Wirtschaft
Expertin warnt vor neuer Inflations-Falle in Österreich
Nach wie vor leidet man in Österreich unter den enormen Teuerungen. Die Arbeiterkammer warnt jetzt aber vor einer Falle für rund 300.000 Personen.
Im Juni lag die Inflation noch immer bei sehr hohen acht Prozent. Neben den alltäglichen Schwierigkeiten, die die seit Monaten anhaltende Teuerung mit sich bringt, könnte nun ein regelrechter Inflations-Hammer drohen. Denn wir das Ö1-Morgenjournal am Montag berichtet, droht Personen, die heuer oder 2024 in Pension gehen, durch die aktuellen Regelungen ein enormer Geldverlust.
Auf dem Pensionskonto werden bekanntlich Beitragszahlungen und damit Pensionsansprüche gesammelt. Das Pensionskonto wird jährlich angepasst, aber nicht nur um die bloße Inflationsrate, sondern um die gesamte Lohnentwicklung. Das soll dazu führen, dass den Beitragszahlern nicht nur die Teuerung abgegolten wird, sondern, dass sie langfristig auch von Produktivitätssteigerungen profitieren.
System funktioniert nur in stabilen Jahren gut
Dieses System sei prinzipiell gut, bringe aber eine zeitlich Verzögerung mit sich, erklärt Sybille Pirklbauer von der Arbeiterkammer am Montag im Ö1-Morgenjournal. Zuerst habe man die Inflation, die in die Höhe gehe und erst wesentlich später die Lohnverhandlungen. Erst danach wisse man, wie sich die Lohnabschlüsse entwickeln und sich diese auf die Pensionskonten auswirken.
In Zeiten von weitgehend stabilen Inflationsraten sei das kein Problem. Weil aber die Teuerung insbesondere seit dem Vorjahr stark zugenommen hat, bestehe jetzt die Situation, "dass die Personen, die heuer und vor allem nächstes Jahr in Pension gehen, dass da zurückgegriffen wird auf Jahre, in denen die Lohnabschlüsse noch relativ niedrig waren, weil die Inflation eben noch nicht so hoch war", so Pirklbauer gegenüber dem ORF-Radio.
Bis zu 1.700 Euro können verloren gehen
Für Personen, die 2024 in den Ruhestand gehen, bemisst sich die Anpassung auf dem Pensionskonto nach der Lohnentwicklung von 2021 auf 2022 – diese Valorisierung liegt bei rund drei Prozent, bei einer momentanen Inflation von acht Prozent. Für einzelne Pensionisten könnte das bedeuten, dass in einem Jahr bis zu 1.700 Euro fehlen. Pirklbauer bringt eine Schutzklausel als Problemlösung ins Spiel. "Das wäre eine sehr einfache Regelung, die man relativ unproblematisch einführen könnte, in dem man einfach sagt, in den beiden Jahren vor der Pension, wo diese Verzögerung negativ wirksam sein könnte, soll die Anpassung jedenfalls in Höhe der Inflation erfolgen". Es bestehe jedenfalls rascher Handlungsbedarf, die fordert, dass die Regierung "in die Gänge" kommen solle.
Denn insgesamt könnten andernfalls bis zu 300.000 künftige Pensionisten Nachteile durch die aktuellen Regelungen und Entwicklungen haben.