Politik

Virologin verrät, warum Lockdown wenig(er) wirkt

Virologin Dorothee von Laer äußerte sich am Montag in der ZiB 2 zur aktuellen Corona-Lage in Österreich und den Beratungen mit der Bundesregierung. 

André Wilding
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Virologin Dorothee von Laer in der "Zeit im Bild 2"
Virologin Dorothee von Laer in der "Zeit im Bild 2"
Screenshot/ ORF

Die Zahl der Neuinfektionen ist am ersten Tag des verschärften Lockdowns in Österreich erneut gesunken. Mit 1.009 Fällen ist die Zahl dabei nur mehr knapp vierstellig. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat in einem Interview mit dem Sender Puls 24 bereits erklärt, dass es bei 700 bis 800 Neuinfektionen pro Tag und einer 7-Tages-Inzidenz weit unter 100 zu einem Ende des Lockdowns kommen wird.

Die Bundesregierung hat am Montag mit Experten, den Landeshauptleuten und der Opposition über den aktuellen Stand der Corona-Pandemie in Österreich gesprochen. An dem Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober nahm unter anderem auch die Virologin Dorothee von Laer (Universität Innsbruck) teil.

Nach den Corona-Beratungen mit der Regierung war von Laer in der "Zeit im Bild 2" zu Gast und stand Moderator Armin Wolf Rede und Antwort. Die Virologin stellte dabei gleich zu Beginn ihres Statements klar, dass etwa über eine mögliche Schließung der Skilifte nicht gesprochen wurde. "Es wurde aber erwähnt, dass man rechtzeitig vor dem Ende des Lockdowns besprechen muss, welche Maßnahmen gelockert werden können. Aber es wurden heute keine konkreten Änderungen der jetzigen Maßnahmen besprochen."

"Ich denke aber, dass die Skigebiete wieder schließen sollten, um eine Reduktion zu erreichen", so die Virologin. Denn: "Die Bilder von Menschenschlangen, wie man sie in der Presse gesehen hat, sind nicht wünschenswert. Auch die geschlossenen Gondeln bergen ein gewisses Gefährdungspotenzial. Zudem nässen auch die Masken beim Skilaufen durch und sind kein guter Schutz mehr", erklärt die Virologin im Gespräch mit Armin Wolf.

"Lockdown könnte noch viel mehr bringen"

Auf die Frage, warum der dritte Lockdown in Österreich trotz strenger Maßnahmen weniger wirkt, als von der Regierung hofft, antwortet von Laer: "Er bringt schon etwas und wir haben auch einen gewissen Abfall der Zahlen. Aber er könnte noch sehr viel mehr bringen. Es liegt vor allem an der Nachlässigkeit, viele sind corona-müde und möchten die Maßnahmen einfach nicht mehr 100-prozentig einhalten", ist sich von Laer sicher.

In dem Gespräch mit der Bundesregierung habe man dabei auch diskutiert, der Nachlässigkeit mit stärkerem Testen entgegenzuwirken. "Die Regelungen werden deutlich zu wenig eingehalten", so die Virologin. Man habe für die Corona-Müdigkeit aber auch Verständnis. Es gehe nun um die Frage, wie man ein "besseres Einhalten der Regeln" innerhalb der Bevölkerung erreichen könne.

"Ein freundliches Erinnern an die Corona-Maßnahmen würde dabei gut tun. Etwa, dass die Maske über der Nase sein sollte und dass der Mindestabstand eingehalten wird", erklärt die Virologin in der "Zeit im Bild 2". Laut von Laer sollte man also Personen, die unbewusst oder absichtlich gegen die Vorschriften verstoßen, auf die Maßnahmen gezielt aufmerksam machen.

Wird Lockdown am 8. Februar gelockert?

Doch warum war der Lockdown im Frühling 2020 eigentlich um so viel effizienter als der jetzige? Sollte man ihn etwa wieder strenger Handhaben? "Wir sind jetzt viel differenzierter", stellt die Virologin klar. So durfte man im vergangenen Frühling etwa nur für dringende Gründe das Haus verlassen. Jetzt wisse man, dass Bewegung im Freien gut tue. "Bestimmte Maßnahmen wirken besser als andere. Etwa die Schließung der Schulen oder das Verbieten von großen Ansammlungen", so von Laer.

Die Virologin erklärt auch, dass der Lockdown durchaus etwas nütze. "Dass der Lockdown etwas gebracht hat, hat man bereits gesehen. Studien, die das Gegenteil behaupten, sind nicht seriös. Manche Maßnahmen sind einfach effizienter und andere bringen eben weniger", erklärt von Laer weiter.

Moderator Armin Wolf wollte von der Virologin dann auch noch wissen, ob sie davon ausgeht, dass der harte Lockdown am 8. Februar gelockert wird. Von Laer: "Ich bin kein Prophet und ich weiß nicht, wie sich die Zahlen entwickelt. Wenn sich jeder aber noch einmal ein bisschen mehr anstrengt, dann schaffen wir es vielleicht noch, die Zahlen noch bis 8. Februar signifikant nach unten zu drücken".

"Russische Impfstoff wahrscheinlich gar nicht so schlecht"

Und weiter: "Es wird aber kein schwarz und weiß geben, nach dem Motto: 'Alles wieder auf'. Die Politik wird einen gut abgewogenen Stufenplan machen, was man zuerst öffnen kann und was man noch schließen muss". Zum Problem der Impfstofflieferung sagt die Virologin ganz offen: "Je schneller man impft, desto schneller hat man eine signifikante Immunität der Bevölkerung und desto besser lässt sich das Virus kontrollieren"

Die meisten Länder, darunter auch Österreich, hätten weniger Impfstoffe, "als man gerne hätte." Laut von Laer sei man aber "relativ machtlos, wenn nicht mehr produziert werden kann". Sollte die EU daher auf andere Impfstoffe, etwa aus Russland oder China ausweichen?

"Der russische Impfstoff ist wahrscheinlich gar nicht so schlecht", stellt von Laer klar. AstraZeneca würde etwa damit verhandeln, "dass man eine Kooperation macht". Ansonsten würden die Impfstoffe aber nicht den Standards entsprechen, und auch einer Zulassung der EU nicht standhalten.

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