Spiele-Test
"Fairy Tail 2" als Rollenspiel-Liebeserklärung für Fans
"Fairy Tail 2" ist eine würdige Fortsetzung des beliebten RPGs, das die Herzen der Fans der gleichnamigen Anime- und Manga-Serie höher schlagen lässt.
"Fairy Tail 2" entführt die Rollenspieler erneut in die magische Welt von Fiore und lässt sie die Ereignisse des Alvarez-Imperium-Arcs nacherleben. Als Fan der Serie war ich gespannt, ob das Spiel die epischen Schlachten und die emotionalen Momente des Mangas einfangen kann – und vor allem, ob das Konzept aufgehen kann, den finalen Arc der Handlung als Einstieg für das Spiel zu nutzen. Wer mit "Fairy Tail" gar nichts anfangen kann: Der Manga von Hiro Mashima erschien zwischen 2006 und 2017 und spielte in einer magischen Welt namens Earthland, in der Magie zu so gut wie allem verwendet wird und sich Magier zu Gilden zusammenschlossen.
Bei "Fairy Tail" handelte es sich um eine dieser Gilden, die vielleicht stärkste des Königreichs Fiore, die Handlung folgt dabei deren Mitgliedern, unter anderem Natsu Dragneel und Lucy Heartfilia. Diese versuchten im ersten Spiel, die einstige Stärke der Gilde wiederherzustellen, nachdem ein Drache schwere Zerstörungen in der Spielwelt angerichtet hatte – ein brutales Unterfangen, das zum Kampf gegen eine dunkle Gilde, Dämonen und fast zur Auslöschung von "Fairy Tail" führte. "Fairy Tail 2" aus dem Hause Koei Tecmo Games für PlayStation 4 und 5, Nintendo Switch und PC setzt nun sehr viel später nach den Ereignissen aus Teil 1 an.
Wer "Fairy Tail 2" genießen will, der sollte den Manga kennen
Der mit dem zweiten Teil in Videospiel-Form nacherzählte Kampf gegen Kaiser Zeref und seine Schergen, die das Königreich Fiore vernichten wollen, spielt sich gänzlich anders als Teil 1. Erzählerisch aber folgt die Handlung eng dem Manga und bietet Fans die Möglichkeit, bekannte Szenen noch einmal zu erleben. Neue Elemente wie die Geschichte "Der Schlüssel zum Unbekannten" erweitern das Universum und bieten zusätzliche Spieltiefe. Die Charakterentwicklung ist gut gelungen und die Dialoge treffen den Ton der Serie. Das große Aber: Wer "Fairy Tail" gar nicht kennt, kann mit Figuren und Geschehnissen nichts anfangen.
Das heißt nicht unbedingt, dass man Teil 1 gespielt haben muss, vielmehr sollte man sich zumindest grob mit den Figuren und Geschehnissen des Mangas auskennen, um "Fairy Tail 2" erzählerisch genießen zu können. Vier Schwierigkeitsgrade nehmen dafür Anfänger wie Profis gut mit, als japanische Synchronsprecher kommen zudem die originalen Sprecher des Animes zum Einsatz. Englische oder deutsche Sprachausgabe gibt es indes keine und die Untertitel sind gerade einmal auf Englisch verfügbar. Gut für alle, die sich wirklich in die Welt von "Fairy Tail" einarbeiten wollen: Figuren und Begriffe lassen sich in einer Enzyklopädie nachschlagen.
Aufregung um Gameplay-Änderungen ist nicht gerechtfertigt
Das Kampfsystem ist dynamisch und ermöglicht es, die vielfältigen Magien der Charaktere auszuführen. Die Kombination verschiedener Zauber sorgt für abwechslungsreiche Kämpfe. Die Erkundung der Welt ist angenehm gestaltet und bietet zahlreiche Nebenaufgaben. Die "Atelier Lucy"-Funktion ist eine nette Ergänzung und ermöglicht es, eigene Lacrima zu erschaffen, wenn man das Game einmal abgeschlossen hat. Für große Aufregung sorgte indes in der Fan-Community der Vorwurf, "Fairy Tail 2" habe sich im Vergleich zum ersten Teil von einem rundenbasierten Taktik-Rollenspiel zu einem wenig komplexen Action-RPG gewandelt.
