Bonnie Blue, Lily Phillips

Extreme Trends: So schädlich sind Hypersexualität & Co

Bonnie Blue und Lily Phillips sind bekannt für ihre Sex-Marathons. Im Gegenteil dazu trendet die Enthaltsamkeit. Die Risiken beider Trends sind hoch.
22.02.2025, 20:35

Seit Wochen sorgen OnlyFans-Creatorinnen wie Lily Phillips (23) und Bonnie Blue (25) mit ihren Sex-Marathons für Aufsehen. Sie waren einst Freunde, entwickelten sich jedoch zu Rivalinnen. Jüngst verkündeten beide, dass sie schwanger sind – was laut einer TikTokerin "ein Wettbewerb der ganz widerlichen Art und Weise" ist.

Bonnie Blue dementierte mittlerweile ihre Schwangerschaft. Ob Lily Phillips, die mit einem runden Bauch auf Instagram posiert, wirklich schwanger ist, bezweifeln ebenfalls viele auf Social Media. Denn die beiden Britinnen sind bekannt für ihre PR-Gags und bewerben zudem weiterhin ihre geplanten Sex-Stunts.

Feministische Bewegung: Vierfaches Nein zum Mann

Auf der einen Seite gibt es das Phänomen Hypersexualität, wie es Blue und Phillips praktizieren – mit so vielen Männern wie möglich, Sex zu haben. Andererseits trendet seit letztem Jahr auf Social Media "Boysober", also die totale Enthaltsamkeit. Seinen Ursprung hat der Trend im asiatischen Raum.

2017 entstand in Südkorea eine radikale feministische Bewegung, "4B" genannt, was "vier nein" bedeutet. Befürworterinnen dieser Bewegung daten keine Männer, heiraten keine Männer, haben keinen Sex mit ihnen und auch keine Kinder mit Männern. "4B" hat sich besonders in den USA nach den letztjährigen Präsidentschaftswahlen ausgebreitet.

Beides sind extreme Sexpraktiken. Wie gesund ist das für Individuen? Sexualberaterin Petra Wohlwend (Schweiz) ordnet ein:

Was treibt Menschen zu solchen Extremen?

"Extreme sexuelle Praktiken haben oft einen emotionalen Hintergrund: gesehen werden, Anerkennung und Bewunderung erhalten, Selbstwertsteigerung über Medienpräsenz und weniger eine genitale Befriedigung."

"Auf der Körperebene der Hypersexualität scheint Bonnie Blue ihre Verletzungen schon fast zu feiern, vielleicht als Zeichen, dass es tatsächlich stattgefunden hat. Lily Phillips berichtet beispielsweise davon, dass sie sich nur an wenige Männer des Marathons erinnern kann, was eher darauf hindeutet, dass sie währenddessen dissoziierte, sich also vom Ereignis abspaltete und sich somit auf der psychischen Ebene schützte."

"Aber auch die vollständige Abstinenz kann ein Schutzfaktor sein. Keine Reduktion auf die Körperebene, kein Leistungsdruck, keine Enttäuschungen und Fokus auf die eigenen Ziele."

Wie gesund ist das für einen Menschen?

"Für die Psyche ist es gesund, solange es selbstbestimmt ist. Wenn man jedoch keinen Bezug mehr zum eigenen Körper hat, ist es ungesund. Je länger es andauert und man Bedürfnisse ignoriert, desto größere negative Auswirkungen hat der Lebensstil. Das kann sowohl bei der Hypersexualität als auch bei der Abstinenz sein."

"Wenn man das aufkommende körperliche Bedürfnis aufgrund der Moral und Wertvorstellungen über einen längeren Zeitraum ignoriert, kann das längerfristig auch ungesund sein. Und wenn man seinen Körper als Instrument oder Werkzeug benutzt, wird das auf Dauer auf die Psyche ebenfalls eine negative Auswirkung haben. Somit stellt sich vermutlich oft auch die Frage, wie lange man in einer extremen Haltung ist und ob man nur so lange drinbleibt, wie sie einem guttut."

Zeugt das von geringem Selbstwertgefühl oder ist das sehr selbstbestimmt?

"Das kann beides sein. Wenn man sich als Frau entscheidet, den Körper für seinen Unterhalt einzusetzen, kann das sehr selbstbestimmt sein und somit auch einen hohen Selbstwert erzeugen. Wenn man aber wegen eines negativen Selbstwertes versucht, seinen Selbstwert über Sexualität zu steigern, ist das sicher auch die falsche Motivation. Die Frauen, die grundsätzlich über sexuelle Bedürfnisse verfügen, jedoch aus moralischen Gründen in die Abstinenz gehen, agieren vermutlich sehr selbstbestimmt."

Sind die beiden Sexpraktiken Reaktionen auf die zunehmende Unsicherheit in Geschlechterrollen und Beziehungen?

"Das würde ich so nicht sagen. Es ist eher eine bewusste Entscheidung für viel Sexualität oder dessen Abstinenz. Einfach eine Extreme. Wie ich meine Rolle als Frau oder Mann fülle, hat auch mit der Sexualität zu tun, aber bei weitem sind da andere Fragestellungen wichtig."

"Zum Beispiel: Finde ich mich attraktiv? Mag ich meinen Körper? Wie sehe ich mich im Vergleich zu anderen Frauen oder Männern? Was ist für mich weiblich oder männlich? Mag ich mein Geschlecht? Welche Empfindung habe ich beim Penetrieren oder beim Aufnehmen? Fühle ich mich zu meinem biologischen Geschlecht zugehörig?"

"Und sicher gibt es viele Menschen, die die absolute Autonomie bevorzugen und eine Beziehung als einschränkend und störend empfinden. Das Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit, Intimität, Liebe oder Zweisamkeit haben aber die meisten Menschen und deshalb glaube ich kaum, dass Beziehungen ein Auslaufmodell sind. Die meisten Menschen bewegen sich nicht in den zwei Extremen Hypersexualität und Enthaltsamkeit, sondern irgendwo in der Mitte."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 23.02.2025, 10:17, 22.02.2025, 20:35
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