. 21.000 Euro) in Rechnung. Auch diesen Betrag bezahlte er nicht.

    Die Anklageschrift der Basler Staatsanwaltschaft zeichnet ein ziemlich präzises Bild, wie der Mann während Jahren gelebt hatte. Er hatte nichts in der Tasche, gab seinem Umfeld und neuen Bekanntschaften aber gerne vor, auf großem Fuß zu leben. "Er hat den Eindruck gemacht, er könne die Welt kaufen", sagt eine Zeugin am Montag über den Mann aus. Vor einer anderen Frau habe er geblufft, Millionen auf dem Konto zu haben, wie sie dem Gericht erzählte.

    Angeklagt ist der Basler wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Veruntreuung sowie mehrfacher Urkundenfälschung. Der Mann wurde bereits im November 2016 einschlägig verurteilt. Nachdem er das Urteil ans Appellationsgericht weitergezogen hatte, ist es mittlerweile rechtskräftig.

    Gefälschte Kontoauszüge

    Was Wohnungen anbelangt, blieb es nicht bei dem einen Versuch, eine neue Bleibe zu finden. Mehrfach bewarb er sich für Appartements: Stets luxuriös, groß und in bester Lage. Dafür fälschte er Kontoauszüge oder gab an, gerade aus den USA zurückgekehrt zu sein, um keinen Betreibungsregisterauszug vorzeigen zu müssen. Aus den Wohnungen flog er dann jeweils schnell wieder raus, weil er für die Miete nicht aufkommen konnte, so die Anklage.

    In Designläden soll er dann Möbel im sechsstelligen Betrag bestellt haben. Der 68-Jährige habe aber immer unter falschen Namen und Adressen geshoppt. Ein Großteil der geprellten Läden bleibt wohl auf den offenen Summen sitzen. Die angeklagten Delikte sind mittlerweile verjährt.

    Auch Frauen betrog er laut Staatsanwaltschaft und nutzte seine Opfer finanziell aus. Aktuell angeklagt sind sechs Fälle, in denen er seine Kolleginnen und Partnerinnen ausgenommen hat. Er erzählte oft die gleiche Lügengeschichte, wie Zeuginnen am Gericht aussagten: dass seine Konti wegen Schwarzgeld-Verdacht eingefroren worden seien. Die Frauen glaubten ihm und gaben ihm größere und kleinere Summen. "Er hat mich angelogen. Ich hatte damals private Probleme, gesundheitliche Probleme, habe meine Arbeit verloren und hatte nicht viel Geld. Das kreide ich ihm an. Er hat mich abgezockt. Bis heute habe ich nicht einen rostigen Rappen von meinem Geld gesehen", so eine Zeugin.

    "Ich fand den Ausweg aus der Spirale nicht"

    Doch was bewegt einen Menschen dazu, so zu leben? Auf diese Frage versuchte das Gericht eine Antwort zu finden. An Details könne er sich nicht erinnern, gab der Beschuldigte an. Zu weit würden die Vorwürfe zurückliegen. Das Gericht müsse sehen, dass alles vor dem Hintergrund passiert sei, dass er sich nach getätigten Finanzgeschäften und Investitionen das große Geld erhofft hatte. Er habe im Wissen gelebt, dass er jeden Moment eine riesige Summe ausbezahlt kriegen würde. "Das passierte in der Zeit, in der ich schon lange hätte Geld haben sollen", so der Mann. Heute wisse er, dass er auf falsche Freunde gesetzt habe und betrogen wurde. "Ich bin dermaßen übers Ohr gehauen worden."

    Der Mann zeigte sich keinesfalls reuig, aber gab Einblicke, wie er sich in dieser Zeit gefühlt hatte. "Ich habe da von einem zum anderen Tag gelebt. Natürlich ging es mir schlecht. Ich habe das alles gemacht, um Zeit zu gewinnen, weil ich in der Bredouille war. Das will ich gar nicht abstreiten. Wenn man in dieser Spirale ist, findet man den Ausgang nicht mehr", so der Mann. Er habe aber nie jemandem schaden wollen, insistierte er mehrfach während des ersten Prozesstages.

    Der Prozess geht am Dienstag weiter. Am Mittwoch werden die Plädoyers gesprochen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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      Helmut Graf
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