Die Aufregung ist allerdings nicht gerechtfertigt. Ja, das Gameplay hat sich drastisch geändert, das ist aber fantastisch und keine Verschlechterung. Nun darf man vollkommen frei die 3D-Spielwelt erkunden, nähert man sich Feinden, kommt es zum Kampf. Dieser läuft nun in Echtzeit statt rundenbasiert ab, wobei Spielerinnen und Spieler nun einen Charakter nach Wahl steuern und die beiden meist frei wählbaren Begleiter per KI-Steuerung an- und eingreifen. Man darf aus verschiedenen Attacken und Fähigkeiten auswählen, die alle eine individuelle Abklingzeit besitzen. Ist der Schutz der Feinde durchbrochen, darf man Komboattacken nutzen.
An Komplexität mangelt es dem Rollenspiel keinesfalls
Heißt das nun einfach Knöpfchen drücken und das war es? Weit gefehlt. Zwar werden die Attacken automatisch ausgeführt und Beute sowie Erfahrungspunkte ebenso eingesammelt, doch im Kampf muss blitzschnell entschieden werden, welche Attacken man gegen welche Stärken und Schwächen einsetzt und über welches Teammitglied man die Kontrolle übernimmt, um eine Chance zu haben. Viel entscheidet aber bereits im Vorfeld die Besetzung der eigenen Party, in der man einerseits verschiedene Stärken und Schwächen abdecken sollte, die Mitglieder aber auch miteinander harmonisieren sollten, um Kombos zu nutzen und zu stärken.
Schon nach kurzer Zeit ergeben sich durch Besetzung der Party und Fähigkeiten der Kämpfer Dutzende Möglichkeiten für taktische Schachzüge, Partymitglieder können selbst in laufenden Kämpfen getauscht werden und an Komplexität mangelt es dem Game nicht. Klar ist aber auch: Wer den leichtesten Schwierigkeitsgrad startet, kommt mit dem einfachen Drücken der Knöpfe auch ans Ziel, Spaß macht das aber ohne Herausforderung nicht. Wer sich aber einem höheren Schwierigkeitsgrad stellt, bekommt anständige Portionen Action und Taktik, zu denen interessante Unterstützungs-Charaktere und ausführliche Fähigkeiten-Bäume dazukommen.
"Fairy Tail 2" als Rollenspiel-Liebeserklärung für Fans
Die Grafik ist farbenfroh und die Charaktermodelle sind für den Manga-/Anime-Stil detailliert, aber auch klischeehaft. Männliche Figuren zeigen sich meist durchtrainiert, gerne oben ohne und mit den wildesten Frisuren, weibliche Figuren mit entweder tiefen Ausschnitten oder extremen Oberweiten und kurzen Röcken. Optisch beeindruckend sind aber sowieso eher die Animationen der Zauber und die Gestaltung der Spielwelt. Der Soundtrack ist passend zur Serie und untermalt die Stimmung der Szenen. Technisch gab es eine Handvoll Ruckler in mehreren Stunden Spielzeit zu beklagen, dabei war aber nichts, das den Spielspaß merklich trüben würde.
"Fairy Tail "2 ist ein solides Spiel für Fans der Serie. Die Geschichte ist gut erzählt, das Kampfsystem macht Spaß und die Grafik ist ansprechend. Das volle Potenzial entfaltet das Spiel allerdings nur, wenn man die Geschichte des Mangas kennt und mit den unfassbar zahlreichen Charakteren vertraut ist. Die Kritik an der Änderung des Kampfsystems ist indes nicht wirklich gerechtfertigt. Zwar hätten sich viele Fans des ersten Teils erneut ein klassisch rundenbasiertes Kampfsystem gewünscht, dass das neue System aber keine Taktik zu bieten hat, ist aus der Luft gegriffen. Vielleicht lassen sich davon auch die Kritiker noch überzeugen.
Auf den Punkt gebracht
- "Fairy Tail 2" ist eine gelungene Fortsetzung des beliebten RPGs, das die epischen Schlachten und emotionalen Momente des Mangas einfängt und die Spieler in die magische Welt von Fiore entführt.
- Das dynamische Kampfsystem und die detaillierte Grafik bieten ein ansprechendes Spielerlebnis, das jedoch vor allem Fans der Serie anspricht, die mit der Geschichte und den Charakteren vertraut sind.